Anschlussleitungen von Küchengeräten wie Wasserkochern gehen häufig kaputt. Schnell ist z.B. auf einer heißen Herdplatte die Isolation durchgeschmort. Solche Leitungen sind lebensgefährlich und dürfen keinesfalls weiter benutzt oder mit Isolierband geflickt werden. Die einzige fachgerechte Reparaturmethode ist der Austausch der Anschlussleitung. Dies ist jedoch mit dem richtigen Material auch für den Laien einfach daheim durchführbar.
Grundsätzliches zu Arbeiten mit elektrischem Strom
Aus unseren Steckdosen kommt Wechselspannung mit 230 V. Diese ist bei Berührung lebensgefährlich. Deswegen muss immer spannungsfrei gearbeitet werden, d.h. der Stecker muss selbstverständlich herausgezogen werden!
Netzspannungsleitungen enthalten im Normalfall drei verschiedenfarbige Adern. Bei fest verlegten Leitungen ist die braune Ader für den Außenleiter (früher: Phase) vorgesehen. Die blaue Ader ist für den Neutralleiter (fälschlich oft "Nullleiter" genannt) reserviert.
Die grün-gelbe Ader ist der Schutzleiter ("PE"). Er ist mit allen metallischen Oberflächen der Geräte verbunden und sorgt so dafür, dass bei einem Isolationsfehler diese nicht unter Netzspannung stehen sondern stattdessen die Sicherung herausfliegt. Das gleiche gilt, wenn man z.B. eine Leitung anbohrt oder durchschneidet. Der Schutzleiter ist somit ihre Lebensversicherung!
Bei Wechselstrom spielt die Polarität normalerweise keine Rolle. Deswegen ist es egal, wie herum sie einen Stecker in eine Steckdose stecken und somit auch ob sie bei einem Wasserkocher die blaue oder die braune Leitung links oder rechts anklemmen. Lebenswichtig und entscheidend ist nur, dass der Schutzleiter am richtigen Kontakt angeschlossen ist!
Bei sorgfältiger Durchführung ist eine Elektroreparatur wie der Austausch eines Anschlusskabels im Privatbereich natürlich erlaubt und nicht gefährlicher als das Wechseln einer Glühbirne. Wenn sie sich aber in irgendeinem Punkt unsicher fühlen oder nicht das richtige Werkzeug und Material parat haben, kommen sie im Zweifelsfall bitte immer in ein Repair-Café (https://www.reparatur-initiativen.de) wo sie alles ganz genau gezeigt bekommen.
Grundsätzlich ist derjenige, der Elektroarbeiten durchführt, immer auch für die fachgerechte Ausführung und für die Sicherheit selbst verantwortlich und haftbar!
Material
- Ersatz-Schukokabel z.B. von einem alten Computer
- Flachstecker
- Passender Schraubendreher, evtl. Spezialbit
- Messer (Cutter)
- Multifunktionszange oder Seitenschneider, Abisolierzange und Crimpzange
So geht's
1. Das ist der wichtigste Punkt an der gesamten Anleitung: Vor Beginn aller Arbeiten muss der Stecker des Geräts selbstverständlich immer aus der Steckdose gezogen werden!
2. Ein solch verschmortes oder anders beschädigtes Kabel weiterzuverwenden oder dilettantisch mit Klebeband zu flicken wäre lebensgefährlich und verantwortungslos! Es muss auf jeden Fall ausgetauscht werden.
3. Hierzu muss die Bodenplatte geöffnet werden. Oftmals setzen die Hersteller hier besondere Schrauben ein, die nur mit Sicherheitsbits geöffnet werden können.
4. Anstatt normalerer Schlitz- oder Kreuzschlitzschrauben kommen beispielsweise „Spanner“ (ausgesparter Schlitz), Torx mit Mittelstift oder wie hier sogenannte „Y-Type“-Antriebe zum Einsatz. Hiermit wollen die Hersteller Amateure von nicht fachgerechten Reparaturversuchen abhalten. Wenn sie das entsprechende Werkzeug nicht besitzen, können sie gerne in ein Repaircafé kommen!
5. Nach dem Öffnen der Bodenplatte müssen sie sich unbedingt die Position des PE-Schutzleiters (Gelb-Grün) merken! Bei diesem Modell befindet er sich in der Mitte.
6. Nun können sie die 3 Flachstecker abziehen. Achtung: Die Stecker haben manchmal eine Verriegelung und gehen sehr schwer raus.
7. Als Ersatzkabel dient uns in diesem Fall ein „Kaltgeräte-Anschlusskabel“ von einem alten PC. Es muss darauf geachtet werden, dass es den gleichen Leiterquerschnitt (selber Durchmesser) wie das Originalkabel besitzt. Auf dem Schuko-Stecker sollte „16A“ eingeprägt sein.
8. Der Kaltgeräteanschluss wird mit einem Seitenschneider oder der Universalzange abgeschnitten.
9. Die äußere Ummantelung des Kabels muss auf gleicher Länge wie beim alten Kabel entfernt werden. Dazu verwendet man ein scharfes Messer (Cutter).
10. Sie müssen ganz vorsichtig einschneiden, so dass sie keinen der Innenleiter beschädigen! Falls wie im Bild zu tief geschnitten wurde, müssen sie die ganze Leitung ein Stück kürzen und neu beginnen! Es reicht, wenn die Ummantelung ringsherum durchgehend eingeritzt ist. Durch Umbiegen platzt sie dann so weit auf, dass man sie einfach abziehen kann.
11. Als nächstes werden mit einer Zange die 3 einzelnen Adern abisoliert. Dabei dürfen keine Litzen (die feinen Kupferdrähtchen) beschädigt werden! Der PE-Schutzleiter wird aus Sicherheitsgründen ein kleines Stück länger gelassen.
12. Passende Flachstecker gibt es in Sortimentskästen. Die Farbcodierung hat nichts mit den Adernfarben zu tun sondern zeigt den maximalen Leiterquerschnitt an, es werden die roten (bis 1,5mm²) benötigt. Die Adern mit dem Daumen verdrillen (NICHT verzinnen!) und dann die Flachstecker mit der entsprechenden Kerbe in der Universalzange sorgfältig festquetschen (crimpen).
13. Die drei Kontakte in der gleichen Reihenfolge wie ursprünglich anschließen, der gelb-grüne Schutzleiter muss ZWINGEND an den richtigen Kontakt angeschlossen werden, sonst liegt ggf. lebensgefährliche Netzspannung am Gehäuse des Wasserkochers an! Die anderen beiden Kontakte (blau und braun) können untereinander vertauscht werden.
14. Wichtiger Tipp: Entkalken sie regelmäßig ihre Wasserkocher, Kaffeemaschinen usw. Durch eine dicke Kalkschicht müssen die Heizelemente mehr Hitze erzeugen um das Wasser zum Kochen zu bringen und gehen dadurch schneller kaputt!
Viel Erfolg bei der Reparatur wünscht Ihr Repairfox Andreas Frisch
www.repairfox.de
https://repaircafe.org/de/