Die Hauptstraße in Kollig bildet auch zugleich den Ortskern. Hier spielt sich das gesamte Dorfgeschehen ab. Nur wenn die trübe Jahreszeit anbricht, wird es auch in der Hauptstraße ruhiger. Aber unabhängig davon fällt dem Besucher eines besonders auf: Die Hauptstraße ist sauber, gepflegt, ordentlich. Der Asphalt wie geölt.
Während die umliegenden Ortschaften und vor allem der Zubringer nach Kollig mit Schlaglöchern übersät ist wie ein Schweizer Käse. Die Vorgärten der Bewohner in der Hauptstraße sind sorgsam gepflegt: der Rasen akkurat gemäht, die Gartendekoration penibel ausgesucht. Die Hauptstraße ist auch so etwas wie ein Mikrokosmos deutscher Tugenden: tagsüber wird geschafft, abends geruht und am Wochenende gefeiert. Das hängt sicherlich auch mit der Altersstruktur in Kollig zusammen. Denn Kollig ist jung, das beweist auch der gut besuchte Kindergarten im Ort.
Ein etwas anderer Wind weht in der Alten Schule. Das älteste, geschichtsträchtigste und wohl auch schönste Gebäude in der Hauptstraße. 1868 erbaut, genau 100 Jahre später, also 1968 wieder geschlossen. Generationen von Kolligern drückten hier die Schulbank, paukten, weinten, und lachten vielleicht auch gelegentlich. Genau in diesem Gebäude ist jetzt eine kreative Blaupause eingekehrt. Ingo Linz, Malermeister und Lackierer im Ort, kaufte die Schule im Jahre 2005. Da war das Gebäude bereits im Verfall begriffen. Viele im Dorf schreckte der Bau ab, die meisten wollten es sogar abreißen. Doch Ingo Linz erkannte das Potential. Der Handwerker und Hobbykünstler fand endlich die Räumlichkeiten, um sein Handwerk und seine Liebe zur Kunst zu vereinen. Im abgewrackten Haus sah er viel kreative Arbeit für sich. Zwei Jahre lang schloss er sich dort ein. Das Ergebnis ist mehr als vorzeigbar. Seit 2007 gab es zwölf Kunstausstellungen in Klein-Kollig. Die anfängliche Skepsis der Dorfbewohner ist heller Begeisterung gewichen.
Wenn der Dorfbürgermeister sein Dorf vorzeigt, dann darf die Alte Schule nicht fehlen. Aber auch die Sauberkeit und das Gepflegte findet immer wieder Erwähnung. Vor den Dreharbeiten zum Hierzuland hat ein Gemeindemitarbeiter sechs Stunden lang die Straßen gekehrt. Das ist wichtig für die Gemeinde und der Bürgermeister Robert Ollig weiß: der erste Eindruck zählt. Das und ein Mindestmaß an Angebot für junge Familien wie ein Kindergarten, ein intaktes Vereinsleben und schnelles Internet. All das hat der Bürgermeister zusammen mit der Gemeinde, und auch mit persönlichem Einsatz, erreicht.
Einen guten ersten Eindruck, den hatte auch Familie Leinert, als sie nach einem neuen Zuhause Ausschau hielt. Gabi und Emil Leinert verliebten sich in das Bungalow-Haus am unteren Ende der Hauptstraße. Die saubere Straße fiel da natürlich auf. Aber auch die nette Nachbarschaft. Gemeinsam mit den vier Kindern zogen sie hier ein und blieben hängen, sagt Emil Leinert. Tochter Melanie will gar nicht hier weg. Sie genießt das Dorfleben, diesen Mikrokosmos, wo alles geordnet scheint, jeder jeden kennt, die Wege kurz sind, auch der Weg zur Natur.