Offiziell sagen einige Handelsketten meist, es hätte keinen bedeutenden Anstieg der Diebstahl-Zahlen durch SB-Kassen gegeben. Manche äußeren sich grundsätzlich gar nicht zu dem Thema, weil es auch ohne Selbstbedienungskassen ein sensibles Problemfeld ist. Schon immer wurde mit Kontrollen versucht, das Diebstahl-Risiko durch Kunden und Personal zu verringern.
Neue Diebstahl-Sicherungen im Test
Doch fast alle Händler testen verschiedenen Diebstahl-Sicherungen. Beispielsweise eine Kamerasoftware, die mit Hilfe Künstlicher Intelligenz erkennen soll, wenn Waren im SB-Kassen-Bereich nicht gescannt werden oder auch verdächtige Bewegungen gemacht werden.
Kamera kann Obst und Gemüse erkennen
Bei Penny erkennen neue Kassen-Systeme automatisch, welches Obst oder Gemüse vor ihnen liegt. Das planen auch Aldi und Netto. Einige Edeka-Läden in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz nutzen eine automatisierte Alterskontrolle in den Kassen. Dabei analysiert eine Kamerasoftware Gesichtsmerkmale, um das Alter des Kunden zu bestimmen. Erst dann kann beispielsweise die Flasche Sekt gekauft werden.
Mini-Chips funken Preise zur Kasse
Mode-Ketten nutzten inzwischen Funksignale. In den Kleidungsstücken sind Mini-Chips (mit RFID-Technik) eingenäht. Wenn dann beispielsweise zwei Hosen neben der Selbstbedienungskasse liegen oder auf einer bestimmten Fläche davor, wird die Ware erkannt. Preise und Artikelnummern werden automatisch angezeigt. Der Gesamtpreis ermittelt. Der Kunde kann noch entscheiden, ob er eine Tüte dazu will und dann zahlen.
Bevor neue Textilien oder auch Schuhe, Handtasche in die Tüte oder eine mitgebrachte Tasche wandern, muss der Kunde allerdings oft selbst noch ein Sicherheits-Plastikteil entfernen.
Kunde selbst wird mit seinen Auswahl-Bewegungen gescannt
Einige Rewe-Läden testen derzeit ein Einkaufssystem, bei dem freiwillige Testkunde komplett im Laden überwacht werden. Am Eingang wird der Kunde von Kameras „gescannt“ und dann durch den Laden verfolgt. Dazu kommen Daten von Gewichts-Sensoren in Regalen. So wird ermittelt, was der Kunde in seine Tüte packt. Am Ausgang wird der Inhalt der Einkaufstüte automatisch zusammengerechnet. Solche Systeme heißen „Pick and Go“ oder „Grab and Go“. Angefangen hat damit Amazon in den USA. Diese totale Kontrolle des Kunden ist für Datenschützer allerdings problematisch.
Personal einsparen mit SB-Kassen?
Der Handel antwortet schon lange mit einem lauten Nein auf die Frage, ob nicht doch mit SB-Kassen Personal eingespart werden soll. Man habe im Verkauf schon seit einigen Jahren viel zu wenig Personal. Da sei man froh, über jeden der neu dazu komme. Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft fehlen in keiner anderen Branche so viele Mitarbeiter wie im Verkauf.
1) Lidl will durch SB-Kassen kein Personal sparen
2) dm erweitert Angebot an SB-Kassen und Abholstationen
3) Hornbach: Europaweit SB-Kassen als Ergänzung
4) Ikea stellt keine erhöhte Diebststahl-Gefahr fest
5) Bei Kaufland ist auch Bargeld an SB-Kassen möglich
6) EHI-Institut: Wohl mehr als 5.000 Geschäfte mit SB-Kassen

Lidl: Kunden in der Stadt sind anders als auf dem Land
Lidl hat in einigen Filialen unterschiedliche Einkaufs- und Bezahlsysteme getestet. Dabei werde immer genau beachtet, in welchem Umfeld sich der Standort der Filiale befindet.
In der Stadt seien die Anforderungen der Kunden unterschiedlich zu den Anforderungen der Kunden auf dem Land, so Lidl-Sprecherin Michelle Mueller: "Grundsätzlich werden Selbstbedienungskassen herkömmliche Kassen nicht ersetzen. Vielmehr bieten wir unseren Kunden einen zusätzlichen Service. Wir überlassen unseren Kunden die Wahl, welches Kassensystem sie nutzen möchten."
