"Wir haben in der Erde ganz wichtige Bestandteile, wir haben nämlich Humusbestandteile und wenn dieser Humus sich durch Mikroorganismen zersetzt, dann werden Nährstoffe frei und von diesen Nährstoffen profitieren die Pflanzen", erklärt Volker Kugel, Leiter des Blühenden Barock Ludwigsburg. Für die Pflanzen im Garten, auf dem Balkon oder in den eigenen vier Wänden brauche man im Prinzip nur drei verschiedene Arten: Blumenerde, Pflanzerde und Universalerde. Diese unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Inhaltsstoffe und Verwendungsfälle.
Blumenerde
Für Balkon-, Zimmer- oder Kübelpflanzen wird Blumenerde verwendet. Egal ob Narzissen im Balkonkasten oder Stiefmütterchen im Topf - hier ist sie die beste Wahl. Beachten sollten Verbraucher hier, dass der ph-Wert stimmt. Dieser sagt aus, wie sauer das Produkt ist. Es gilt: Je kleiner die Zahl, desto saurer. Die Skala geht von 0 bis 14, Wasser hat einen ph-Wert von 7, das nennt man auch ph-neutral. Für die Blumenerde ist ein leicht saurer ph-Wert von etwa 5,6 optimal.
Blumenerde besitzt eine hohe Wasseraufnahmefähigkeit. So ist es praktisch, dass sie Wasser aufnimmt, falls man einige Tage lang vergisst, seine Zimmerpflanzen zu gießen. Allerdings: Die hohe Wasseraufnahmefähigkeit kann auf einen hohen Torfanteil in der Blumenerde zurückzuführen sein und der Torf-Abbau hat negative Auswirkungen auf die Umwelt. Inzwischen gibt es jedoch auch immer mehr torffreie Produkte, die gute Arbeit leisten. Sie bestehen aus unterschiedlichen Bestandteilen, dazu zählen in der Regel Holzfaser, Kokosfaser oder -mark und Kompost, aber auch Ton oder Horn sind oft Bestandteile von Blumenerde.
Was unterscheidet Blumenerde und Pflanzerde?
Pflanzerde ist eher im Garten anzutreffen und kann als Bodenverbesserer gesehen werden. Sie erleichtert meist das Anwachsen und eignet sich beispielsweise für Obstbäume und Sträucher wie den Spindelstrauch. Auch hier gilt: Am besten torffreie Pflanzerde nutzen.
Dabei unterscheiden sich Pflanzerde und Blumenerde vor allem hinsichtlich ihrer Inhaltsstoffe. Pflanzerde besteht zum Großteil aus Kompost, gemischt mit Holz- oder Kokosfasern. Manchmal befindet sich auch Lava oder Guano darin. Lava fällt als Baustoffabfall an und kann sehr gut Wasser speichern. Und was hat es mit Guano auf sich? "Das ist Vogelkot. Der wird unter schwierigsten Arbeitsbedingungen abgebaut, wird um die halbe Welt gefahren, muss erst noch keimfrei erhitzt werden. Also Guano ist aus meiner Sicht kein so tolles Produkt", erklärt Kugel. Lava sei daher die bessere Wahl.
Was ist Universalerde?
Universalerde ist vielseitig einsetzbar. Sie kann sowohl für Beerenobststräucher im Garten als auch für Kübelpflanzen wie den Gummibaum verwendet werden. Zudem ist sie für den Gemüseanbau geeignet. Zwar ist auch in manchen Universalerden für eine verbesserte Wasseraufnahme Torf enthalten, doch gibt es inzwischen gute Universalerden ohne Torf. Sie bestehen dann meist aus Kompost, Rindenhumus und Holzfasern.
Wichtig ist außerdem der richtige ph-Wert: Eine neutrale, nicht zu saure Erde mit einem Wert von ca. 6,7 ist für die Nährstoffaufnahme bei vielen Pflanzen gut geeignet.
Braucht man Spezialerden?
Heide- und Moorbeetpflanzen wie Rhododendren, Azaleen und Kamelien brauchen laut Kugel spezielle saure Moorbeeterde. Viele Hobbygärtner greifen da zu Torf. Aber auch hier gibt es klimafreundliche Alternativen. Spezialerden für Rosen, Geranien, Zitrusfrüchte oder auch Tomaten braucht man dagegen nicht unbedingt.
Das Problem mit dem Torf
Torf ist der ideale Ausgangsrohstoff für Blumenerde. Er ist nährstoffarm, speichert viel Wasser und kann so ideal für die Bedürfnisse der Pflanzen aufgedüngt werden. Klingt erstmal super, doch die Nutzung von Torf in Erden bringt Nachteile für Klima und Umwelt mit sich. Denn Torf entsteht in Mooren - und Moore sind der größte Kohlenstoffspeicher an Land. Laut Greenpeace speichern sie doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder zusammen. Werden Moore trockengelegt, um Torf abzubauen, entweicht der gespeicherte Kohlenstoff. So sind gemäß NABU trockengelegte Moore für fünf Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland verantwortlich.
Torffreie Produkte - Eine gute Wahl?
Um die Moore und somit auch die Umwelt, zu schützen, sollten Verbraucher auf Produkte ohne Torf zurückgreifen. Zwar bringen manche ihrer Bestandteile, wie beispielsweise Kokosfasern, einen langen Transportweg mit sich, doch viele Bestandteile können regional bezogen werden. Daher schneiden torffreie Blumenerden in Sachen Klimabilanz besser ab als solche, die Torf enthalten. Zudem bringen die torffreien Produkte in ihrer Nutzung in der Regel keine Nachteile gegenüber jenen, die Torf enthalten.
Was taugen günstige Discounter-Erden?
Muss Erde teuer sein, damit sie wirklich gut ist? Für Marktcheck hat sich Volker Kugel zwei Exemplare aus dem Discounter angeschaut. Die Aldi Blumenerde für 12 Cent pro Liter - etwa halb so teuer wie Markenerde - bezeichnet Kugel als strukturstabiles, qualitativ gutes Material. Doch aufgrund des mit 98 Prozent sehr hohen Torfanteils erhält das Discounter-Produkt von ihm einen Minuspunkt.
Das Produkt von Lidl kostet nur 10 Cent pro Liter und ist zudem torffrei. Volker Kugel bemerkt aber grobe Holzteile in der Erde, die er als nicht optimal bezeichnet. Lidl teilt diesbezüglich mit, dass durch den Einsatz von natürlichen Torfersatzstoffen die Körnung gröber sei, dies sich aber nicht auf die Qualität der Erde auswirke.
Fazit
Blumen-, Pflanz- und Universalerden wie auch verschiedene Spezialerden unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Verwendung und Inhaltsstoffe. Mit Blick auf die Inhaltsstoffe sollte man vor allem darauf achten, zu torffreien Varianten zu greifen. Denn der Torf-Abbau bringt Nachteile für die Umwelt, vor allem für das Klima, mit sich. Auch der Griff zum Bio-Produkt ist nicht immer ratsam, da sich in dieser ebenfalls Torf befinden darf. Des Weiteren sollte auf den ph-Wert des Produktes geachtet werden und darauf, dass die Packung beim Kauf unbeschädigt und vor Regen und Nässe geschützt ist.