Die Menschen an der Hauptstraße von Weinähr sitzen sozusagen auf einem Pulverfass. Am Ende der Straße befindet sich ein Stollen mit rund zwei Tonnen Sprengpulver. Das ist nicht ungewöhnlich und auch schon lange so. Der Stollen gehört zur Munitionsfirma MEN mit Sitz in Nassau und einer Nebenstelle in Weinähr. Wirklich gefährlich ist das Leben an der Hauptstraße nicht - eher beschaulich.
Alle paar Samstage wird der Ofen im historischen Rathaus angeworfen. Dann kommen die Weinährer zusammen und helfen Ernst Mono, dem Bäckermeister im Ruhestand, beim Backen. Einer der wichtigsten Helfer ist Michele Bergantino, der seit mehr als 50 Jahren in der Straße wohnt. Der Süditaliener ist der gute Geist von Weinähr, der auch auf das hübsche Rathaus aus dem Jahr 1571 aufpasst. Das Rathaus ist Teil der eindrucksvollen Geschichte des Ortes, die eigentlich Arnold Berthold aufschreiben sollte. Er kam nicht mehr dazu, denn er starb im Dezember 2014 nach langer Krankheit. Seine Frau Karin kämpft nun mit seiner Hinterlassenschaft: 18.500 Bücher, die das komplette Haus in Beschlag nehmen.