Warnzeichen erkennen

Sepsis – auch kleine Wunden können gefährlich werden

Stand
Autor/in
Simone Schaumberger
Onlinefassung
Heidi Keller

Ein Kratzer auf der Haut durch Gartenarbeit, ein entzündlicher Mückenstich - selbst kleine Verletzungen können eine gefährliche Blutvergiftung, eine Sepsis, entwickeln. Das hilft.

Unkraut-Jäten, Sträucher-Schneiden – gerade im Garten kommt es immer wieder zu kleinen Schnittwunden oder Verletzungen. Das kann auch mal gefährliche Folgen haben - ein verletzter Finger beispielsweise schwillt plötzlich dick an und wird rot, entzündet sich.

In der Erde leben viele krankmachende Keime. Auch durch kleine Wunden können Bakterien in den Körper eindringen. Ein anderes, oft unterschätztes Beispiel sind juckende, mehrfach aufgekratzte Mückenstiche als Ursache für Entzündungen. Und es gibt auch zahlreiche andere Ursachen für eine Sepsis. Wird sie nicht früh genug behandelt, kann es lebensgefährlich werden.

Schnell zum Arzt

In unserem Fall stellt die Hausärztin fest, die Entzündung durch die Verletzung hat sich auf den ganzen Finger ausgebreitet. Die Wunde wird mit dem Skalpell aufgeschnitten, die Flüssigkeit ausgedrückt, am Ende alles mit einem Verband versorgt. Das Antibiotikum bekommt der Patient direkt mit. Es soll so schnell wie möglich verhindern, dass aus der Entzündung am Finger eine Blutvergiftung wird, die den ganzen Körper betrifft.

Was ist eine Sepsis – eine Blutvergiftung?

Rund 320.000 Menschen erkranken jedes Jahr in Deutschland an einer Blutvergiftung, auch Sepsis genannt. Die Vergiftung im Blut ist für mehr Tote verantwortlich als lange vermutet. Bei einer Sepsis schaffen es die körpereigenen Abwehrkräfte nicht mehr, die Ausbreitung einer lokalen Infektion zu verhindern.

Die Viren oder Bakterien gelangen ins Blut und breiten sich im gesamten Blutkreislauf aus. Das Immunsystem reagiert über und bekämpft nicht nur die Bakterien, es schädigt auch den eigenen Körper.

So gefährlich ist eine Blutvergiftung

Durch diese Überreaktion des Körpers werden nicht nur die Erreger, sondern auch die Organe angegriffen. Je nachdem wo sich die Erreger niederlassen, hat das Folgen für den Körper - für das Herz, die Niere, die Lunge, das Gehirn. Innerhalb weniger Stunden drohen die Organe zu versagen.

Wird nicht rechtzeitig reagiert, kommt es zum Multiorgan- und Kreislaufversagen. Knapp 75.000 Menschen sterben jährlich in Deutschland an oder mit einer Sepsis - mehr als an Brust- oder Darmkrebs.

Warnzeichen: Woran ist eine Sepsis zu erkennen?

Eine Blutvergiftung zu erkennen, ist schwierig für Laien. Das macht diese Infektion zusätzlich gefährlich. Die Symptome sind diffus. Oft kommt es zu Fieber, Übelkeit, der Herzschlag beschleunigt sich – ähnlich wie Erkältungs- oder Grippesymptome. Deshalb wird die Sepsis zunächst häufig nicht als solche erkannt und unterschätzt. Eine Blutvergiftung ist jedoch oft verbunden mit Verwirrtheit, zusätzlich zu den Erkältungs- oder Grippesymptomen. Das macht einen Unterschied.

Der oft genannte rote Strich unter der Haut, ausgehend von einer Wunde – eine Entzündung der Lymphbahnen - ist zwar ein Warnzeichen für eine drohende Blutvergiftung, aber nicht das alleinige. Denn Verletzungen der Haut sind nicht zwingend die Ursache einer Blutvergiftung.

Eine Sepsis kann auch durch andere Entzündungen im Körper ausgelöst werden – zum Beispiel durch eine verschleppte Blasen- oder Nierenentzündung. Auch ein größerer Eingriff beim Zahnarzt, etwa wenn ein Zahn gezogen wurde, kann im Anschluss zu einer Sepsis führen. Übertragen werden können Bakterien und Viren zum Beispiel aber auch durch einen verunreinigten Katheder im Krankenhaus.

