Krankheiten der Lunge

Atemnot und Hustenanfälle: Habe ich Asthma?

Stand
Autor/in
Simone Schaumberger
Onlinefassung
Sola Hülsewig
Heidi Keller

Hinter hartnäckigem Husten kann Asthma stecken – muss aber nicht. Wie erfolgt die Diagnose? Welche neuen Medikamente es gibt, und wann eine Antikörpertherapie gegen Asthma hilft.

Im Herbst und Winter erwischt es viele - doch welcher Husten ist normal und wann steckt mehr dahinter? Husten ist ein generelles Symptom der Atemwege - verschiedenste Erkrankungen können dabei eine Rolle spielen.

"Das reicht von Lungenentzündung bis hin zu Vernarbung in der Lunge, bis hin zu bösartigem Tumor. Deswegen muss man das auf jeden Fall definitiv und gut abklären lassen", erklärt Chefarzt Dr. Peter Hannemann, Leiter der ESPAN-Fachklinik für Pneumologie in Bad Dürrheim, Facharzt für Innere Medizin und Pneumologe.

Husten geht nicht weg – wann sollte man zum Arzt?

Professor Claus Neurohr ist Pneumologe am Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart. Er empfiehlt, jeden Husten, der länger als sechs bis acht Wochen dauert, vom Arzt abchecken zu lassen. Weitere Warnzeichen für eine schwerere Erkrankung sind blutiger Auswurf oder starkes Fieber.

Für Asthma typische Symptome sind Luftnot – das Gefühl, durch einen Strohhalm atmen zu müssen – ein Pfeifen über der Brust, sogenanntes Giemen, Brustenge und Hustenanfälle.

Wie lange dauert es bis zu einer belastbaren Diagnose?

Wenn der Patient dem Arzt schildert, er habe Atembeschwerden oder Husten, wenn er bestimmte Reizen ausgesetzt ist - zum Beispiel kalter Luft, Haarspray, Körperspray, Küchendünsten - und zudem die Bronchien pfeifen, dann steht für Dr. Hannemann die Diagnose Asthma schon nahezu fest, also recht schnell.

Selbstverständlich sind noch die entsprechenden Untersuchungen und ihre Ergebnisse abzuwarten, um die Diagnose abzusichern.

Ist es wirklich Asthma? So läuft die Diagnose ab

Da auch andere Lungenerkrankungen hinter den Beschwerden stecken können, ist die Diagnose zuweilen nicht ganz leicht und umfasst mehrere Tests. Besonders wichtig sei insbesondere bei starken Hustenbeschwerden eine Bildgebung der Lunge (beispielsweise durch Röntgen, Ultraschall, MRT, CTR et cetera), sagt Professor Neurohr.

Wie genau das gesamte Diagnoseverfahren aussehen kann, ist beim Lungeninformationsdienst des Deutschen Zentrums für Lungenforschung ausführlich beschrieben.

Was sind Risikofaktoren für Asthma?

Zum einen kann genetisch bedingt eine Veranlagung zu Asthma vorliegen. Wer Familienmitglieder hat, die unter Asthma, Heuschnupfen oder Neurodermitis leiden, hat statistisch gesehen eine höhere Wahrscheinlichkeit, an Asthma zu erkranken. Frauen sind zudem etwas häufiger betroffen als Männer.

Rauchen gilt zwar nicht als Ursache für Asthma, macht aber Ausprägung, Kontrolle und Therapie der Krankheit schwieriger, so Professor Neurohr. Dasselbe gilt für Arbeitsbereiche, wo man viel mit Staub, Dämpfen oder Lösungsmitteln in Kontakt kommt – etwa in der Backstube, auf dem Bauernhof oder in der Schreinerei.

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So können Allergien Asthma auslösen

Allergene können Asthma auslösen. Das körpereigene Immunsystem reagiert mit heftiger Abwehr gegen einen eigentlich harmlosen Stoff. Die Schleimhäute der Bronchien schwellen an, die Drüsenzellen produzieren vermehrt zähen Schleim, der nur schwer abgehustet werden kann. Es kommt zu einer chronischen Entzündungsreaktion, bei der sich die Bronchien verengen.

Kann man sich vor Asthma schützen?

