Kaltes Wasser und damit auch kalt Duschen oder das Baden in kalten Seen oder Flüssen klingt für viele im ersten Moment abschreckend - zumindest im Herbst und Winter. Doch wer sich an die Herausforderung wagt und Schritt für Schritt eintaucht, den können positive Effekte erwarten.
Ist kalt duschen gesund?
Eine niederländische Studie hat herausgefunden, dass kaltes Duschen eine positive Wirkung aufs Immunsystem haben kann. Für die Studie musste ein Teil der 3.000 Probanden täglich 30 bis 90 Sekunden lang kalt duschen. Die Vergleichsgruppe duschte warm. Das Ergebnis: Unter den Kalt-Duschenden gab es anschließend rund ein Drittel weniger Krankmeldungen.
Was ist Wassertreten und woher kommt es?
Anders als beim Duschen oder Eisbaden landen beim sogenannten Wassertreten nur Beine und Füße unter der Oberfläche. Entdeckt hat das Prinzip Pfarrer Sebastian Kneipp. Als er an Tuberkulose erkrankte, soll er sich durch kurze eiskalte Bäder in der Donau selbst geheilt haben. Aus dieser Erfahrung entwickelte er über 100 Wasseranwendungen, mit denen er weltweite Bekanntheit erlangte und sich so ab 1855 einen Namen als "Wasserdoktor" machte.
Wie gesund ist Wassertreten?
Die Mitglieder des Kneipp-Bunds Saarland schwören auf das Wassertreten. Sie steigen bei nur acht Grad Wassertemperatur ins Becken. Laut Claudia Zobel vom Kneipp-Bund Saarland führt der Reiz, der durch das kalte Wasser zum Beispiel die Beine erreicht, dazu, dass das Blut aus den Gefäßen fließt. Anschließend würden sich die Gefäße zusammenziehen, dadurch komme es zu einer Stressreaktion. Und dann fließe das nährstoffreiche Blut inklusive Abwehrstoffe wieder zurück in die Gefäße.
"Durch die regelmäßige Anwendung beim Wassertreten kommt es zu einer Abhärtung des Körpers", weiß Zobel. Dadurch soll man sich zum Beispiel weniger schnell eine Erkältung einfangen. Wenn doch, sollen die Verläufe milder sein oder die Erkältung nicht so lange andauern. Zudem regt Wassertreten den Kreislauf an und fördert die Durchblutung.
Zu Hause ins kalte Wasser
Wassertreten ist tatsächlich auch im eigenen Badezimmer möglich. Kneipp-Coach Simone Ankele weiß wie: Wassertreten geht zum Beispiel in der Badewanne. Dazu die Wanne bis knapp unter der Kniekehle mit kaltem Wasser füllen und auf der Stelle schreiten. "Man macht das eigentlich 30 Sekunden, eine Minute. Das kommt drauf an, wie angenehm es einem ist", erklärt Ankele. Anfänger oder Frostbeulen könnten die Zeit im kalten Wasser also auch etwas kürzer halten. "So lang, wie man sich wohlfühlt, so lang macht man das." Wird der Kältereiz zu stark, sollte man zum Ende kommen. Nach dem Treten wird das Wasser dann nur abgestreift, um die Verdunstungskälte zu nutzen.
Wer keine Badewanne hat, kann gemäß Ankele auch auf kalte Armbäder, Gesichtsgüsse oder kalte Kniegüsse in der Dusche setzen. Für die Kniegüsse gibt es sogar spezielle Kneipp-Aufsätze. "Den Aufsatz nimmt man, weil dann das Wasser in einem schönen, weichen Strahl herauskommt. Und wenn man den Guss macht, dann wird das Bein ummantelt", berichtet die Kneipp-Trainerin.
Kalte Armbäder und Gesichtsgüsse sind zu Hause zum Beispiel im Waschbecken oder über der Badewanne leicht machbar. Besonders effektiv sind laut Ankele dabei die kalten Gesichtsgüsse.
Welche Vorteile hat kaltes Wasser für den Körper?
Sportmediziner Jens Stening setzt Kaltwasser-Anwendungen in seiner Praxis in Bad Kreuznach als Therapiemethode ein. Für ihn ist klar: Es hat eine positive Wirkung.
Kälte hat laut Dr. Stening verschiedene physiologische Wirkungen auf die Muskulatur. So änderten sich die Durchblutung der Muskulatur, die Reizweiterleitungsgeschwindigkeit der Nerven und damit auch das Schmerzempfinden.
Auch Forschende aus Jena bestätigen eine Wirkung auf das Immunsystem. Sie konnten zeigen, dass regelmäßige kalte Güsse am Oberkörper die Immunabwehr ankurbeln. Die Probanden hatten danach mehr Abwehrzellen im Blut als vorher.
Kalt duschen ist nicht alles
Kaltes Wasser fürs Immunsystem kann also tatsächlich etwas bringen - auch wenn es nur schwer messbar ist und umfassende Studienerkenntnisse noch fehlen. Für den Sportmediziner reicht kaltes Wasser allein jedoch nicht aus, um das Immunsystem zu stärken. "Dreimal in der Woche milden moderaten Ausdauersport, ein bisschen Krafttraining und die ausgewogene, gesunde Misch-Kost. Das klingt zwar nicht besonders sexy, ist aber sicherlich extrem gesundheitsfördernd", ergänzt Dr. Stening.
Wann sollte man besser nicht kalt duschen?
In bestimmten Situationen sollten Sie lieber von einer kalten Dusche, dem Wassertreten oder einem Eisbad absehen. So ist die Kälte beispielsweise bei einer Erkältung oder Erkrankung mit Fieber nicht optimal, weil es für den Körper eine zusätzliche Belastung darstellt. Und auch während der Menstruation wird oft zur Vorsicht geraten. Darüber hinaus kann kaltes Wasser für Personen, die etwa von Nierenkrankheiten betroffen sind, mehr Nachteile als Vorteile bringen. Daher gilt: Wenn Sie beispielsweise Vorerkrankungen haben und sich unsicher sind, vor der ersten kalten Dusche am besten einen Arzt kontaktieren.