Der Begriff Wechselwirkung bei Arzneimitteln meint die gegenseitige Beeinflussung von zwei oder mehreren Arzneistoffen in ihrer Wirkung. Die Wirkung eines Medikamentes kann durch die Einnahme eines anderen Medikamentes - gleichzeitig oder nacheinander - verstärkt oder abgeschwächt werden. Außerdem kann sich dadurch die Wirkungsdauer verändern.
Wo sollten wir vorsichtig sein, ab wann wird es kritisch? Und wie ist die Beratung zu Wechselwirkungen in Apotheken?
Wann muss man bei Arzneimitteln mit Wechselwirkungen rechnen?
Im Grunde muss man bereits ab zwei Medikamenten auf Wechselwirkungen achten - und ab vier Medikamenten ist es bereits schwer, die Neben- und Wechselwirkungen zu überblicken.
Möglicherweise nimmt man zudem noch ein oder mehrere nicht verschreibungspflichtige Mittel ein – wie etwa Schmerzmittel, Schlafmittel, Nahrungsergänzungsmittel oder Heilkräuter. Auch sie können Wirkungen auslösen, mit denen man nicht rechnet.
Schneller als man denkt, gerät man in ein Durcheinander von Medikamenten und Wirkstoffen. Vor allem, wenn man chronische Krankheiten hat und deshalb bereits mehrere Medikamente gleichzeitig einnimmt.
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Auch Lebensmittel können unerwünschte Wechselwirkungen auslösen
Vielen ist nicht klar, dass auch Essen und Getränke Wechselwirkungen mit Medikamenten auslösen können - wie etwa Grapefruit, Pampelmuse und andere Zitrusfrüchte mit Bitternote, sowie die Sternfrucht, die auch Karambola genannt wird.
Milch schränkt die Wirkung eines Antibiotikums ein. Alkohol als Zusatzbelastung stört den Abbau von Medikamenten in Leber und Nieren. Mehr Informationen zu Nahrungsmitteln mit Wechselwirkungen sind auch auf der Gelben Liste zu finden.
Medizin und Ernährung Wechselwirkung von Medikamenten und Lebensmitteln: Tipps für die sichere Einnahme
Die Einnahme von Medikamenten in Kombination mit Nahrungsmitteln kann zu Wechselwirkungen führen. Worauf Sie bei der Einnahme von Arzneimittel achten sollten.
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Alle am Stoffwechsel beteiligten Bereiche können von Neben- und Wechselwirkungen betroffen sein – also auch Magen, Darm, Blut oder Nieren.
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Wenn mehrere Medikamente nicht vermeidbar sind – was tun?
Es gibt mehrere Möglichkeiten einzugreifen, um Wechselwirkungen zu vermeiden:
- den Wirkstoff gegen einen anderen austauschen,
- die Dosis absenken, wenn durch die Wechselwirkung die Wirkung eines Wirkstoffs verstärkt wird,
- oder umgekehrt: die Dosis erhöhen, wenn durch die Wechselwirkung die Wirkung eines Wirkstoffs sinkt.
Das kann allerdings nur ein Arzt beurteilen. Deshalb sind regelmäßige Checks beim Arzt wegen der Wechselwirkungen wichtig.
Häufige Fehler bei der Einnahme von Medikamenten
Gerade in der Erkältungszeit werden gerne Kombipräparate gegen grippale Infekte, Erkältung oder Grippe, eingenommen. In diesen Erkältungs-Kombipräparaten sind mehrere verschiedene Wirtstoffe enthalten - und zudem oft noch Koffein, Schmerzmittel oder Wirkstoffe gegen Allergien, damit man müde wird.
Diese Kombinationen sind oft nicht ideal, und die vielen Wirkstoffe erhöhen das Risiko von Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, die der Patient möglicherweise auch nehmen muss. Besser wäre es, gezielt auszuprobieren, ob nicht beispielsweise ein Schmerzmittel für die Nacht bereits ausreichend hilft.
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Vorsicht bei der Beratung zur Einnahme von mehreren Medikamenten
Marktcheck hat eine kleine Stichprobe zur Qualität der Beratung in Apotheken über Wechselwirkungen gemacht. Sie zeigt, dass man sich nicht unbedingt auf die Aufklärung verlassen kann. Manchmal wird erst auf Nachfrage beraten, unter Umständen kann die Beratung sogar falsch sein. Das ist selbstverständlich ein Problem für Patienten.
Dazu sollte man wissen: Nicht jede Person in einer Apotheke ist eine examinierte Apothekerin und Apotheker. Und nur diese dürfen beraten. Es muss aber immer eine ausgebildete Apothekerin oder ein Apotheker für ein Beratungsgespräch anwesend sein. Danach können Patienten fragen.
So geht's Medikamente richtig einnehmen
Damit Arzneimittel wirken, müssen sie richtig eingenommen werden. Was der Beipackzettel dazu verrät und was wir bei der Einnahme von Medikamenten grundsätzlich beachten sollten - hier gibt's die wichtigsten Tipps.
Wechselwirkungen selbst checken im Internet
Es gibt im Internet Datenbanken, mit denen Patientinnen und Patienten auch selbst nach Wechselwirkungen recherchieren können – beispielsweise bei Online-Apotheken oder auf Internetseiten von Krankenkassen.
Die Verbraucherzentrale empfiehlt eine Medikationsanalyse in speziell ausgebildeten Apotheken für die "Erweiterte Medikationsberatung bei Polymedikation". Eine Medikationsanalyse steht Patienten, die mindestens fünf ärztlich verordnete Medikamente regelmäßig einnehmen, einmal jährlich zu oder falls die Medikation erheblich umgestellt werden muss.
Dabei werden auch nicht verschreibungspflichtige Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel einbezogen. Die Kostenübernahme durch die Krankenkasse steht gesetzlich und privat Versicherten zu.
Fazit: Was tun, um Wechselwirkungen zu vermeiden?
Ab zwei Medikamenten sind Wechselwirkungen ein Thema, auf das Patientinnen und Patienten selbst ein Auge haben sollten. Und immer wieder prüfen: Ist alles, was ich nehme, noch aktuell? Erfüllt es noch seinen Zweck und wie geht es mir damit? Gibt es eventuell Wechselwirkungen, die unangenehmer sind als das Ausgangssymptom?
Im Zweifel sollten Betroffene vor der Einnahme beim Arzt nachfragen und die Medikamente noch einmal checken lassen.
Wichtig ist für Patientinnen und Patienten aber auch: Immer bei allen Ärzten, die man besucht, berichten, was in einer anderen Arztpraxis bereits verschrieben worden ist und was man sonst noch an Medikamenten, auch an nicht verschreibungspflichtigen, einnimmt.
Die Verbraucherzentrale weist auf die Möglichkeit des Medikamentenplans hin, um den Überblick zu bewahren - besonders für Patienten, die regelmäßig mehrere Medikamente einnehmen. In der Regel wird diese vereinheitlichte Übersicht vom Arzt erstellt.
Hier können auch nicht verschreibungspflichtige Medikamente vermerkt werden. Auf Wunsch gibt es den Medikamentenplan auch in elektronischer Form. Er kann außerdem in der elektronischen Patientenakte (ePA) gespeichert werden kann.