Der Chefarzt und Pneumologe Dr. Peter Hannemann geht davon aus, dass ungefähr 25 Prozent der Bevölkerung eine erbliche Anlage haben für Allergien. Bei diesen Patienten entstehe ein Asthma, wenn sie nur ausreichend lange mit Allergenen in Kontakt kommen, so Hannemann. Wenn ein Betroffener, dessen Eltern beispielsweise Asthma oder allergischen Schnupfen haben, sich etwa ein Haustier anschafft, dann sei die Gefahr groß, dass er irgendwann allergisch darauf reagieren wird.

Der Facharzt empfiehlt bei familiärer Vorbelastung, die Allergenbelastung im Haushalt gering zu halten. "Das heißt keine Haustiere, keine Berufe, wo man Allergenen ausgesetzt ist, wie der Bäckerberuf." Außerdem rät Hannemann zur Vorsicht zu einer Hausstaubmilben-Sanierung.

Nicht gut vorbeugen könne man bei den postinfektiösen Asthmaerkrankungen, also Asthma, das sich in Folge eines Infekts entwickelt.

Basistherapie bei Asthma: Kortison und Beta-2-Sympathomimetika

Die Basistherapie bei Asthma besteht zum einen aus inhalativem Kortison. Es hemmt die Entzündung.

Zum anderen gibt es inhalative Medikamente, die sofort wirken, indem sie die Bronchien erweitern. Dazu zählen sogenannte Beta-2-Sympathomimetika. Sie wirken symptomatisch. Als Notfallmedikamente oder Langzeittherapie werden sie in Fixkombination mit Kortison empfohlen.

Kortison hat viele Nebenwirkungen

Patienten mit schwerem Asthma werden in der Regel mit hochdosiertem Kortison therapiert. Die künstlich hergestellte Substanz ist dem körpereigenen Hormon nachempfunden und wirkt wie kein anderes Medikament gegen die Entzündung bei Asthma.

Doch hochdosiert als Infusion oder Tabletten-Therapie kann Kortison schwere Nebenwirkungen haben. Es erhöht etwa das Risiko für Osteoporose, Diabetes oder grauen Star.

Neue Antiköper-Therapie: Hoffnung für Asthma-Patienten

Hoffnung machen neue Antikörper-Medikamente, durch die auf Kortison verzichtet werden kann. Sie greifen in das entzündliche Geschehen beim Asthma ein und beeinflussen die Signalwege der Entzündung.

Allerdings kommen bislang nur Patienten für die Antikörper-Therapie in Frage, bei denen die Werte bestimmter Biomarker auffällig sind – zum Beispiel das fraktionierte exhalierte Stickstoffmonoxid (FeNO) oder die eosinophilen Granulozyten. Patienten dahingehend zu testen, kann also sinnvoll sein.

Pneumologe Dr. Peter Hannemann sagt: "Inzwischen gibt es auch ein Medikament, das ist unabhängig von diesen Prädiktoren." Im Grunde wisse man, dass 90 Prozent der Patienten mit schwerem Asthma die Kriterien für eine Antikörper-Therapie erfüllen.

Die Antikörper-Therapie wird von den Krankenkassen übernommen. Die Antikörper-Medikamente können vom Arzt gespritzt werden. Es gibt inzwischen auch sogenannte Pens - Fertigspritzen - mit verschiedenen Präparaten, die sich Patienten nach Anleitung selbst verabreichen können.

Hyposensibilisierung - eine gute Therapie bei Asthma?

Chefarzt Dr. Hannemann erklärt, die Hyposensibilisierung sei nur für Patienten mit leichtem Asthma geeignet. Denn es werden die Substanzen gespritzt, auf die die Betroffenen allergisch reagieren. Diese Patienten dürfen "nur gegen wenige Allergene sensibilisiert sein, und die Diagnose muss ganz sicher sein".

Dann seien die Chancen aber gut, mit Erfolgsaussichten von etwa 70 Prozent, dass sich die Beschwerden unter der Hyposensibilisierung bessern.

Die Experten:

Dr. Peter Hannemann, Chefarzt der ESPAN-Fachklinik für Pneumologie in Bad Dürrheim, Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie

Professor Dr. Claus Neurohr, Chefarzt der Fachabteilung für Lungen- und Atemwegs­erkrankungen (Pneumologie) am Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart

Dr. Axel Tobias Kempa, Direktor der Klinik für Pneumologie, Intensiv- und Beatmungsmedizin Löwenstein

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