Generell ermöglichen diese Kassen unseren Mitarbeitern mehr Zeit für andere Tätigkeiten, um das Einkaufserlebnis für unsere Kunden weiter zu optimieren.
Neue Self-Checkout-Systeme sparen kein Personal ein
Lidl will durch die neuen Systeme kein Personal einsparen. Die Filialbesetzung würde sich auch durch SB-Kassen nicht ändern, betont der Konzern. Die Möglichkeit sei nur ein zusätzlicher Service, der dabei helfen solle, Wartezeiten zu verkürzen. Im Vordergrund stehe der bequeme und schnelle Einkauf.
Altersfreigabe: ab 0 (verfügbar von 0 Uhr bis 24 Uhr)
dm: In fast jedem dritten Markt bereits eine SB-Kasse - rege Nachfrage
Bei Deutschlands größter Drogeriemarktkette dm gibt es seit Mai 2022 SB-Kassen. Sie würden von Kunden gut angenommen. Man verzeichne eine rege Nachfrage, so Sebastian Bayer, dm-Geschäftsführer für die Bereiche Marketing und Beschaffung.
Anfang 2025 stehen in mehr als 607 von den insgesamt über 2.130 dm-Märkten Selbstbedienungskassen, weitere sollen an anderen Standorten folgen. Laut dm soll der Zusatzservice besonders in Stoßzeiten die herkömmlichen Kassen entlasten und sei besonders für kleine Besorgungen praktisch. In Polen hat jeder dm-Markt Selbstbedienungskassen. In Tschechien, Slowenien, Österreich und Kroatien gibt es sie in ausgewählten Märkten.
Sie sorgen gerade in Stoßzeiten für Entlastung und sind insbesondere für kleinere Besorgungen sehr praktisch. Die Selbstbedienungskassen sind somit ein Zusatzservice, ergänzend zu den Kompetenzen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort.
Einkaufen mit Hilfe von Abholstationen
Außerdem hat dm in immer mehr deutschen Märkte Abholstationen: Einkäufe, die Kunden im Onlineshop oder in der App als Express-Abholung oder Lieferung in ihren Laden bestellen, können kontaktlos abgeholt werden. Knapp 1.800 dm-Märkte haben mittlerweile innerhalb des Ladens diese Abholstationen. In Wuppertal stehen vor drei dm-Filialen Abholmöglichkeiten. Kunden können so die Waren rund um die Uhr abholen.
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Hornbach: Europaweit überall SB-Kassen als Ergänzung
Hornbach, das Handelsunternehmen für Bau- und Gartenbedarf, hatte im Frühjahr 2024 in Deutschland rund 450 SB-Kassen in knapp 100 Märkten. Der Service sei bei vielen Kunden beliebt. Es hänge jedoch vom Einkauf ab, welche Kassenart bevorzugt werde.
Hornbach ist in neun europäischen Ländern aktiv. Überall werden SB-Kassen angeboten. Wird es irgendwann keine Kassen mehr mit Personal geben? Hornbachs Sprecher meint: "Das entscheiden letztlich die Kunden mit ihrem Nutzungsverhalten. Derzeit sieht es so aus, als wären Self-Checkout-Kassen eine sinnvolle Ergänzung, jedoch kein Ersatz für bediente Kassen."
Gerade zu Einkaufs-Stoßzeiten bieten Self-Checkout-Kassen einen Vorteil bei der schnellen Abwicklung des Bezahlvorgangs. Das bietet sich vor allem für Kunden mit kleineren Einkäufen für ihre Projekte an.
In den Niederlanden und Schweden ist Self-Scanning selbstverständlich
In Verbindung mit der App des Baumarktes bietet Hornbach auch eine Selbst-Einlese-Funktion in ausgewählten deutschen Märkten an. In den Niederlanden und Schweden sei Self-Scanning schon länger eine Selbstverständlichkeit, so das Unternehmen.
Ein weiterer Service sei die individuelle Videoberatung für Kunden und eine Aufmaß-Funktion in der App zur Berechnung von Materialbedarf.
Ikea: Hohe Kundenakzeptanz unabhängig von Alter oder Geschlecht
Ikea Deutschland hat sich bereits 2008 entschieden, neben konventionellen Kassen auch sogenannte Express-Kassen anzubieten, erklärt Tamara Breuer von der Ikea-Pressestelle. Inzwischen habe man in den Einrichtungshäusern je nach Größe zwei bis sechs Blöcke à vier Kassen, also 8 bis 24 Selbstbedienungskassen.
