Fenchelsamen werden schon seit Jahrtausenden weltweit als Haus- und Heilmittel verwendet. Bereits in der Antike vermutete man eine verdauungsfördernde und konzentrationssteigernde Wirkung der Samen.
Dabei ist Fenchel nicht gleich Fenchel: Botanisch unterscheidet man Süßen Fenchel (auch: Gewürzfenchel) von Bitterem Fenchel und dem Gemüsefenchel (auch: Knollenfenchel). Alle drei gehören zur Gattung der Fenchelgewächse (Foeniculum) und zur Familie der Doldenblütler.
Während der Gemüsefenchel mit seiner fleischigen Knolle hauptsächlich dem Verzehr dient, finden der Bittere Fenchel und der süße Fenchel vor allem als Arzneipflanze Verwendung. Ihre Früchte, auch Samen genannt, enthalten hohe Konzentrationen an ätherischem Öl, das für die Heilwirkung von Fenchelsamen verantwortlich ist.
Fenchelsamen – Inhaltsstoffe und Heilwirkung
Das ätherische Öl in den Fenchelsamen enthält zu mehr als der Hälfte Anethol. Anethol ist für den süßlichen Geschmack von Fenchelsamen verantwortlich und gilt als krampflösend und verdauungsfördernd.
Außerdem enthält das ätherische Öl in Fenchelsamen Fenchon. Es macht den bitteren Geschmack des Fenchels aus. Beide – Fenchon und Anethol – sollen für die schleimlösende Wirkung von Fenchelsamen verantwortlich sein.
Das ätherische Öl der Fenchelsamen enthält außerdem in kleineren Mengen Estragol. Dem Stoff spricht man eine östrogenartige Wirkung zu. Da es aber auch im Verdacht steht, in größeren Mengen krebserregend zu sein, sollte man bei der Anwendung von Fenchel bestimmte Höchstmengen nicht überschreiten. Auch rät die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA von einer Einnahme von Fencheltee für Kinder unter 4 Jahren und Stillende ab – Kinder unter 11 Jahren sollten nur selten Fencheltee trinken.
Weitere Bestandteile von Fenchelsamen sind Flavonoide, organische Säuren und fettes Öl.
Bei welchen Beschwerden helfen Fenchelsamen?
Durch die arzneilich wirksamen Inhaltsstoffe ihres ätherischen Öls werden Fenchelsamen bei zahlreichen Beschwerden empfohlen:
Bauchschmeichler Fenchelsamen
Durch die krampflösende und antientzündliche Wirkung des ätherischen Öls sowie seine gasbildungshemmende Wirkung sollen Fenchelsamen helfen bei:
- Magen- und Darmentzündungen
- Bauchkrämpfen
- Verdauungsbeschwerden
- Blähungen
- Völlegefühl
- Appetitlosigkeit
Hilfe durch Fenchelsamen bei Husten und Schnupfen
Durch die antibakterielle und schleimlösende Heilwirkung von Fenchelsamen können sie zudem hilfreich sein gegen:
- Husten
- Schnupfen
Das ätherische Öl wirkt zudem gegen Mundgeruch.
Fenchelsamen: Hilfe bei typischen “Frauenbeschwerden”
Neben der krampflösenden Wirkung des ätherischen Fenchelöls scheint sich der Inhaltsstoff Estragol auch positiv auszuwirken bei:
- Menstruationsbeschwerden
- Menopausebeschwerden
Fenchelsamen als Mini-Doping zur Leistungssteigerung
Fenchelsamen könnten zudem die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit steigern. Denn: Fenchel enthält viel Nitrat. Durch das Kauen der Samen wird in Mund, Magen und Darm Nitrat freigesetzt. Nitrat soll blutgefäßerweiterndwirken, dadurch könnten die Zellen leistungsfähiger werden, wie mehrere Tierversuche der Arbeitsgruppe des CardioScienceLab an der Universitätsklinik für Kardiologie und Angiologie in Essen nahelegen.
Wer also nach dem Essen ein paar Fenchelsamen kaut, könnte sich helfen, aus einem Leistungstief herauszukommen. Und hat ganz nebenbei noch einen frischeren Atem.
Innere und äußere Anwendung – Fenchelsamen-Rezepte:
Die Heilwirkung von Fenchelsamen kann man sich innerlich wie äußerlich zunutze machen.
Fenchelsamen einfach kauen
- Die einfachste Art, an das wirkungsvolle ätherische Fenchelöl zu gelangen ist, ein paar Fenchelsamen zu kauen.
- Das kann für schnelle Hilfe sorgen bei Blähungen, Mundgeruch oder Völlegefühl.
Fenchel-Tee zubereiten
- Gerade bei Bauchschmerzen, Krämpfen im Ober- oder Unterbauch hat sich das Einnehmen von Fenchel-Tee bewährt.
- Für eine Tasse Fenchel-Tee einen Teelöffel Fenchelsamen mit kochendem Wasser überbrühen und zugedeckt etwa acht Minuten ziehen lassen. Das Abdecken der Tasse ist wichtig, damit das flüchtige ätherische Öl erhalten bleibt.
- Für Erleichterung bei Husten und Schnupfen kann die Einnahme von Fenchelsamen-Sirup sorgen.
Schneller Fenchel-Hustensirup
Ein ganz einfaches, schnelles und effektives Rezept für Fenchel-Husten-Sirup:
- 2 EL (ca. 25g) Fenchelsamen im Mörser zerkleinern. Das ist wichtig, weil das Zerstoßen der Samen das kostbare, wirkungsvolle ätherische Öl freisetzt.
- Nun das Ganze in ein Schraubglas mit 200ml Honig geben, umrühren, und mindestens für fünf Tage ziehen lassen, damit das ätherische Öl in den Honig übergeht.
Fenchelsamen-Tinktur selbst herstellen
- Bei Magenbeschwerden oder Völlegefühl kann man auch eine verdünnte Tinktur aus Fenchelsamen einnehmen.
- Dafür mischt man einen Teil im Mörser zerstoßener Fenchelsamen mit fünf Teilen Alkohol (zum Beispiel hochprozentigen Doppelkorn).
- 2-4 Wochen bei Zimmertemperatur ziehen lassen.
- Von der fertigen Tinktur dann eine Pipette voll in ein Glas Wasser träufeln und trinken.
Äußere Anwendung: Fenchelöl selbst machen
Gerade bei Schmerzen und Krämpfen im Bauchraum (Magen-/Darm- oder Unterbauchbeschwerden) wird zudem eine äußere Anwendung des ätherischen Fenchelöls empfohlen. Von einer äußeren Anwendung könnten gerade auch Babys und Kinder bei Bauchschmerzen profitieren.
1 EL (ca. 10 g) Fenchelsamen im Mörser zerstoßen. In ein Schraubglas füllen und mit ca. 110ml Pflanzenöl übergießen. An einem warmen Platz mindestens 4-6 Wochen ziehen lassen. Je länger das Öl zieht, desto stärker wird es.
Vorsicht: Ätherisches Fenchelöl nicht unverdünnt auf die Haut auftragen, sondern immer mit einem Hautöl verdünnen, da es in konzentrierter Form stark austrocknend wirkt.
Welche Risiken gibt es bei der Anwendung von Fenchelsamen?
Wie bei allem – auf die Dosierung kommt es an: Maximal 2-3 Tassen Fencheltee pro Tag und am besten höchstens einmal am Tag eine Portion Fenchelsamen kauen. Denn Fenchelsamen enthalten in geringer Menge Estragol, das im Verdacht steht, in zu großen Mengen krebserregend zu sein.
Experten aus den Filmen: