Schuppenflechte: Was ist das?
Die Schuppenflechte, Psoriasis genannt, ist eine Autoimmunerkrankung. Das heißt: das eigene Immunsystem greift nicht nur Krankheitserreger wie Bakterien und Viren an, sondern auch körpereigene Zellen.
Bei der Schuppenflechte zeigt sich diese übers Ziel hinausschießende Immunantwort auf der Haut: Die Krankheit löst dort eine Entzündungsreaktion aus, die dazu führt, dass sich die Hautzellen in etwa zehnfacher Geschwindigkeit erneuern. Auf der Haut bilden sich schuppende, oft rötliche Hautstellen.
Im Extremfall kann die Krankheit auf Gelenke, Wirbel oder Sehnen übergehen. Die sogenannte Psoriasis Arthritis.
Was ist Psoriasis Arthritis?
Bei der Psoriasis Arthritis entzündet sich die Gelenkinnenhaut und sondert vermehrt Gelenkflüssigkeit ab. Es kommt zu Überwärmung, Schwellung und Steifigkeit.
Bekommt man die Entzündung nicht in den Griff, bildet sich vermehrt Bindegewebe. Dieses Bindegewebe überzieht die Gelenkflächen und kann langfristig in Knorpel und Knochen hineinwachsen. Die Gelenkstruktur kann zerstört werden.
Aus Psoriasis wird häufig Psoriasis Arthritis
Dr. Ralph Michael von Kiedrowski ist Dermatologe und einer der wenigen Ärzte in Deutschland, die sich schon früh auf Hautkrankheiten spezialisiert haben, die mit dem Immunsystem zusammenhängen:
"Wir müssen wissen, dass letztlich circa 30 Prozent der Patienten mit einer Psoriasis im Laufe der Zeit – und das kann sechs bis acht Jahre nach der Haut-Manifestation sein – auch Gelenkbeschwerden entwickeln. Da sind die Symptome ein Stück weit wie bei allen Gelenken, aber zum Teil auch spezifisch: Wir haben bei der Psoriasis-Arthritis sehr häufig im Frühstadium eine Beteiligung der Sehnenansätze und der Sehne.“
So war es auch bei Andreas Merfels aus dem Westerwald. Seit seiner Pubertät leidet der 64-Jährige unter der Schuppenflechte. Als Erwachsener kamen bei ihm dann Gelenkschmerzen hinzu: Aus der Psoriasis wurde eine Psoriasis Arthritis.
Um die Psoriasis Arthritis in den Griff zu bekommen, spritzt er sich seit vielen Jahren wöchentlich ein Immunsuppressivum.
Psoriasis Arthritis: Therapie mit Immunsuppressiva
Immunsuppressiva sind Medikamente, die die überschießende Reaktion des Immunsystems hemmen. Häufig werden sie verabreicht in Form von Spritzen, die sich die Betroffenen selbst regelmäßig setzen. Und das meist ein Leben lang, um die überschießende Immunantwort zu regulieren.
Die Behandlung mit Immunsuppressiva ist allerdings heikel, hier gilt es, die richtige Balance zu finden. Denn sie können auch unerwünschte Folgen haben, so Dr. Ralph Michael von Kiedrowski, Präsident des Berufsverbands deutscher Dermatologen:
"Wenn ich das Immunsystem unterdrücke, habe ich natürlich auch eine Wirkung auf die normale Funktion des Immunsystems – das soll mich ja vor Infektionen schützen. Wenn ich es radikal unterdrücke, habe ich eine erhöhte Infektanfälligkeit. Der Vorteil einer zielgerichteten Biologika-Therapie ist, dass ich diese typische Nebenwirkung nicht habe."
Psoriasis Arthritis: Therapie mit Biologika
Patient Andreas Merfels nimmt zusätzlich zum Immunsuppressivum alle zwei Wochen ein Biologikum.
Biologika sind Antikörper, die aus lebendigen Zellen gewonnen werden. Biologika zur Behandlung von Psoriasis kamen erst vor etwa 20 Jahren auf den Markt. Anders als chemisch hergestellte Medikamente sind diese Antikörper in der Lage, gezielt die Botenstoffe im Körper auszuschalten, die für die entzündlichen Prozesse in Haut und Gelenken verantwortlich sind. In Folge schwächt die Entzündungsreaktion ab.
Doch nicht bei allen Patienten schlagen diese Medikamente an.
Deshalb wird an der Berliner Charité an einer neuen Medikamentenklasse geforscht: an den so genannten “Small Molecules”.
Psoriasis Arthritis: Small Molecules Therapie
Dr. Georgios Kokolakis von der Klinischen Forschung der Berliner Charité und sein Team wollen die Psoriasis Arthritis mit sogenannten „Small Molecules“ bekämpfen.
"Die Biologika sind große Moleküle – die kommen nicht in die Zelle rein. Das heißt, sie blockieren Entzündungsfaktoren, die außerhalb der Zelle sind. Die small molecules sind richtig kleine Moleküle: sie schaffen es, durch die Zellmembran in die Zelle vom Immunsystem reinzukommen. So dass die Immunantwort, diese übermäßige Immunreaktion, wieder runterreguliert wird", so Dr. Georgios Kokolakis.
Wichtig bei jeder dauerhaften medikamentösen Behandlung ist, die Blutwerte regelmäßig kontrollieren zu lassen.
Regelmäßige Kontrolle der Blutwerte
Dermatologe von Kiedrowski: „Alle Medikamente müssen im Körper verstoffwechselt werden. Deswegen ist es wichtig, dass man während einer Dauertherapie regelmäßig entsprechende Laborwerte abnimmt: Leber, Niere, Blutbild.”
Bei manchen Betroffenen kann neben oder anstelle einer medikamentösen Therapie eine Therapie mit Licht hilfreich sein.
Schuppenflechte: Lichttherapie
Bei der Lichttherapie wird die Haut mit Licht bestrahlt. Allerdings nur mit einem bestimmten Spektrum des Sonnenlichts, um das Risiko für Hautkrebs oder Austrocknen der Haut zu senken.
Dr. Georgios Kokolakis, Leiter der Klinischen Forschung und Patientenversorgung Psoriasis an der Berliner Charité:
"Mit einer Lichttherapie kann man eine schnelle Besserung des Befundes anbieten. Wir benutzen entweder eine UV-A oder UV-B-Bestrahlung, nicht das ganze Spektrum der Sonne. Das kann man entweder als Einzeltherapie anbieten, wenn die Patienten eine ganz milde Schuppenflechte haben, die dann vielleicht einmal im Jahr zur Bestrahlung kommen, dann bleibt die Haut gut fürs ganze Jahr. Oder man kann es auch zu einer medikamentösen Therapie ergänzen."
Psoriasis Arthritis: Welche Therapie für wen?
Welche Therapie – ob medikamentös mit Immunsuppressiva, Biologika oder Small Molecules oder eine Therapie mit Licht – Dr. Kokolakis empfiehlt, hängt davon ab, wo und wie intensiv der Patient von Psoriasis-Arthritis betroffen ist.
Experten:
Dr. Ralph Michael von Kiedrowski, Präsident des Berufsverbands deutscher Dermatologen
Dr. Georgios Kokolakis, Leiter der Klinischen Forschung und Patientenversorgung Psoriasis an der Berliner Charité