Wir vergleichen eine Waschmaschine von Hoover mit einer von Siemens. Beide haben ein Fassungsvermögen von acht Kilogramm. Da müsste doch in beide die gleiche Menge Wäsche reinpassen. Wir versuchen, beide Maschinen mit zwei Wäschekörben Wäsche zu füllen.
Wie viel Wäsche passt tatsächlich in die Maschine?
Bei der Siemens passt alles rein. Bei der Hoover nur sehr knapp. Wie kann das sein? Tricksen hier etwa die Hersteller? Und wo stehen eigentlich die Volumen-Angaben? Auf den Geräten ist keine Angabe zu finden, auch nicht auf dem Datenblatt. Erst auf der Website der Hersteller, ganz unten, unter “Technische Merkmale”. Bei der Hoover ist ein Trommelvolumen von 54 Litern angegeben.
Bei der Siemens-Maschine sind es 65 Liter – also elf Liter mehr. So viel wie 11 Tüten Milch. Oder ein ganzer Steppdeckenüberzug mit Kissen!
Dieses Problem kann es übrigens bei jedem Hersteller geben. Nach Marktcheck-Recherchen gibt es Volumenunterschiede von bis zu 20 Litern – je nach Kilogramm-Angabe.
Wie viel Volumen hat die Trommel der Miele-Waschmaschine?
Bei einer Miele-Maschine lässt sich überhaupt keine Volumen-Angabe finden. Was sagt Miele dazu? Christoph Wendker, Miele:
„Bei Miele ist es so, dass wir das Trommelvolumen nicht als relevant ansehen, weil die Kundinnen und Kunden die Beladungsmenge auch als relevant wahrnehmen. Und das ist auch das, worauf wir unsere Geräte auslegen."
Mit Beladungsmenge ist das Gewicht gemeint. Und das setzen die Hersteller plakativ als Verkaufsargument ein. Der Kunde wird im Unklaren gelassen, wie viel tatsächlich reinpasst. Denn er kann die tatsächliche Füllmenge nur mit dem Volumen erfassen.
Laut EU-Öko-Design-Richtlinie dürfen die Hersteller selbst bestimmen, wie viel Wäsche in ihr Gerät reinpasst. Solange diese sauber wird, sei im Prinzip alles in Ordnung.
Gewicht spielt beim Energieeffizienzlabel eine Rolle
Doch beim Energieeffizienzlabel ist nur die Angabe des Gewichts zu lesen, von einer Volumen-Angabe keine Spur. Allerdings: Je höher die Gewichtsangabe, umso besser ist meist die Energieeffizienzklasse. Das erhöht die Verkaufszahlen und führt zu kuriosen Fällen.
Wie effizient sind die Waschmaschinen von Samsung tatsächlich?
Beispiel Samsung: Zwei Waschmaschinen des Herstellers sehen exakt gleich aus, aber die eine hat ein Fassungsvermögen von 9 Kilogramm, die andere eines von 8. Die eine hat Energieeffizienzklasse A, die andere nur B. Das macht sich auch im Preis bemerkbar: A ist um 100 Euro teuer.
Dennoch würden laut Umfrage viele zur teureren 9 Kilogramm-Maschine greifen. Tatsächlich aber sind beide Trommeln exakt gleich groß – 61 Liter. Zwei Geräte mit der gleichen Typ-Bezeichnung und dennoch so unterschiedlich?
Auf Nachfrage lässt Samsung Electronics Deutschland wissen:
Auch bei anderen Herstellern finden wir solche Beispiele – etwa bei Siemens: Zwei Maschinen mit gleicher Typ-Bezeichnung, einmal 8, einmal 9 Kilogramm, einem unterschiedlichen Preis und natürlich einer unterschiedlichen Energieeffizienz-Angabe.
Siemens schreibt dazu:
Greenwashing beim Energieeffizienslabel bei Waschmaschinen?
Solche ganz legalen Hintertürchen sieht die Deutsche Umwelthilfe kritisch.
Welche Waschmaschine ist wirklich gut?
Und nun? Wie die richtige Maschine aussuchen. Am besten sich vor Ort beim Verkäufer erkundigen und nach der Volumenangabe Ausschau halten. Ein positives Beispiel bietet Bomann: Dieser Hersteller gibt das Volumen seiner Waschmaschine leicht ersichtlich an.
Fazit:
Mit der EU-Öko-Design-Richtlinie ist dem Verbraucher in diesem Fall wenig geholfen. Solange die Hersteller bei der Angabe der Füllmenge zu viel Spielraum haben, bleibt dem Verbraucher nur der Trommel-Vergleich. Und der steht oft lediglich auf der Website.
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