Eis und Schnee

Streusalz verboten - das sind die umweltfreundlichen Alternativen

Stand

Von Autor/in Susanne Henn

Bei Schnee und Glatteis sind Mieter und Eigentümer verpflichtet, Gehwege vor dem Haus freizuhalten. Streusalz wirkt schnell, ist aber oft verboten. Nachhaltig streuen - so geht's.

Ist Streusalz noch erlaubt?

In Deutschland verbieten zahlreiche Kommunen bei Glatteis die Nutzung von Streusalz auf Bürgersteigen oder schränken die Verwendung stark ein. Beispielsweise in Stuttgart, Frankfurt, Köln, Düsseldorf, Dortmund, Essen und Leipzig ist Salz streuen nur bei extremen Situationen wie zum Beispiel Eisregen erlaubt. Denn für die Umwelt ist Streusalz sehr schädlich, das betont auch Renate Kübler vom Stuttgarter Amt für Umweltschutz. 

Wer sicher gehen möchte, sollte bei seiner Stadt- oder Gemeindeverwaltung nachfragen.

Baden-Württemberg

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Der Winter hat Baden-Württemberg fest im Griff. Vielerorts hat es auf den gefrorenen Untergrund geregnet, dort ist es extrem glatt. Was beim Schneeschippen und Streuen erlaubt und was verboten ist.

Salz streuen lässt Pflanzen quasi verbrennen

Streusalz hat eine wasserbindende Wirkung und die verursache bei Pflanzen Trockenstress und ein Verbrennen der Pflanzen, sagt Renate Kübler. Dadurch können Bäume weniger Wasser aufnehmen, selbst, wenn genügend da wäre.

Es besteht die Gefahr, dass sie im nächsten Frühjahr nicht mehr richtig ausschlagen und anfällig für Krankheiten werden. Streusalz schädigt vor allem Pflanzen an viel befahrenen Straßen, die ständig mit Spritzwasser in Berührung kommen.

Schnee im Winter: Geräumter Gehweg in Wohngebiet, daneben Bäume und Büsche in den Gärten. Weil Pflanzen, Hecken und Bäume am Straßenrand leiden, ist bei Glatteis und Schnee Streusalz für den Gehweg in aller Regel verboten.
Weil Pflanzen, Hecken, Büsche und Bäume am Straßenrand leiden, ist bei Glatteis und Schnee Streusalz für den Gehweg in aller Regel verboten.

Laub speichert Streusalz bis ins nächste Jahr

Auch nach dem Winter ist das Problem nicht vorbei, denn im Boden reichert sich das Streusalz an. Die Pflanzen nehmen es über die Wurzeln weiterhin auf. Außerdem kommt das Salz durch die Blätter auch in den Folgemonaten wieder auf den Boden. Es entsteht ein Teufelskreis, der, laut Renate Kübler von der Stadtverwaltung Stuttgart, nicht leicht zu durchbrechen ist.

Zwar können sich Bäume und Sträucher erholen, so die Experten, aber das dauert sehr lange. Und eine Erholung gelingt nur dann, wenn die Pflanzen kein Salz mehr abbekommen. Sonst sterben sie nach einigen salzhaltigen Jahren im schlimmsten Fall ab.

Streusalz, Winterdienst
Streusalz ist in vielen deutschen Regionen nur bei Extrem-Wetter erlaubt.

Tiere können von Auftausalz krank werden

Nicht nur die Pflanzen leiden. Auch Vögel, Igel oder Wassertiere, die mit dem extrem salzhaltigen Schmelzwasser in Berührung kommen, können krank werden. Bei Haustieren wie Hunden oder Katzen führt das Streusalz auf den Gehwegen zu wunden, entzündeten Pfoten.

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Umweltfreundliche Alternativen für das salzfreie Räumen

Das Streusalzverbot gilt in manchen Kommunen nur auf öffentlichen Wegen, also auf dem Bürgersteig vor dem Haus. Auf Privatgrundstücken hingegen darf gestreut werden. Aber das ist nicht notwendig, denn es gibt genügend umweltfreundliche, alternative Streumittel für Glätte, Schnee und Eis. Renate Köhler empfiehlt:

  • Sand
  • Splitt
  • mineralische, stumpfe Streumittel
  • umweltfreundliches Granulat

"Diese Mittel bringen das Eis nicht weg, aber sie machen es begehbar", sagt Renate Kübler.

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Tipps fürs Schneeschippen und für mehr Nachhaltigkeit

Das Umweltbundesamt rät bei Schneefall, so schnell wie möglich mit Schippe oder Besen den Schnee wegzuräumen. Denn je länger man wartet, umso stärker wird der Schnee festgetreten - und an diesen Stellen bildet sich schnell Eis. Wer den Schnee zeitnah wegschippt oder -kehrt, kann auf Streumittel meistens ganz verzichten.

Abstumpfende, salzfreie Streumittel wie Sand, Splitt oder Granulat werden unter anderem auch vom Umweltsiegel Blauer Engel empfohlen. Die Rutschgefahr wird verringert, ohne die Umwelt zu gefährden. Nachhaltige, umweltfreundliche Produkte erkennt man beim Einkauf beispielsweise am Umweltzeichen "Blauer Engel" auf der Verpackung. Die Kennzeichnung ist hier besonders wichtig, weil Splitt und Granulat sonst giftige Substanzen wie Arsen, Blei oder Quecksilber enthalten können.

Noch ein Tipp für ökologisches und gleichzeitig sparsames Streuen: Sobald Schnee und Glatteis geschmolzen sind, lassen sich alternative salzfreie Streumittel - wie Sand, Splitt oder Granulat - wieder auffegen und beim nächsten Wintereinbruch erneut verwenden.

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Streumittel: Kann ich mit Kochsalz streuen statt mit Streusalz?

Es gibt mehrere Gründe, die dagegen sprechen, Kochsalz an Stelle von Streusalz zu verwenden:

  • Salz aus der Küche ist viel teurer.
  • Kochsalz funktioniert nur bei Temperaturen bis minus 6 Grad Celsius. Es taut also nur bis zu dieser Temperatur Schnee und Eis auf.
  • Streusalz wird ein weiteres Salz beigemischt, sodass es auch bei noch tieferen Temperaturen wirkt.
  • Außerdem ist Streusalz ein sogenanntes Feuchtsalz, das beim Streuen nicht weggeweht wird vom Wind, so wie es beim Kochsalz der Fall wäre.

Verstoß gegen Räum- und Streupflicht: Strafen bis zu 10.000 Euro

Die Salz-Alternativen lassen Schnee und Eis nicht schmelzen und verlieren - wenn es länger schneit - wieder an Wirkung. Deshalb greift Schätzungen zufolge immer noch mehr als die Hälfte der Menschen, die für die Räumung verantwortlich sind, zu Salz oder Salzgemischen. Obwohl es verboten ist, haben sie nicht viel zu befürchten, denn es gibt kaum Kontrollen.

Wer allerdings doch erwischt wird, muss mit teils hohen Geldstrafen in Höhe von mehreren Hundert Euro rechnen. Und es kann auch noch teurer werden: In Essen beispielsweise können bis zu 1.000 Euro Bußgeld bei Vorsatz verhängt werden, in Berlin bis zu 10.000 Euro.

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Heidi Keller