Es ist eine sehenswerte, in Teilen sogar gemütliche Reise, weil unser Nachbarland mit einem Streckennetz von knapp 280 Kilometern eine überschaubare Ausdehnung vorweist. Eine Stadtrundfahrt in Luxemburg mit Besichtigung der Wasserstoffbusse mit BALLARD-Brennstoffzelle und deren Tankstation war sehr beeindruckend. Auch das Straßenbahnmuseum ist absolut sehenswert gewesen.
Am zweiten Tag hatten wir die wohl bekannteste Diesellok des Landes, die Kultlok 1604 des "1604 classics", auch "Kartoffelkäfer" genannt vor unserem Zug. Sie brachte uns nach Rumelange zum Erzbergmuseum, das wir unter fachkundiger Leitung ausführlich besichtigen konnten.
Später am Tag waren wir mit dem "Train 1900" auf Luxemburgs einziger Normalspur-Museumsbahn unterwegs. Im staatlichen Industrie- und Eisenbahnpark Fond-de-Gras haben wir die Dampfidylle pur erlebt.
Reisebericht
Das Großherzogtum Luxemburg lockte mit seinen Loks und 120 Eisenbahn-Freunde haben sich diesem Lockruf nicht entziehen können und sich der Eisenbahn-Romantik Sonderfahrt angeschlossen.
Es war eine sehenswerte, in Teilen sogar gemütliche Reise, weil unser Nachbar-Land mit einem Streckennetz von knapp 280 Kilometern eine überschaubare Ausdehnung vorweist. Die Luxemburger Gastgeber haben uns mit einem ausgewählten Programm begeistert und mit ihrer Freundlichkeit überwältigt.
Die Reise verlief ab Stuttgart ohne jede negativen Vorkommnisse. Ab Igel, dem letzten Ort vor dem Grenz-Übertritt, wurde es tierisch, denn als Vorspannlok kam der jüngere Bruder des legendären Luxemburger "Kartoffelkäfers" zum Einsatz, eine Diesellok der Reihe 1800.
Gleich nach der Ankunft in Luxemburg ging es weiter zur Besichtigung des Straßen-Bahn-Museums. Hier bekamen die Besucher ein eindruckvolles Bild von den Anfängen dieses Nahverkehrssystems vermittelt. Es soll auch nicht verschwiegen werden, dass es sich bei diesem Museum um eine überaus liebevoll hergerichtete Einrichtung handelt.
Im benachbarten modernen Busdepot gab es anschließend technische Erläuterungen über die Wirkweise von Wasserstoff als Kraftstoffalternative. Hinzukam eine Besichtigung der Wasserstoff-Tankstelle und eine detaillierte Erklärung des Motors. Insgesamt sind dort drei Wasserstoffbusse stationiert.
Wir konnten uns auch persönlich davon überzeugen, dass diese Technik reibungslos funktioniert. Mit einem Wasserstoffbus ging es auf Stadtbesichtigungstour, einmal kreuz und quer durch Luxemburg und zurück. Ob sich diese Art des Antriebes im öffentlichen Nahverkehr durchsetzen wird, ob sie sich rechnet, muss die Zukunft zeigen. Eine Alternative zum Benzin- oder Dieselmotor ist der Wasserstoffantrieb allemal.
Über Berchem und Bettembourg führte die Fahrt ins Erzgrubenmuseum Rümelingen. Dort wurden die Stollenanlagen besichtigt und anschließend eine Fahrt mit der Grubenbahn unternommen. Kühl war es im Stollen, glücklich derjenige, der seinen Pullover nicht vergessen hat. Danach ging es über Esch nach Petingen, wo sich die Museumsbahn von Fond-de-Gras beginnt.
Mit dem Train 1900, gezogen von zwei Dampflokomotiven, ging die Fahrt durch das ehemalige Abbaugebiet zum Industrie- und Eisenbahnpark Fond-de Gras. 1986 wurde in Luxemburg mit Hilfe des Kulturministeriums der Industrie- und Eisenbahnpark "Fond-de Gras" ins Leben gerufen: ein ganzes Tal als Museum für die ehemals so starke Eisenindustrie des Landes.
Schon Jahre davor, 1970, hatte hier eine Gruppe junger Eisenbahn-Begeisterter Reste der noch verbliebenen Normalspur-Anlage wieder instand gesetzt und mit Dampfloks der dort früher ansässigen Eisenhütten bestückt. Seit etwa fünf Jahren besteht in Petange auch wieder ein direkter Anschluss an die Hauptbahn.
Damit hat "Train 1900" die Möglichkeit ihr eigenes Netz zu verlassen und im gesamten Großherzogtum und darüber hinaus unterwegs zu sein. Der Zug ist ein Genuss. Liebevoll restaurierte Wagen, der ersten und zweiten Klasse aus dem ersten Viertel des vorigen Jahrhunderts.
