Grafik einer Gefäßverengung mit Thrombozyten und Cholesterin - Bei Arteriosklerose bleiben Gefäßverkalkungen lange unbemerkt. Gefährliche Folgen: Herzinfarkt und Schlaganfall. Das Risiko lässt sich senken und vorbeugen, auch ohne Medikamente.

Gefäßverkalkung

Arteriosklerose: Warnsignale – und was man aktiv dagegen tun kann

Stand
Autor/in
Markus Böhle
Onlinefassung
Heidi Keller

Bei Arteriosklerose bleiben Gefäßverengungen lange unbemerkt. Gefährliche Folgen: Herzinfarkt und Schlaganfall. Das Risiko lässt sich senken und vorbeugen, auch ohne Medikamente.

Eine der häufigsten Ursachen für Herzinfarkt und Schlaganfall ist Arteriosklerose, die sogenannte Gefäßverkalkung. Die Erkrankung ist schuld oder Mitschuld an mehr als der Hälfte aller Todesfälle in Deutschland.

Das Problem: Über viele Jahre kann sich unbemerkt in der Gefäßwand der Arterien Kalk und Fett ablagern, bis hin zur Verstopfung. Dann droht Lebensgefahr. Helfen können Medikamente, aber auch eine Veränderung des Lebensstils.

Wie Arterien, die Blutgefäße, funktionieren

Unsere Blutgefäße versorgen die Zellen im Körper mit Nährstoffen und Sauerstoff. Arterien sind Organe, die aus verschiedenen Schichten bestehen. Sie transportieren nicht nur das Blut, sondern sie verhindern unter anderem auch Blutgerinnung. Um mehr Blut pro Zeiteinheit transportieren zu können, müssen sie elastisch sein - wie ein System elastischer Schläuche. 

Lagern sich über viele Jahre an den Wänden der Arterien Kalk und Fett ab, werden die Gefäße steifer und enger. Löst sich so eine Ablagerung – auch Plaque genannt – ab, können sich dadurch Arterien auch ganz verschließen. Ein Notfall – denn in der Folge kann Gewebe absterben, etwa im Gehirn, im Herz oder im Bein. 

Risikofaktoren für Gefäßverkalkung

Einige Faktoren, die die Arteriosklerose befördern, kann jeder selbst beeinflussen: vor allem Rauchen, aber auch Bluthochdruck, Übergewicht, Bewegungsmangel, Diabetes und hohe Cholesterinwerte. 

Die Gefäßverkalkung passiert im ganzen Körper. Es ist nie nur eine Arterie, die sich verengt. Die Patientin im Fallbeispiel etwa hatte einen Herzinfarkt und zusätzlich noch eine Verschlusskrankheit ihrer Beine. Hier spricht man von zwei sogenannten Provinzen, die betroffen sind. 

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Erste Symptome einer Arteriosklerose erkennen

Fast jeder bekommt im Alter verkalkte Gefäße. Aber in welchem Fall kommt es zu gefährlichen Komplikationen? Dr. Klaus Amendt, Leiter des Interdisziplinären Gefäßzentrums am Universitätsklinikum Mannheim, empfiehlt auf folgende Symptome zu achten: 

  • Schwindel, Luftnot und Engegefühl: Symptome bei Beeinträchtigungen des Herzens
  • Beschwerden beim Laufen: Wenn man immer wieder stehen bleiben muss, weil die Wade oder der Oberschenkel hart wird oder weil der Fuß oder das Gesäß schmerzen. Dann muss man nach der Durchblutung der Beine schauen – der Blutdruck an Bein und Arm wird verglichen.
  • Beschwerden mit der Hand: Wenn plötzlich das Glas aus der Hand fällt oder man die Finger nicht mehr koordinieren kann. Oder Beschwerden beim Sehen: Wenn man plötzlich doppelt sieht oder das Bild nicht mehr fokussieren kann. Oder auch bei Schwierigkeiten beim Sprechen - dann sind Funktionen im Gehirn betroffen.

Jedes Organ hat spezifische Symptome, aber das sind die häufigsten. Sie sollten unbedingt ärztlich abgeklärt werden. 

Lässt sich Arteriosklerose auch frühzeitig diagnostizieren?

Oft wird die Gefäßverengung erst spät erkannt, weil die Symptome erst spät auftreten. Lässt sich eine Arteriosklerose schon früher feststellen? Dr. Klaus Amendt erklärt, der Hausarzt kann drei Provinzen erkennen, wenn er mit dem Ultraschallgerät gut umgehen kann und über verschiedene Scanner verfügt, mit denen er verschiedene Schlagadern untersuchen kann - nicht nur die Halsschlagader, sondern auch die Bauchschlagader und die Leistenschlagader.

Früh Veränderungen zu erkennen, sei manchmal nicht so leicht, räumt Dr. Amendt ein. Der ärztliche Experte für Gefäßprobleme ist der Gefäßmediziner, zum Beispiel ein Angiologe.

