Wenn Buchstaben verrücktspielen

Legasthenie erkennen und behandeln

Stand

Einfache Worte aufschreiben, einen kleinen Text vorlesen – das kann für Menschen mit Legasthenie eine große Herausforderung sein. Legasthenie – auch Lese- und Rechtschreibstörung genannt – ist eine sogenannte Teilleistungsstörung. Etwa fünf Prozent der Bevölkerung sind davon betroffen, Jungen deutlich häufiger als Mädchen.

Für Betroffene ist es trotz ausreichender Unterrichtung und kognitiver Fähigkeiten erschwert, selbst einfache Wörter zu schreiben oder zu lesen. Symptome sind unter anderem Buchstaben verdrehen, verwechseln oder auslassen. Ebenso zählen sehr langsames Lesen, in der Zeile verrutschen oder Schwierigkeiten mit der Groß- und Kleinschreibung dazu. Seit 2016 ist der 30. September der bundesweite Tag der Legasthenie und Dyskalkulie.

Lese- oder Rechtschreibschwäche ist nicht gleich Legasthenie

Dass Kinder Probleme mit der Sprache oder dem Schreiben haben, kann viele Gründe haben und bedeutet nicht gleich, dass sie Legastheniker sind. Ursachen für eine erworbene Schwäche können Hör- oder Sehprobleme, fehlende Beschulung, psychische Erkrankungen, Hirnschädigungen oder geminderte Intelligenz sein. Laut dem internationalen Klassifikationsschema ICD-10 der Weltgesundheitsorganisation liegt eine Legasthenie jedoch nur vor, wenn anhaltende und eindeutige Probleme im Bereich der Lese- und Rechtschreibung nicht auf diese Kriterien zurückgeführt werden können.

Falsche geschriebene Wörter aufgrund einer Legasthenie
Falsch geschriebene Wörter aufgrund einer Legasthenie

Wie lässt sich Legasthenie erkennen?

Zur Diagnostik werden daher einige körperliche und geistige Untersuchungen durchgeführt. Mithilfe eines Testverfahrens – bestehend aus Rechtschreib-, Lese- und Intelligenztest – lassen sich klare Werte ermitteln, die dann eindeutig auf eine vorliegende Legasthenie hinweisen können. Wenn körperliche und psychische Gründe ausgeschlossen werden können und die Intelligenz im durchschnittlichen Bereich liegt, aber die Lese- und Rechtschreibleistung deutlich unter der nach dem Alter zu erwartenden Leistung ist, dann deutet das auf eine Lese- und Rechtschreibstörung hin.

Ursachen noch nicht komplett erforscht

Es gibt verschiedene Forschungsansätze, wieso Legasthenie auftritt. Gänzlich geklärt ist es aber noch nicht. Familienstudien belegen jedoch, dass die Lese- und Rechtschreibfähigkeit zu einem großen Prozentsatz von den Eltern vererbt werden kann. Die Wahrscheinlichkeit für ein Kind, Legasthenie zu bekommen wird auf rund 50 Prozent geschätzt, wenn ein Elternteil ebenfalls betroffen ist. Neben der Genetik werden auch neurobiologische Prozesse im Gehirn als Risikofaktor für die Entwicklung einer Lese- und Rechtschreibstörung diskutiert.   

Gezielte Förderung kann helfen

Ist die Diagnose Legasthenie gestellt, sollten sich Eltern zügig um eine Lerntherapie für ihr Kind kümmern. Durch Laut- und Gebärdensprache oder Silbenübungen kann Kindern ein anderer Zugang zu Worten und Sprache ermöglicht werden. Die Therapie wird zwar nicht von der Krankenkasse übernommen, ermöglicht aber deutliche Fortschritte.  

Zeugnis mit Bemerkung: Wegen Legasthenie kann keine Note in Deutsch erteilt werden
Nachteilsausgleich für Schülerinnen und Schüler aufgrund einer Legasthenie

Was hat es mit dem Nachteilsausgleich auf sich?

Außerdem haben betroffene Schülerinnen und Schüler einen gesetzlichen Anspruch auf den sogenannten Nachteilsausgleich. Dabei geht es zum Beispiel darum, dass mehr Bearbeitungszeit bei Prüfungen oder die Teilnahmebefreiung von Diktaten ermöglicht wird. Zu beantragen ist der Nachteilsausgleich mit ärztlichem Attest direkt bei der Schule. Das Anrecht auf einen schulischen Nachteilsausgleich gilt in Rheinland-Pfalz jedoch nur bis zur 10. Klasse.

Legasthenie: Symptome & Therapie So erkennst du Symptome einer Lese-Rechtschreib-Störung bei deinem Kind

Starköchin Meta Hiltebrand ist eine von 3,5 Millionen Menschen mit Legasthenie in Deutschland. Welche Erfahrungen sie damit gemacht hat, welche Anzeichen es gibt und wie eine Therapie aussieht, lest ihr hier.

Mathematik Dyskalkulie – Wie geht man mit einer Rechenschwäche um?

Menschen mit Dyskalkulie haben oft große Schwierigkeiten, selbst einfachste Mathematikaufgaben zu verstehen. Eine individuelle Förderung kann helfen. Doch es gibt auch Kritiker, die das Konzept der Dyskalkulie infrage stellen.

Stand
Autor/in
SWR Fernsehen