Was man gegen eine Sepsis tun kann

Damit es gar nicht erst zu einer Sepsis kommt, empfiehlt die Deutsche Sepsis-Stiftung für Risikogruppen wie über 60-Jährige, Immungeschwächte oder Säuglinge, aber auch für Menschen mit chronischen Erkrankungen, Impfungen gegen Pneumokokken und Meningokokken, außerdem gegen die Grippe und gegen Covid-19. Denn all das kann eine Sepsis auslösen.

Diese Impfungen bekämpfen nicht die Sepsis, sondern die Bakterien, Viren und Erreger, die in den Körper eindringen und sich über das Blut verbreiten. Es ist allerdings nicht möglich, gegen jeden Keim zu impfen. Deshalb ist es umso wichtiger, die Sepsis rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Für Wunden sollte man deshalb stets beachten, selbst kleine Wunden immer richtig zu versorgen. Das heißt: Die Wunde mit Wasser säubern und anschließend desinfizieren, um mögliche Keime abzutöten, zum Beispiel mit Jodersatzmitteln.

Mit dieser Krankheit wird eine Blutvergiftung oft verwechselt

Viele denken beim Stichwort Sepsis zunächst an eine andere Erkrankung: Tetanus - Wundstarrkrampf befällt durch eine Wunde die Nervenzellen. Deshalb verkrampft sich dann die Muskulatur. Weil viele an Tetanus erkranken, ist es so wichtig, die Impfung immer wieder aufzufrischen, bei Erwachsenen alle zehn Jahre. Jeder, der sich damit infiziert und nicht geimpft ist, erkrankt daran.

Eine Sepsis kann der Körper oft auch selbst bekämpfen. Aber wir wissen es nicht im Voraus.

Wie wird eine Sepsis behandelt?

Typisch für eine Sepsis ist Fieber, womöglich sogar in Verbindung mit einem sogenannten septischen Schock. Der Patient sollte so schnell wie möglich zu einem Arzt oder in eine Klinik gebracht und dort behandelt werden, bevor die Infektion sich weiter ausbreitet.

Dafür wird Blut abgenommen und untersucht, um den Erreger zu bestimmen. Meistens wird ein Antibiotikum gegeben. Je nach Erreger im Körper kommen noch weitere Behandlungen oder Medikamente in Frage.

So wird oft auch Kortison gegeben, damit sich der Körper nicht selbst zerstört. Wenn der Blutdruck abfällt und sich die Gefäße erweitern, wird Adrenalin eingesetzt. Eine Behandlung auf der Intensivstation kann notwendig werden.

In welchen Fällen einer Sepsis kommt es zu einer Amputation?

Wenn Gewebe abstirbt wegen einer Sepsis, müssen die behandelnden Ärzte, um das Leben des Patienten zu retten, dieses Gewebe entfernen. Aus diesem Grund können auch Amputationen notwendig werden.

Langzeitfolgen: Was steckt hinter dem Post-Sepsis-Syndrom?

Das Ausheilen der Erkrankung nach einer Blutvergiftung ist möglich. Oft bleiben zunächst aber chronische Folgeerscheinungen, zum Beispiel Leistungsabfall, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und ähnliches - das sogenannte Post-Sepsis-Syndrom. Das ist typisch für viele schwere Erkrankungen und wenn Patienten lange auf der Intensivstation waren.

Fazit: Was ist ein wirkungsvoller Schutz gegen Blutvergiftung?

Allem voran: Verletzungen sind im Alltag nicht zu vermeiden. Aber wir sollten rechtzeitig reagieren.

  • Eine verletzte Hautstelle schnell säubern, abspülen und desinfizieren, um Bakterien zu entfernen. Ein roter Strich kann, muss aber nicht zur Sepsis führen.
  • Es gibt auch andere Anzeichen für eine Blutvergiftung. Deshalb sollten auch andere Infektionen im Körper nicht verschleppt werden.

Bei Unsicherheit lieber frühzeitig zum Arzt gehen.

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Heidi Keller