Diagnose der Arteriosklerose - die wichtigsten Methoden

Genauere Untersuchungen empfiehlt Dr. Amendt, sobald Patienten Risikofaktoren haben und wenn ein gewisses Alter erreicht ist. Als erste Methoden kommen Blutdruck messen in Frage und das Bestimmen des Cholesterins im Blut. 

„Wenn das Geringste auffällig ist, dann auch die Arteriosklerose screenen, indem man den Druck an den Beinen misst im Vergleich zum Arm. Und eine bildgebende Diagnostik der Arterien, um zu sehen, ob die Risikofaktoren des Patienten einen Endorganschaden gemacht haben oder nicht“, rät der Experte. 

Kann die Veränderung des Lebensstils Plaque reduzieren?

Wenn durch gesündere Ernährung und mehr Bewegung der Lebensstil umgestellt und verbessert wird, werden dann die Ablagerungen in den Gefäßen vom Körper auch wieder abgebaut? Lässt sich der Prozess stoppen? 

Dr. Amendt erklärt, der Prozess sei nicht ganz umkehrbar. Reine Fetteinlagerungen in den Gefäßen verschwinden wieder durch einen gesünderen Lebensstil. „Aber die Bindegewebsfixierung oder die Verkalkung der Plaques, die kriegen sie nicht mehr weg.“ 

Durch Medikamente wie Statine könne man versuchen, die Plaque zu reduzieren, aber allein durch eine Diät gelinge das nicht. Die Medikamente könnten immerhin die weitere Verschlechterung verlangsamen. 

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Hauptrisikofaktor Ernährung: Hilft weniger Cholesterin?

Cholesterin ist ein wesentlicher Risikofaktor für die Arteriosklerose. Hilft der Verzicht auf Cholesterin in der Nahrung? Dr. Amendt weiß aus seiner Erfahrung: „Sie können nicht ganz darauf verzichten, dann schmeckt es nicht mehr. Aber Sie sollten es so weit wie möglich reduzieren, durch eine vernünftige Diät.“ 

Über die Ernährung allein kriege man den Cholesterinwert aber nicht in den Griff. Die Diät könne höchstens 10 bis 20 Prozent des Wertes beeinflussen.

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Muskeln: Warum Bewegung nicht nur fürs Abnehmen wichtig ist

Viele glauben, dass man sich bewegen und Sport treiben sollte vor allem zum Abnehmen. Es steckt aber noch viel mehr dahinter. Dr. Amendt betont die Wichtigkeit der Muskulatur als Stoffwechselorgan.

Gerade durch das Rauchen verliere man Muskeln, besonders die quergestreiften Muskeln. Vor allem für den Diabetes spielten Muskeln eine wesentliche Rolle, weil sie extrem viel Zucker verbrennen. Durch Bewegung könne daher auch der Diabetes verbessert werden. 

„Muskel muss sein,“ bringt es der Arzt auf den Punkt. Das bedeutet, das Training für den Muskelaufbau ist beim gesunden Sport unbedingt wichtig, nicht nur der Sport für die Ausdauer. 

L-Arginin als Ersatz für blutdrucksenkende Medikamente

L-Arginin ist eine Aminosäure, die die Gefäße erweitern und den Blutdruck senken kann. Als Ersatz für Medikamente, zusätzlich zum gesunden Lebensstil - gibt es zur Wirkung von L-Arginin wissenschaftliche Studien?

Dr. Amendt berichtet, medizinische Studien zeigten, Arginin wirke sich zwar auf die Gefäße aus, aber nicht ausreichend etwa bei erhöhtem Blutdruck. Es könne im Einzelfall helfen, aber nicht die Medikamente ersetzen.

Forschung zu Arteriosklerose: heilende Medikamente oder Impfung?

Heilende Medikamente gegen Gefäßverkalkung gibt es derzeit noch nicht, nur Medikamente, die den Fortschritt der Krankheit reduzieren und stabilisieren können. An einer Impfung wird geforscht, es wird aber noch lange dauern.

Dr. Amendt erklärt: „Impfung ist der größte Segen, den die Medizin je entwickelt hat, weil der Körper in eine Situation gesetzt wird, sich selbst zu helfen. Wir haben nur ein bisschen Probleme mit der Impfmüdigkeit der Bundesbürger.“ 

Hilfe zur Änderung des Lebensstils – abnehmen und Rauchen aufhören

Wer professionelle Hilfe sucht, um mit dem Rauchen aufzuhören, kann sich an Beratungsstellen für die Raucherentwöhnung wenden oder sich beispielsweise über Akupunktur gegen das Rauchen informieren. Für die Gewichtsreduktion gibt es Diätberatungen, Fitnessberater und vieles mehr, teils auch finanziert von den Krankenkassen.

Dr. Amendt weist für die Prävention zudem auf die Familien hin. Hier könnten Eltern und Großeltern den Kindern und Enkeln eine gesunde Lebensweise vorleben.

„Aber das entscheidend Wichtige ist, es muss im eigenen Kopf Klick machen. Und wenn man diesen Klick nicht verspürt, kann auch eine zweite Person nicht helfen.“

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