Im Revuetanz der 1920er und 30er Jahre haben die heutigen Garden ihren Ursprung. Ob Männerballett, Tanzmariechen oder Gardetänzerinnen: Die fröhlichen Tanzgruppen sorgen für Stimmung im Saal und sind mittlerweile fester Bestandteil jeder Fastnachtssitzung. Doch hinter den scheinbar so mühelos präsentierten Choreographien steckt harte Arbeit.
Gardetanz verlangt den Tänzern viel ab
Beim klassischen Gardetanz, dem Marschtanz im 4/4-Takt, werden von großen Gruppen vielfältige Schrittkombinationen in immer wechselnden Bildern - Diagonalen, Halbkreis, V-Formation oder Stern - auf der Bühne ausgeführt. Möglichst synchron und präzise im Gleichschritt. Jede Schrittfolge beginnt immer mit dem rechten Fuß. Hinzu kommen akrobatische Teile wie Spagat, Räder und Beinwürfe.
Es gibt rein weibliche und männliche, aber auch gemischte Garden, bei denen dann auch Hebefiguren eingesetzt werden. In der Regel sucht sich die Showtanz-Gruppe ein Thema aus, welches durch Kostüm, Tanz und Musikauswahl entsprechend bespielt wird. Dabei werden moderne Tanzstile wie Jazzdance oder Modern Dance mit traditionellen Marschtanz-Elemente kombiniert.
Die Königin der Fastnacht ist das Tanzmariechen, das einen besonders akrobatischen Solotanz präsentiert. Der setzt eine längere Ausbildung, möglicherweise sogar eine Ballett- und Turnausbildung voraus. Der Paartanz aus Tanzmariechen und -offizier bietet anspruchsvolle turnakrobatische Teile wie Bogengänge, Flickflack und Spagatvariationen sowie Sprung- und Tanzschritte aus dem klassischen Ballett sowie Hebungen.
Röcke der Mädchen wurden immer kürzer
Die karnevalistischen Garden nahmen seit Anfang des 19. Jahrhunderts das Militär und seine Exerzierübungen und Uniformen auf die Schippe. Ursprünglich waren das nur Männer und die tanzten auch nicht unbedingt. Gegen Mitte des 20ten Jahrhunderts kamen dann die Mädchengarden hinzu. Anfangs noch mit züchtig langen Röcken. Die wurden aber im Lauf der Zeit immer kürzer.
Und auch die Materialien der uniformartigen Kostüme sind mittlerweile an den sich stark in Richtung Akrobatik verändernden Gardetanz angepasst: Reißfeste, strapazierfähige Materialien ersetzten aufwändige Samtuniformen mit Litzen und Schulterstücken, elastische Tanzschuhe frühere Stiefelchen mit Blockabsätzen.
Der Funken wurde unter den Nazis zum Funkenmariechen
Auch das Tanz- oder Funkenmariechen war ursprünglich mit einem Mann besetzt, dem sogenannten Funken, der ab den 20er Jahren auch tanzte. Unter den Nationalsozialisten jedoch musste diese Rolle dann von Tänzerinnen übernommen werden. Die homosexuelle Anspielungen, die von diesem männlichen Tänzer ausgingen, waren unter den Nazis unerwünscht.
In den 80er und 90er Jahren kam der Showtanz dann verstärkt in Mode. Akrobatische Männerballets kamen und brachten vor allem weibliche Fans in Verzückung.
Ob weibliche oder männliche Tanzgruppen - die verstärkte Tendenz zu Akrobatik und Hebungen verlangt den Laien heute viel Engagement ab. Wöchentliches Training, das ganze Jahr über, mindestens ein-, oft auch zwei- bis dreimal pro Woche gehören dazu.
Gardetanz als Leistungssport
Heute ist der karnevalistische Tanzsport vom Deutschen Sportbund als Leistungssport anerkannt. In den Altersklassen Kinder, Junioren und Senioren werden sogar Wettbewerbe ausgetragen. Mehrere Verbände richten Turniere für Gardetanz nach eigenen Richtlinien und Bewertungskriterien aus: Der Bund Deutscher Karneval (BDK) und die Rheinische Karnevals-Korporationen (RKK) haben Ausscheidungswettbewerbe auf Landesebene bis hin zu Deutschen Meisterschaften. Andere Verbände wie der Deutsche Verband für Garde- und Schautanzsport (DVG) sowie die Internationale Interessengemeinschaft für Tanzsport (IIG) gehen noch weiter bis zu Europa- und Weltmeisterschaften. Denn auch in anderen Ländern wie beispielsweise den Niederlanden und Belgien wird der Gardetanz gepflegt, dort allerdings oft zur Polkamusik im 2/4-Takt.
Ausstrahlung und Präzision werden bewertet
Bewertet werden beim Gardetanz - egal ob beim Paartanz, in der weiblichen oder gemischten Garde und beim Tanzmariechen - beispielsweise der Aufmarsch, die Grundstellung, die Uniform, die Ausstrahlung, die Schrittvielfalt, der Schwierigkeitsgrad, die Darstellung der Disziplin sowie die Exaktheit und Ausführung und die Choreographie. Beim Showtanz bewerten die Richter die Thematik, Originalität und Kreativität, die Kostüme, die Schritt- und Bewegungsvielfalt, die Ausführung, Musik und Choreografie.
Sogar eine Fachzeitschrift gibt es: „Garde und Show“ erscheint drei Mal im Jahr.