Was sich für Verbrauchende ändert

Das bringen die neuen Regeln für Altkleiderentsorgung mit sich

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Weil immer mehr Kleidung und Textilien im Müll landen, hat die EU jetzt reagiert und eine neue Richtlinie erlassen: Seit Januar dürfen Textilien nicht mehr im Restmüll entsorgt werden.

Seit Anfang des Jahres gilt die neue EU-Richtlinie, die sogenannte verpflichtende Getrenntsammlung von Alttextilien. Demnach sollen von nun an auch beschädigte oder untragbare Altkleider und Alttextilien nur noch über Altkleidercontainer entsorgt werden.

Warum gibt es die neue EU-Richtlinie?

Mit der neuen Abfallgesetzgebung will die EU erreichen, dass die Recyclingquote bei Textilien verbessert wird. Denn bisher landen EU-weit nur rund 20 Prozent der alten Stoffe in speziellen Sammelsystemen – und nur ein Prozent der Kleidung werde recycelt, erklärt Ruth Preywisch von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz: "Die EU möchte, dass alte Stoffe wie Kleidungsstücke oder Gebrauchstextilien wie z. B. Bettwäsche, Handtücher oder Vorhänge häufiger wiederverwendet oder recycelt werden. Denn alle Textilien, die im Restmüll landen, werden das nämlich bisher nicht. Sie werden verbrannt oder deponiert."

Die Textilindustrie verursacht mehr Treibhausgase als alle internationalen Flüge und Schiffe zusammen.

Die neue Richtlinie soll dabei helfen, die Textilindustrie nachhaltiger zu gestalten. Denn die, so Ruth Preywisch, gilt als großer Umwelt- und Klimasünder: "Die Textilindustrie verursacht mehr Treibhausgase als alle internationalen Flüge und Schiffe zusammen. Und – fast 90 Prozent der Altkleider werden verbrannt, was zusätzlich Kohlenstoffdioxid produziert. Häufig werden die alten Klamotten auch ins EU-Ausland exportiert, wo sie auch verbrannt werden oder sich zu Mikroplastik zersetzen."

Zudem werden bei der Kleiderproduktion viele Ressourcen verbraucht. Die Europäische Umweltagentur schätzt zum Beispiel, dass allein zur Herstellung eines Baumwoll-T-Shirts etwa 2700 Liter Wasser benötigt werden.

Was ändert sich für den Verbraucher?

Viele Verbraucher fragen sich jetzt, ob wirklich alles in die Altkleidersammlung gehört – also auch stark beschädigte oder verschmutzte Textilien. Experten wie Oliver Koch vom Abfallwirtschaftsbetrieb Bad Kreuznach warnen: Sollten Verbraucher plötzlich all ihre Textilien in die Altkleidersammlung werfen, werde das System davon überfordert. Denn die Sortierung sei aufwendig, vor allem, weil Vieles von Hand gemacht werde.

Meist übernehmen gemeinnützige Organisationen wie das Deutsche Rote Kreuz oder die Arbeiterwohlfahrt diese Aufgabe. Deutschland gehört mit seinem etablierten System zu den Vorbildern in Europa. Hier landen 50 bis 65 Prozent der Textilien bei der Altkleidersammlung. EU-weit dagegen sind es durchschnittlich nur 22 Prozent. Bei Schlusslicht Lettland sogar nur 5 Prozent.

Wie ist die Qualität der Textilien?

Im Abfallwirtschaftsbetrieb Bad Kreuznach wolle man auf jeden Fall der neuen Pflicht zur Getrenntsammlung gerecht werden, sagt Oliver Koch: "Wir haben auf all unseren Wertstoffhöfen Altkleidercontainer eines gemeinnützigen Sammlers aufgestellt, damit auch hier verwertbare Altkleider abgegeben werden können. Wir haben aber in den vergangenen Jahren schon festgestellt, dass das Geschäft für die gemeinnützigen und privaten Altkleidersammler immer unattraktiver wird – auch weil sich die stoffliche Ausbeute und Aufarbeitung aus den Sammelmengen nicht mehr lohnt."

Ein Hauptgrund dafür ist: Immer mehr minderwertige Stoffqualität der sogenannten Fast Fashion, erläutert Verbraucherschützerin Ruth Preywisch: "Fast Fashion, das sind Kleider, die schnell produziert und meist nach kurzer Zeit entsorgt werden. Und davon gibt es leider immer mehr. Das Problem: Mit der schnellen Billig-Mode nimmt auch der Anteil an Mischfasern aus Natur- und Chemiefasern zu – z. B. Baumwolle gemischt mit Polyester. Diese lassen sich kaum trennen und damit nicht recyceln. Deshalb werden sie zumeist verbrannt."

Derzeit werden neue Recyclingverfahren entwickelt. Darüber hinaus müssten Hersteller auch durch rechtliche Vorgaben dazu gebracht werden, Kleider zu schaffen, die qualitativ hochwertiger und recyclingfähig seien, fordert Ruth Preywisch.

Welche Strafen drohen?

Bisher ist noch unklar, wie das neue Gesetz in Deutschland kontrolliert werden soll. Fakt ist aber: Nur noch extrem verschmutzte Alttextilien dürfen ab jetzt noch in den Restmüll, so Oliver Koch: "Wir kontrollieren sporadisch auch die Restmülltonne, wenn da wirklich was drinnen wäre, was nicht reingehört, bleibt diese Tonne stehen, dann kann nachsortiert werden. Das funktioniert sehr gut. Dass wir jetzt mit großen Bußgeldern umgehen müssen, das sehe ich im Moment nicht. Ich habe gehört von Kreisen, die stärker kontrollieren wollen, und von anderen Kreisen, die es genauso machen wie wir."

Verbraucherschützerin Ruth Preywisch findet, jeder könnte selbst seinen Umgang mit Textilien kritisch betrachten und im Zweifel ändern. "Ein erster Schritt wäre schon mal, dass jeder lieber nachhaltige Kleidung statt Fast Fashion Produkte kauft. Man sollte da wirklich auf Qualität achten – und: weniger kaufen. Jedes fünfte Kleidungsstück im Schrank wird so gut nie getragen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass sich die Deutschen 20 Prozent ihres Einkaufs in Kleidungsgeschäften sparen könnten."

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Zudem rät die Expertin: Werden Kleidungsstücke öfter und länger getragen oder auch mal repariert, müsse man gar nicht so viel produzieren, sammeln oder recyceln – und das Problem könnte auf Dauer entschärft werden.

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SWR Fernsehen