Wer würde nicht gerne durch ein paar Spritzen z.B. vor dem Urlaub am Strand eine scheinbar „gute Figur“ machen? Es scheint, als wäre das ganz einfach geworden, seit es die „Abnehm-Spritzen“ gibt. „Wegovy“ von Novo Nordisk und „Mounjaro“ von Eli Lilly sind derzeit erhältlich. Auch weitere Pharma-Unternehmen forschen derzeit an ähnlichen Produkten.
Wie wirkt die Abnehm-Spritze?
Der Wirkstoff Semaglutid, der in „Wegovy“ steckt, wirkt wie ein körpereigenes Hormon, das unter anderem Hungergefühle dämpft und Heißhungerattacken verhindert, weil das Sättigungsgefühl länger anhält. Der Blutzucker stellt sich besser ein, weil der Wirkstoff unter anderem die Ausschüttung von Insulin fördert und die eines Hormons, welches den Blutzucker erhöht, sinken lässt. Der Wirkstoff in „Mounjaro“ heißt Tirzepatid, er funktioniert ganz ähnlich, hat aber ein etwas erweitertes Wirkprinzip. Beide Wirkstoffe sind auch zur Behandlung von Diabetes mellitus zugelassen.
Für welche Patienten sind die Abnehm-Spritzen geeignet?
Präparate wie Wegovy oder Mounjaro sind für Menschen mit Adipositas, also ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 30, oder aber ab einem BMI von 27 mit einer gewichtsbedingten Begleiterkrankung wie zum Beispiel Bluthochdruck. Die Hersteller schreiben außerdem, dass die Spritze immer nur eine Ergänzung darstellt zu einer kalorienreduzierten Diät und mehr körperlicher Aktivität. Schnell drei, vier überflüssige Kilogramm abspecken, das ist in Anbetracht der Nebenwirkungen nicht empfehlenswert. Die Medikamente sind alle verschreibungspflichtig. Für Diabetiker sind die Präparate „Mounjaro“, mit etwas weniger Wirkstoff als in der „Abnehm-Spritze“, oder „Ozempic“ erhältlich.
Welche Nebenwirkungen gibt es?
Häufig sind Magen-Darm-Beschwerden wie Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Gelegentlich kann es auch zu einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse kommen, die sofort behandelt werden muss, auch intensivmedizinisch. Diabetiker können eine Unterzuckerung bekommen, die unter Umständen auch lebensbedrohlich werden kann. Daher sollte das Medikament immer nur in Rücksprache mit einem Arzt oder einer Ärztin genommen werden.
Was kostet die Therapie?
Die „Abnehm-Spritze“ kann monatlich über 300 Euro kosten. Die Krankenkassen zahlen die Behandlung nicht, da es „Lifestyle-Medikamente“ seien. Anders sieht es aus, wenn man die Wirkstoffe zur Behandlung von Diabetes mellitus benutzt. Diese Therapie zahlt die Krankenkasse. Allerdings gibt es derzeit beispielsweise beim Diabetes-Präparat „Ozempic“ noch immer Lieferschwierigkeiten, weshalb Patienten teils Wochen im Voraus Nachschub ordern müssen, damit eine lückenlose Therapie durchgeführt werden kann.
Gefälschte Ozempic-Medikamente im Umlauf: "Wissen nicht, wo Fälschungen herkommen"
Das Medikament Ozempic hilft nicht nur Menschen mit Diabetes, es kann auch beim Abnehmen helfen – und ist dadurch inzwischen so beliebt, dass sogar Fälschungen im Umlauf sind. Bei einem Freiburger Großhändler sind gefälschte Ozempic-Packungen aufgetaucht. Ob der Großhändler selbst daran beteiligt oder nur ein Opfer ist, ist bisher nicht bekannt, erklärt Frank Eickmann vom Apothekerverband Baden-Württemberg. "Im Moment können weder Behörden noch Polizei sagen, wie die gefälschten Medikamente in den Markt gekommen sind", so Eickmann in SWR Aktuell. Um solche Fälle zu erkennen, habe jede einzelne Packung eines verschreibungspflichtigen Medikaments in Europa eine eigene Identifikationsnummer, den sogenannten securPharm-Code. „Dieser Code wird vom Hersteller aufgedruckt und in eine Datenbank eingegeben und beim Großhändler gescannt und mit der Datenbank abgeglichen. In der Apotheke passiert das auch, und zwar jedes Mal, bevor das Medikament an den Kunden ausgegeben wird“, sagt Eickmann. Was für Ozempic-Kunden jetzt zu beachten ist, erklärt Eickmann im Gespräch mit SWR Aktuell-Moderator Stefan Eich.