Folge 994

Zahnrad, Dampf und Hochgebirge - Die Brienz-Rothorn-Bahn

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Autor/in
Bettina Bansbach
Bettina Bansbach

Im Berner Oberland am Ostufer des Brienzer Sees ist die Brienz-Rothorn-Bahn täglich zwischen Mai und Oktober unterwegs. Sie ist die älteste Zahnradbahn der Schweiz, die auf unveränderter Streckenführung mit Originaldampflokomotiven und Originalwagen heute noch in Betrieb ist.

In Sachen Bahnbau war die Idee und Realisierung dieser Hochgebirgstrecke eine bahntechnische Pionierleistung. 1891 begannen die Bauarbeiten und in nur sechzehn Monaten haben rund sechshundert italienische Bahnbauspezialisten die Strecke der Brienz-Rothorn-Bahn beinahe aus dem Berg "gerissen". Am 17. Juni 1892 fuhr zum ersten Mal die dampfbetriebene Zahnradlok in einer Stunde Fahrzeit von Brienz bis zur Endstation Rothorn Kulm in 2244 Meter Höhe.

Die Brienz-Rothorn-Bahn mit der ölbefeuerten Lok 15 auf den ersten Metern der Gebirgsstrecke – noch sind die Häuser von Brienz zu sehen.
Die Brienz-Rothorn-Bahn mit der ölbefeuerten Lok 15 auf den ersten Metern der Gebirgsstrecke – noch sind die Häuser von Brienz zu sehen. Bild in Detailansicht öffnen
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Seit 1992 werden von der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik Winterthur gebaute ölbefeuerte Dampflokomotiven zusätzlich im Regelbetrieb eingesetzt. Wir haben der Brienz-Rothorn-Bahn im Oktober 2019 einen Besuch abgestattet und außergewöhnliche Wetterverhältnisse auf dieser Gebirgsstrecke erlebt. In der Endstation erstreckt sich der Weitblick zu Eiger, Mönch und Jungfrau und auf den Brienzersee, wo in den Sommermonaten der Schaufelraddampfer "Lötschberg" die Passagiere zum Grandhotel Giessbach mit seinen spektakulären Wasserfällen bringt. Seit 1879 fährt die Standseilbahn von der Schifflände hinauf zum Grandhotel und zu den Giessbachfällen.

Die Rothorn Bahn hat den Tourismus am Ende des 19. Jahrhunderts im Berner Oberland angekurbelt, war diese Gegend doch tief im Schatten der mondänen Bergorte wie Zermatt, St. Moritz, oder Interlaken verborgen. Wohlhabende Engländer kamen schon im 18. Jahrhundert an den Brienzersee, um die eindrücklichen elf Wasserkaskaden der Giessbachfälle zu erleben. Giessbach liegt Brienz in südlicher Richtung gegenüber und dort wurde 1875 das Grandhotel gebaut, welches bis heute erhalten ist und eine wechselvolle Geschichte aufbieten kann. Das Grandhotel war nur mit dem Boot erreichbar und von Brienz aus boten junge, unverheiratete Mädchen in ihren Ruderbooten die Überfahrt an. Bis heute sind die "schönen Schifferinnen vom Brienzersee" tief verwurzelt in den Geschichten um den See und in der Entwicklung des Fremdenverkehrs dieser Region. Der aufkommende Schiffsverkehr hat dann ihre Dienste überflüssig gemacht.

Das Wasser, die Berge und die Gebirgszahnradbahn bieten beeindruckende Facetten in dieser außergewöhnlichen Landschaft im Herzen der Schweiz.

(ESD: 08.05.2020)

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