Das kennen viele: Im Urlaub bleibt der Stuhlgang plötzlich über Tage aus? Verstopfung! Kehren die Urlauber dann zurück in gewohnte Routinen, ist das Problem meist bald heruntergespült. Doch Verstopfung kann auch ein dauerhaftes Leiden sein. In Deutschland sind rund fünf Prozent der Bevölkerung von der "chronischen Obstipation" betroffen. Für viele Betroffene immer noch ein Tabuthema, weshalb sie nicht zum Arzt gehen. Dabei lassen sich auch langjährige Beschwerden lindern, wenn die Ursache erkannt wird.
Wann liegt eine Verstopfung vor?
Wie oft jemand die Toilette aufsucht, kann individuell unterschiedlich sein und auch von äußeren Faktoren beeinflusst werden. Daher wird für die Definition einer Verstopfung meist folgende grobe Regel angewandt: Wenn ein Mensch weniger als drei Stuhlgänge pro Woche hat, liegt eine Verstopfung vor. Allerdings ist die Häufigkeit des Stuhlgangs allein noch nicht aussagekräftig. Denn eine Verstopfung liegt vor allem auch vor, wenn der Stuhl sehr hart ist und Betroffene daher stark pressen müssen, die Entleerung unregelmäßig und unvollständig erfolgt oder wenn der Stuhlgang mühsam und schmerzhaft ist.
Wann liegt eine chronische Verstopfung vor?
Dauert eine Verstopfung länger als drei Monate an, so gilt sie als chronisch.
Wie entsteht eine Verstopfung?
Zentral bei der Entstehung einer Obstipation sind die Vorgänge im Dickdarm. Hier werden dem flüssigen Speisebrei Wasser und Salze entzogen. Er wird also "eingedickt". Doch ist die Darmtätigkeit träge oder behindert, verlängert sich die Verweildauer des Stuhls im Dickdarm. Dadurch wird ihm noch mehr Flüssigkeit entzogen. Der Stuhl wird hart und verliert seine Gleitfähigkeit. Sammelt sich der Stuhl, dehnt sich die empfindliche und nervenreiche äußere Darmwand. Das führt zu starken Schmerzen.
Starke Schmerzen bei Verstopfung
Von Verstopfung Betroffene berichten bei einer akuten Obstipation vor allem von einem Ziehen im Unterbauch. Dieses wird immer stärker und kann Schmerzen verursachen. Auch ein brennendes Gefühl ist möglich, bis hin zu Übelkeit und Erbrechen. Wichtig ist es dann, schnell zu reagieren, denn gerade Übelkeit, Erbrechen, Fieber und starke Bauchschmerzen können Symptome eines Darmverschlusses sein. Dabei handelt es sich um einen lebensbedrohlichen Zustand, bei dem die Darmwand einreißen kann. Um einen solchen Darmverschluss auszuschließen, führt Gastroenterologe Dr. Johann-Thomas Schmidt bei seinen Patienten einen Ultraschall durch, wenn sie mit starken Schmerzen bei ihm eintreffen.
Ursachen chronischer Verstopfung
Die häufigsten Ursachen für eine chronische Obstipation sind:
- Erkrankungen: zum Beispiel Diabetes, MS, Schilddrüsenunterfunktion oder Krebs.
- Medikamente: unter anderem können Opioide, Antidepressiva, Schlaf- und Beruhigungsmittel oder Blutdruckpräparate als Nebenwirkung zu einer Verstopfung führen.
- Organische, anatomische Ursachen: wenn etwa der Darm zu lang oder verengt ist. Eine häufige Ursache bei Frauen ist auch eine Beckenbodenschwäche.
- Eine falsche Lebensführung: zu wenig Bewegung, falsche Ernährung und zu wenig Flüssigkeit.
Welche Lebensmittel bei Verstopfung?
Eine einseitige Ernährung und zu wenig Bewegung können also ebenfalls Ursachen einer Verstopfung sein. Was sollten von Verstopfung Betroffene am besten essen? Letztendlich sind laut Ernährungswissenschaftlerin Andrea Barth mindestens 30 Gramm Ballaststoffe in der Ernährung nötig. Allerdings zeige sich bei Obstipationspatienten oft, dass sie zu wenig Ballaststoffe zu sich nehmen.
Ballaststoffe befinden sich insbesondere in Vollkornprodukten, Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Samen. Eine richtige Ballaststoffbombe sind etwa indische Flohsamenschalen. Dabei sollte jedoch auf die richtige Dosierung geachtet werden: Drei-mal täglich einen gehäuften Esslöffel in 250 Milliliter Flüssigkeit auflösen und trinken. Wichtig ist dabei aber auch, dass die Ballaststoffzufuhr nicht von jetzt auf gleich erhöht wird, sondern schrittweise.
Auch hilfreich bei chronischer Obstipation: Kiwis. Eine Studie aus den USA belegt, dass zwei Kiwis am Tag den Stuhl lockern und die Darmentleerung verbessern - wenn man die grüne Frucht über mehrere Wochen isst.
Für Obstipationspatienten ist jedoch nicht nur die richtige Ernährung von Bedeutung, auch ausreichend zu trinken, ist wichtig. Zwei Liter Wasser sollten über den Tag verteilt getrunken werden. Hinzukommt ein gesundes Maß an Bewegung. Das aktiviert den Stoffwechsel und regt damit die Darmtätigkeit an.
Im Umkehrschluss bedeutet es jedoch nicht, dass eine "ungesunde" Lebensweise zwangsläufig eine Verstopfung nach sich zieht. Eine solche Lebensweise kann aber das Entstehen von Verstopfungen begünstigen oder dazu führen, dass eine chronische Verstopfung häufiger zutage tritt.
Chronische Verstopfung behandeln
Ist die Lebensführung Ursache einer Verstopfung, so kann ein Wandel bei Ernährung und Bewegung den Betroffenen bereits helfen. Medikamente sind dann nicht mehr zwingend notwendig. Sind die Ursachen der Erkrankung jedoch beispielsweise anatomischer Natur, dann können Medikamente helfen. Rolf Merz bekommt etwa Sulfate verschrieben, die den Darm reinigen. Denn um die akuten Beschwerden zu lindern, muss der Stuhl schnellstmöglich verflüssigt werden.
Im Allgemeinen gilt: Wer über einen längeren Zeitraum Probleme mit dem Stuhlgang hat, der sollte einen Arzt aufsuchen. Dieser kann die Ursache der Verstopfung ermitteln und eine Behandlung veranlassen.
Fazit
Hält eine Verstopfung länger als drei Monate an, so handelt es sich um eine chronische Obstipation. Diese kann verschiedene Ursachen haben und macht sich unter anderem auch durch Schmerzen im Bauch- und Darmbereich bemerkbar. Je nach Ursache, sind die Möglichkeiten der Behandlung verschieden. Eine Umstellung der Lebensweise oder auch Medikamente können helfen. Liegt eine Verstopfung vor, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen.