Exotische Krankheitsüberträgerin

So gefährlich ist die Tigermücke

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Mit dem Klimawandel verbreiten sich auch immer häufiger Arten, die es zuvor im Südwesten nicht gab. Die Tigermücke ist eine davon.

Was für Merkmale hat die Tigermücke?

Die asiatische Tigermücke unterscheidet sich deutlich von den einheimischen Schnaken. Sie ist schwarz-weiß gestreift. Man kann am Torso und an den Hinterbeinen weiße Flecken erkennen. Diese Farbgebung hat ihr ihren Namen gegeben. Sie ist zwischen zwei und zehn Millimeter lang und damit deutlich kleiner als die einheimischen Schnakenarten.

Die Tigermücke ist sehr flink. Man kann sie kaum erkennen. Sie wechselt schnell die Richtung, in einem Augenblick sieht man sie, im nächsten sieht man sie schon nicht mehr.

Während einheimische Schnaken ihre Eier grundsätzlich im Wasser ablegen, legt die Tigermücke sie am Rand über einer Wasseransammlung an. Selbst allerkleinste Mengen reichen. Da können die bis zu 60 Eier bis zu 10 Jahre überleben. Wenn der Wasserspiegel bei einem Regen ansteigt, dann erst schlüpfen die Tigermücken und schwimmen wie alle Schnakenlarven im Wasser.

Wo ist die Tigermücken verbreitet?

2017 ist die asiatische Tigermücke am Oberrhein zum ersten Mal gesichtet worden und zwar in Freiburg. Sie kam wohl aus Italien, wo diese asiatische Schnakenart schon gut 10 Jahre vorher nachgewiesen wurde. Im gesamten Südwesten Deutschlands kommt sie zwischen Basel und Mainz gleichmäßig vor. In den Rheinniederungen fühlt sie sich sehr wohl.

Konstanz

Ihre Stiche sind gefährlich Asiatische Tigermücke breitet sich am Bodensee langsam aus

Während die Zahl heimischer Schnaken explodiert, bleibt ein vergleichbarer Anstieg an asiatischen Tigermücken am Bodensee aus.

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Eine Fernreisende, denn ursprünglich stammt die Tigermücke aus Südostasien. Die Mücke findet in unseren Breitengraden ähnliche klimatische Bedingungen wie in Asien. Es ist mittlerweile auch bei uns heiß und schwül. Da auch die Winter milder werden und sich die Tigermücke an das etwas kühlere Winterklima angepasst hat, sind ihre Eier auch kälteresistenter geworden. Damit kann sie ihr Überleben von Saison zu Saison sichern.

Eingeschleppt wurde die Tigermücke durch Waren, die aus asiatischen Gebieten importiert wurden und durch Tourismus. Mengenmäßig ist das Tigermücken-Vorkommen noch sehr klein. Sie breitet sich aber weiter aus und kann anders als die einheimischen Schnaken Krankheiten übertragen.

Wie gefährlich ist die Tigermücke?

Viele Bürger merken das Vorhandensein von Tigermücken am eigenen Leib, wenn Bisse Quaddeln bilden, die viel größer sind als üblich und/oder enorm jucken. Im Auftrag von Gemeinden begehen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage, kurz KABS, alle zwei Wochen Kleingartenanlagen. 94 Gemeinden in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Hessen sind Mitglied in der Aktionsgemeinschaft.

Die Aufgabe bei der Bekämpfung der asiatischen Tigermücke besteht darin, besonders akribisch in Gartenanlagen oder öffentlichem Gelände Brutstätten aufzuspüren. Die KABS-Mitarbeiter sind fast detektivisch unterwegs und entdecken Brutstätten, wo sie keiner vermutet. Sie behandeln sie mit einem biologischen Mittel, das die Larven abtötet. Denn je weniger Tigermücken, um so besser.  

Die Gefährlichkeit besteht darin, dass sie tatsächlich Krankheiten übertragen kann. Zum Beispiel das Dengue-, Chikungunya- oder Gelb-Fieber. Das Zika-Virus könnte dazu Fehlbildungen beim Neugeborenen verursachen. Ausrotten kann man diese Tigermücken zwar nicht, aber durch die wirksame Bekämpfung kann die Menge der Tiere stark zurückgedrängt werden.

Welche Möglichkeiten zur Bekämpfung der Tigermücke gibt es?

Bei der Tigermückenbekämpfung greift dasselbe Mittel, wie bei einheimischen Schnaken. Zum Einsatz kommt das sogenannte BTI. Dieses Eiweiß wird aus einem Bodenbakterium gewonnen, das Bacillus thuringiensis israelensis heißt. Dieses Protein lagert sich bei den Larven im Darm ein und führt zum Tod der Mückenlarve.

Es ist so spezifisch, dass es ausschließlich Schnakenlarven im Wasser tötet, alle anderen Organismen tragen keinen Schaden davon. Für die Pflanzen ist es überhaupt unbedenklich, weil es ein Eiweiß ist. Das Eiweiß wird ganz schnell abgebaut. Insgesamt ist es ebenso für Mensch und Tier nicht gefährlich. Das beruhigt viele Gartenbesitzer. Ihre Haustiere sind in keiner Weise gefährdet, wenn sie im Garten herumtollen und zeitgleich die Tigermücke bekämpft wird. Und auch Vögel können sich in aufgestellten Trinkschalen versorgen.

Durch den Einsatz der Kabs gibt es zehnmal weniger Tigermücken als ohne Bekämpfung. Jeder Bürger ist aufgefordert, aktiv dabei mitzumachen. Wasseransammlungen kleinster Art sollten vermieden werden. Deswegen gilt es, alle Gefäße auf den Kopf zu stellen und auch Wasserkuhlen zu unterbinden. Auch in oben offene Pfosten könnte sich unbemerkt Wasser ansammelt. Sie sollten dringend oben verschlossen werden. Der Erfolg der Maßnahmen hängt davon ab, dass alle Gartenbesitzer im Umkreis mitmachen.

Die Mitarbeiter der KABS verteilen auch Klebestreifen und Fallen, in denen die Stechmücken die Eier auf einem Stab deponieren. Der Stab wird regelmäßig ausgetauscht. Außerdem fängt die KABS die Mücken mit Lockstoffen in Großfallen. Bis Oktober/November werden die Tigermückenjäger noch im Einsatz sein, um im Auftrag der Gemeinden auch bei Privatleuten die Bekämpfung der asiatischen Tigermücke durchzuführen. Dann kehrt Ruhe ein, bis im Frühjahr die Arbeit von neuem beginnt.

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SWR Fernsehen