Mit der 700 mm-Schmalspurbahn "Miniersbunn" ging es weiter. Zuerst mit Dampf, später, durch den Berg mit Elektro-Traktion durch die Industrieregion nach Lasauvage und nach Saulnes in Frankreich. Insgesamt besitzt der Verein 44 E- und Dieselloks, davon sind zwölf fahrbereit.
Auch auf diesem Reiseabschnitt kam ein Exemplar aus dem Tierreich zum Einsatz. Und zwar ein vierbeiniges. Ein Kaltblütler. Diese waren bis vor einigen Jahren als Zugpferde im Einsatz. Eines dieser schweren Pferde führt diese Tradition für den Museumsbetrieb weiter.
Insgesamt erhielten die Reiseteilnehmer einen Eindruck in die Industriegeschichte unseres Nachbarlandes, von dem man eigentlich bisher nicht so sehr viel wusste. Das hat sich durch unseren Besuch mit Sicherheit geändert.
Der Sonntag stand ganz im Zeichen von König Dampf. Leider hat sich Petrus von der Dampfbegeisterung nicht anstecken lassen. Er schickte graue Wolken und am Nachmittag Regen. Der Schlingel.
Dampflok 5519 war mit unserem Zug und mit Volldampf in den Naturpark Ardennen unterwegs. Zunächst ging die Fahrt nach Ettelbruck. Dort musste man in den Triebwagen umsteigen, um in einer fünf Minuten dauernden Reise nach Diekirch zu gelangen. Der Ort erlangte durch die Schlacht in den Ardennen im zweiten Weltkrieg traurige Berühmtheit.
Im Nationalmuseum der Militärgeschichte kann man sich einen Überblick über die Kriegszeiten machen dabei erhält man umfassende allerdings auch beklemmende Einblicke in ein sechs Jahre währendes Inferno, das uns nie wieder ereilen möge.
Nach diesem Blick zurück konnte man sich wieder der Dampfkraft widmen. Mit ihr ging es weiter in den Norden des Großherzogtums. Bei einigen Schein-Anfahrten konnte sich das Dampfross aus dem Jahr 1942 in voller Schönheit seinen Bewunderern präsentieren. Durch das romantische Tal der Clerve ging die Fahrt und durch 23 Tunnel.
Ziel am Mittag war das Städtchen Clervaux. Dort gab es diverse Möglichkeiten, wie Burg-, Kirchen- oder Museumsbesichtigungen. Mir hatte es das Spielzeugmuseum angetan, das sich mit seinen zahllosen Exponaten, die liebevoll zusammengestellt wurden, unglaublich sympathisch präsentierte.
Am letzten Tag erfolgte der Transfer ins Lok-Depot von Luxemburg. Es war eine zur Schaustellung der verschiedenen Lokomotiven, die noch auf Luxemburgs Gleisen unterwegs sind. Eine erstaunliche Vielfalt für solch eine kleine Bahn.
Der Kartoffelkäfer drehte sich auf der Drehscheibe ebenso wie das "Bügeleisen", eine E-Lok aus der Baureihe 3600, das leider im Augenblick nicht betriebsfähig ist. Einige weitere Kleindiesel- und E-Loks wurden den Gästen vorgestellt. Es war ein kurzweiliger Vormittag, der wie im Flug verging.
Ein freundlicher Mitarbeiter steckte mir noch ein Bild aus alten Tagen zu, bedankte sich für Eisenbahn-Romantik und war entschwunden, ehe ich ihn nach seinem Namen fragen konnte. Deshalb von dieser Stelle aus ein Dankeschön ins Lokdepot nach Luxemburg. Das Bild in unserer Redaktion einen Ehrenplatz bekommen.
Unsere Rückfahrt wurde wieder vom jüngeren Bruder des Kartoffelkäfers durchgeführt, einer Diesellok aus der Baureihe 1800, von dem wir uns in Igel, kurz nach der Grenze verabschieden mussten.
Ein Lokwechsel, speziell bei einem Sonderzug mit 120 Eisenbahnfans an Bord, birgt erfahrungsgemäß große Gefahren für die sichere Durchführung des Personen-Transports. Das sah auch die DB so und hat dankenswerter Weise einen Mitarbeiter des Bahnsicherheitsdienstes aus Trier kommen lassen, der strikt darauf geachtet hat, dass ja kein Fahrgast das Verbotsschild missachtet, das an allen Bahnsteigsenden zu finden ist. Die Transportpolizei aus DDR-Reichsbahnzeiten lässt grüßen ...
Liebe Bahnoberen, diesen Einsatz hätten Sie sich sparen können. Eisenbahn-Romantik Sonderfahrten haben eine Tradition, die länger währt, als ein Jahrzehnt. Und unsere Gäste haben weder sich noch die jeweilige Bahngesellschaft in irgendeiner Weise in Gefahr gebracht. Also, das nächste Mal bitte nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen ...
(ESD: 23.10.2005)