Da wären zu nennen defekte Schienen oder Weichen, Signale, die nicht funktionieren und ein entgegenkommender Zug, der einige Zeit damit verloren hat, einen Elefanten von der Schiene zu jagen, ganz zu schweigen von den serienweise kaputtgehenden Lokomotiven. Auf den eingleisigen Strecken durch Tansania bleibt nichts anderes übrig, als geduldig zu warten, bis er dann irgendwann doch einmal kommt. Die Tansanier sind geduldig – und also fahren sie allen Problemen zum Trotz weiterhin mit der Tazara, der Tansania-Zambia-Rail, in den Süden des Landes oder mit der Central Line in den Westen, an den Tanganjika- oder den Victoria-See. Es bleibt ihnen oft auch nichts anderes übrig, denn viele Landesteile sind von den großen Städten, und besonders von der Hauptstadt Daressalam aus, überhaupt nur mit der Eisenbahn zu erreichen.
Das soll sich ändern, also baut der Staat neue Straßen entlang der Eisenbahnstrecke – und macht sich damit als Besitzer der Central Line selbst Konkurrenz. Böse Zungen in Tansania behaupten, der miserable Zustand der Central Line sei gewollt, damit die Bus- oder LKW-Fahrten attraktiver würden. Denn in dieses Gewerbe hätten die meisten Mitglieder der Regierung investiert. Das würde immerhin erklären, warum Waggons und Lokomotiven uralt sind und immer wieder repariert werden müssen.
Für die Tazara gilt das nicht. Die ist privat und nicht weniger marode. Abgesehen von den neu angelieferten chinesischen Lokomotiven. Die Chinesen haben auch die Schienen gelegt, um sich den Zugang von Südafrika in den Hafen von Daressalam zu sichern. Ein gigantisches Entwicklungsprojekt für Ostafrika, aber eines, das noch nicht vollendet zu sein scheint.
Eine Zugfahrt durch Tansania ist und bleibt vorerst ein großes Abengteuer. Aber eines, das in die schönsten Landesteile führt. In Tanzania bauten die deutschen Kolonialherren die erste Eisenbahn in Afrika, die Usambara-Bahn. Auch das kann man auf einer Zugfahrt auf des Kaisers alten Gleisen mitten durch das Zentrum Afrikas erleben: Die Deutschen leisteten damals solide Arbeit, ihre Schienen sind heute noch in Funktion, ihr Kanonenboot von 1914, die MS Lliemba, fährt immer noch auf dem Tanganjika See.
Der Film zeigt – neben den schönsten Landschaften Tansanias, der Tier- und Pflanzenwelt rund um den Kilimanjaro, dem Schimpansen-Projekt am Tanganjika-See und den Elefantenherden in der Savanne – auch ein Stück deutscher Kolonialgeschichte, die genau vor einhundert Jahren in Deutsch-Südost zu Ende ging.
(ESD: 02.01.2016)