Die Gäste bei Michael Steinbrecher:
Als Moderatorin stand Birgit Schrowange 40 Jahre lang im Fokus der Öffentlichkeit und musste lernen, mit Erwartungen von ganz unterschiedlichen Seiten umzugehen. Letztes Jahr entschied sie sich für einen radikalen Schnitt - und fühlt sich seitdem freier denn je: “Vor der Kamera wird man ständig bewertet, die Leute haben ein Bild von einem, obwohl sie einen gar nicht kennen. Davon wollte ich mich frei machen.”
Astrid Mabel de la Rosa kommt aus einfachen Verhältnissen. Gemeinsam mit ihrer Familie kam sie als Kind aus der Dominikanischen Republik nach Deutschland. Zwar lastete der soziale und finanzielle Druck schwer auf ihr, trotz vieler Vorurteile kämpfte sie sich nach oben: “Ich wusste, wenn ich meine Träume realisieren möchte, muss ich das alleine schaffen.” Heute arbeitet sie als Wirtschaftsjuristin und fühlt sich befreit.
Franz Keller
Bereits früh stellte sein Vater hohe Erwartungen an Franz Keller. Doch je mehr Druck kam, umso eigensinniger wurde er. Auch als Spitzenkoch ging er stets unbeirrt seinen Weg und machte sich dabei nicht nur Freunde. Er überwarf sich mit seinem Vater, schockierte die Gastronomiebranche und vergraulte Gäste. “Mein Idealismus war einfach immer stärker”, so Keller, der heute als Landwirt für seine Vorstellungen von guter Ernährung kämpft.
Gerade mal zehn Jahre alt war Julika Stich, als sie die Pflege ihrer an MS erkrankten Mutter übernahm. Tag und Nacht war sie für ihre Mutter da – eine Verantwortung, die das Mädchen komplett überforderte. In ihrem Leben machten sich Angst und Panik breit, bis sie schließlich in die Jugendpsychiatrie kam. Heute möchte Stich auf die Situation von pflegenden Kindern aufmerksam machen: “Wir sollten besser hinschauen und Kindern mehr Hilfe anbieten.”
Sebastian Wolfrum
45 Jahre lang lebte Sebastian Wolfrum im Körper einer Frau. Selbstzweifel und Depressionen waren ständige Begleiter, denn der Erwartungsdruck, die Rolle als Frau erfüllen zu müssen, war immens: "Das ist so, als wenn du dein ganzes Leben in einem Faschingskostüm rumläufst und es nicht ausziehen darfst“, so der evangelische Pfarrer. Erst seit seinem Coming-Out vor drei Jahren hat er das Gefühl, endlich bei sich selbst angekommen zu sein.
Wie wir uns von den Erwartungen, die andere an uns stellen, befreien können und wie es gelingt, dem Druck standzuhalten, weiß Prof. Dr. Dieter Frey. Der Sozialpsychologe sieht es positiv, dass heutzutage zumindest in den meisten Familien deutlich weniger Druck herrscht als früher: “Es ist wichtig, dass Menschen die Chance bekommen, ihr eigenes Leben zu leben.”
Literatur zur Sendung:
Birgit Schrowange
Franz Keller
Sebastian Wolfrum