In den Sommermonaten hüllt die untergehende Sonne die mongolische Steppenlandschaft in ein safrangelbes Licht. Dies ist die schönste Reisezeit, um mit der Transmongolischen Eisenbahn quer durch das zentralasiatische Land zu reisen.
In Darchan im Norden der Mongolei beginnt unsere Zugreise, denn hier wird die Geburtsstätte von Dschingis Khan vermutet.
In den Bergen hören wir das rhythmische Trommeln von „Ulaatsch“.
Die mongolische Schamanin erklärt uns, wie sie mit uralten Ritualen eine Verbindung zu den Naturgeistern und zu ihren Ahnen schafft.
Ab Ulaanbataar – der mongolischen Hauptstadt am Rande des Bogd-Khan-Uul-Nationalparks, in der knapp die Hälfte aller Mongolen lebt – treffen wir die Band JONON.
Die jungen Musiker leben in einer Welt voller Gegensätze, hin- und hergerissen zwischen Traditionen und Moderne. Diese Ambivalenz spiegelt sich in ihrer Musik wieder, die höchstmelodisch eine Brücke zwischen ihrem musikalischen Erbe und der mongolischen Jugend baut.
Von der mongolischen Hauptstadt geht es weiter mit der Transmongolischen Eisenbahn in Richtung Süden.
Nach einer spannenden Zugfahrt zusammen mit dem mongolischen Kosmonauten Gürragtschaa Dschügderdemidiin und einem Besuch beim Koch im Zugrestaurant, halten wir in Choir, mitten in der Steppe.
Dort begegnen wir Altangerel Schirtschin.
„Wir stehen früh auf und sind den ganzen Tag draußen bis es dunkel wird.
Wir hüten das Vieh und bringen es von hier nach da.
Da wir ständig draußen sind, brauchen wir uns nicht zu fragen, wie spät es ist.
Für uns gibt es den Morgen, den Mittag, den Nachmittag, und die Bewegung der Sonne.“
So beschreibt der Nomade, sein Leben in der mongolischen Weite.
Er und seine Familie stehen für ein traditionelles Leben als Viehhirten, fest verwoben mit den Jahreszeiten, den Tieren und der Härte der Natur.
Der nächste Halt ist Bahnhof Sainshand im östlichen Teil der Wüste Gobi.
In der kargen und menschenleeren Weite meditiert der buddhistische Mönch Gantömör.
Mehrmals im Monat reist er mit dem Nachtzug aus Ulaanbaatar, hierher in das buddhistische Kloster „Hamriin Hiid“ . Es ist eine Flucht aus der Enge der Stadt, so sagt der Buddhist. Denn erst hier, mit Blick auf den endlos scheinenden Horizont, wäre ihm bewusst geworden, was Freiheit, Glaube und die mongolische Identität miteinander verbinde.
(ESD arte: 30.09.2019)