Kunden würden das Angebot gerne nutzen, weil "der Ablauf an den Express-Kassen unkompliziert und intuitiv ist." Außerdem würden Ikea-Mitarbeiter für Rückfragen zur Verfügung stehen und Kunden sofort weiterhelfen.
Unsere bisherigen Erfahrungen mit den Express-Kassen in Deutschland zeigen eine hohe Kundenakzeptanz. Unabhängig von Alter oder Geschlecht wird die Möglichkeit, die Einkäufe selbst zu erfassen und zu bezahlen, sehr gerne angenommen.
Geklaut wird nicht "nenneswert" mehr durch SB-Kassen
Zum Thema Diebstahl betont Ikea Deutschland: "Unsere Erfahrungen zeigen auch, dass die Kunden die Artikel in ihrem Einkaufswagen sehr korrekt und genau scannen. Wir konnten bislang keine nennenswerten Inventurdifferenzen seit Einführung der Express-Kassen feststellen."
Nicht überall scannen Ikea-Kunden gern während des Einkaufs
Seit Mai 2022 hat Ikea Deutschland den Service "Shop & Go" in allen 54 Einrichtungshäusern. Mit einer App können Kundinnen und Kunden ihren Einkauf selbst scannen und an bestimmten Expresskassen im Geschäft bezahlen, sodass sie sich am Ende das Ausräumen des Wagens oder der großen Tüte und das Abscannen sparen können.
Für "Shop & Go" hat Ikea eine Hitliste erstellt: In den deutschen Einrichtungshäusern Bremerhaven, Braunschweig und Nürnberg wachse die Anzahl der Kundinnen und Kunden, die diese Funktion nutzen, am schnellsten.
Kaufland: Auch mit Bargeld an der SB-Kasse zahlen
Seit 2015 bietet Kaufland in ausgewählten Filialen Selbstbedienungskassen an, ergänzend zu den klassischen Bedienkassen, so Unternehmenssprecher Dominik Knobloch. Aktuell sind in über 200 deutschen Filialen circa 1.200 SB-Kassen. Kunden stehe an den Selbstbedienungskassen immer ein Kaufland-Mitarbeiter als Ansprechpartner zur Verfügung.
Aufgrund der positiven Resonanz werde das Angebot sukzessive ausgebaut. In Filialen mit SB-Kassen nutzen diese durchschnittlich circa 40 Prozent der Kunden, so Kaufland. Auch ältere Kunden drücken auf die Bildschirme. Bei Kaufland kann auch mit Bargeld an der SB-Kasse bezahlt werden. Dies ist bei anderen Geschäften an den SB-Kassen meist nicht möglich.
Wir stellen vermehrt fest, dass auch ältere Menschen gerne SB-Kassen nutzen. Dort können sie im eigenen Tempo ihre Einkäufe einpacken und haben keine Kunden direkt hinter sich stehen. Dazu können sie an den SB-Kassen auch mit Bargeld bezahlen, was ihnen wichtig ist.
Wiederholungs-Quote beim Selbst-Einscannen hoch
Ob in Polen, Rumänien, Tschechien, der Slowakei, Bulgarien, Kroatien oder der Republik Moldau – auch in allen anderen Ländern, in denen Kaufland vertreten ist, werden SB-Kassen angeboten und gerne von den Kunden angenommen. Die SB-Kassen sind auch Grundlage für das Selbst-Scan-Angebot von Kaufland. Dabei scannen Kunden Artikel über einen mobilen Handscanner oder per Kaufland App ein, bevor sie diese in den Einkaufswagen legen.
An den SB-Kassen können die Einkäufe dann bezahlt werden, ohne diese wieder ein- und auszuräumen. Aktuell wird das System bundesweit in rund 70 Filialen angeboten. Die Wiedernutzungs-Quote sei sehr hoch, vor allem bei großen Wocheneinkäufen, so Knobloch.
EHI: Wohl mehr als 5.000 Geschäfte mit SB-Kassen
Das EHI Retail Institute in Köln beobachtet, dass das Angebot von SB-Kassen in Deutschland stetig zunimmt: Es könnten vermutlich schon 5.000 Geschäfte bundesweit SB-Kassen im Einsatz haben, meinte Frank Horst, Self-Checkout-Experte vom EHI bereits im Juli 2024. Bei der offiziellen Erhebung vom August 2024 waren allerdings erst die Zahlen des Vorjahres zusammengerechnet worden: 4.270 Geschäfte hatten etwas mehr als 16.000 SB-Kassen. (2019 hatten bundesweit 903 Läden Selbstbedienungskassen.)