Das Angebot an Reinigungsmitteln ist riesig und kaum zu übersehen. Was brauchen wir davon wirklich? Wir stellen die These auf: "Vier Putzmittel reichen für den täglichen Hausputz"!
Nummer 1: Allzweckreiniger
Allzweckreiniger eignen sich zur Beseitigung vieler Verschmutzungen auf allen abwaschbaren Oberflächen im Haushalt wie zum Beispiel Wandkacheln und Wandfliesen, Küchenmöbel und Türen, Waschbecken, Badewannen und Fußböden. Ihre Reinigungsleistung beruht hauptsächlich auf der Wirkung von waschaktiven Stoffen (z. B. anionische und nichtionische Tenside), Komplexbildnern (z. B. Zitrate, Phosphonate) und Lösemitteln (z. B. Wasser, Ethanol, Ether); sie können verdünnt oder unverdünnt angewandt werden.
Allzweckreiniger eignen sich auch zur Fenster- oder Spiegelreinigung: Minimalst dosiert setzen sie die Oberflächenspannung des Wassers herab, so dass eine gute Benetzung stattfinden kann. Der Schmutz wird gelöst, mit einem Abzieher entfernt und eventuell mit einem Mikrofasertuch nachgetrocknet. Zuviel Putzmittel hinterlässt Streifen und führt zu einer schnelleren Wiederverschmutzung durch die zurück bleibenden Tenside.
Die Rezeptur von Allzweckreinigern kann entweder sauer, neutral oder leicht alkalisch eingestellt sein. Neutralreiniger sind besonders materialschonend. Es kann nach Bedarf Säure zur Kalklösung oder Soda/Natron zur verstärkten Fettentfernung zugegeben werden.
Nummer 2: Zitronensäure
Organische Säuren wie Zitronensäure haben eine beschränkte Kalklösewirkung. Diese Säure findet man oft in Produkten, die mit dem Slogan "Bio" vermarktet werden. Sie muss sehr regelmäßig eingesetzt werden und dient vor allem für die laufende Unterhaltsreinigung. Starke Ablagerungen von Kalk oder Urinstein lassen sich nur sehr schwer und nur durch viele Wiederholungen entfernen.
Zitronensäure kann aber Bakterien- und Schimmelwachstum hemmen. Sie ist in Pulverform fast überall erhältlich und wird in einer 5-prozentigen Lösungsform angewendet (= 25 g/500ml Wasser).
Nummer 3: Scheuermittel
Sie sind (wegen ihrer Abrasivität) für hartnäckige und verkrustete Verschmutzungen zu empfehlen , die einen größeren Kraftaufwand erfordern. Feine Schleifpartikel verstärken die mechanische Bearbeitung und sind in ihrer Körnung und Härte so eingestellt, dass eine weitgehende Schonung der behandelten Oberflächen gewährleistet bleibt. Scheuermilch-Produkte wirken aufgrund ihrer weicheren Putzkörper besonders mild und finden Anwendung bei Glaskeramik, Email, Badewannen, Waschbecken, Edelstahltöpfen, Pfannen usw.
Nummer 4: Natron oder Soda
In beiden Fällen handelt es sich um feines weißes Puder, beides sind alte und bewährte Hausmittel, die durch ihren basischen ph-Wert vielseitig als Fettlöser, Waschmittel und andere Reiniger eingesetzt werden. Und für beide gibt es auch noch die gleichen Bezeichnungen. So heißt Soda im Englischen Natron, während Natron dort unter "baking soda" oder "bread soda" im Supermarkt erhältlich ist. Aber trotzdem können sie nicht einfach gegeneinander ausgetauscht werden.
Bei Soda handelt es sich um Natriumcarbonat, bei Natron um Natriumhydrogencarbonat. Soda ist basischer als Natron und reagiert mit Feuchtigkeit und Säuren viel heftiger als Natron. Bei starken Verschmutzungen ist Soda daher oft besser geeignet. Aufgrund dieser stärkeren Reaktion und des basischeren ph-Wertes ist Soda aber auch als Gefahrenstoff gekennzeichnet, der Augen, Atemwege und Schleimhäute reizt und auch mit der Haut möglichst wenig in Kontakt kommen sollte.
Tipp: Sind beide Mittel im Haushalt zu finden, sollten sie eindeutig gekennzeichnet werden, damit sie nicht verwechselt werden.
Einsatzbeispiele für Soda als Fettkiller:
3 gr (1 TL) auf 1 l Wasser
- Blumentöpfe aus Ton verlieren Kalkrückstände wenn man sie in warme Sodalösung stellt
10 - 20 gr (1-2 EL) auf 10 l Wasser
- verstärkt die Fettlösekraft und ersetzt den speziellen Reiniger für Fettschmutz
- stark verschmutzte Tisch- und Bettwäsche einweichen
20 - 30 gr (2-3 EL) auf 5 l Wasser
- zu einem Handspülmittel oder einem Allzweckreiniger geben und angebrannte Auflaufformen oder Pfannen über Nacht einweichen
- entfernt säuerlichen Geruch bei Thermoskannen, Milchgefäßen oder Holzschneidebrettern
- Marmeladen- und Einmachgläser erst in heißer Sodalösung, dann klar nachspülen verbessert die Hygiene
40-50 gr 4-5 EL auf 5 l Wasser
- Grünalgenbelag von Steinplatten, Holzwänden oder Holzgartenzäunen entfernen
Vorsicht: Soda sorgfältig anwenden
- Tragen Sie bei der Anwendung Handschuhe, Soda entfettet die Haut sehr stark
- Kombinieren Sie niemals Soda mit Säure - es kann zu heftigen Reaktionen kommen
- Schützen Sie die Atemwege vor Sodastaub und bewahren Sie es in fest verschließbaren Gefäßen auf, damit es keine Feuchtigkeit anzieht und klumpt
- Aluminium, Lacke, Glas, Linoleum Natursteine wie Granit oder Marmor, Wolle, Seide vertragen kein Soda
Desinfektionsmittel sind unnötig - meistens
In privaten Haushalten sollten Desinfektionsmittel grundsätzlich nicht verwendet werden. Das gilt auch für die so genannten Kombi-Präparate zum gleichzeitigen Waschen und Desinfizieren, deren Desinfektionswirkung für eine effektive Anwendung meist viel zu gering ist. Die Desinfektion dient der Beseitigung von Krankheitserregern und stoppt die Ausbreitung von Keimen. Dabei werden allerdings nicht nur die "schlechten", also krank machenden Keime, sondern auch die unbedenklichen abgetötet. Man nimmt dem Körper also die Möglichkeit, sich in der "Abwehr" zu trainieren.
Ausnahme: Haushalte, in denen Dauerausscheider von Salmonellen leben oder Menschen mit anderen speziellen körperhygienischen Problemen, denen Desinfektionsmaßnahmen ärztlich verordnet wurden. Hier sollten die Anweisungen der Hersteller bezüglich der Anwendung für ein optimales Desinfektionsergebnis unbedingt befolgt werden. Es könnten sonst Resistenzen gebildet werden.
Diese Hygiene reicht aus
Vollkommen genügt eine gründliche Säuberung mit Allzweckreinigern oder einfachem Spülmittel. Hier werden Schmutzpartikel gelöst und dabei mehr als 90 Prozent aller Oberflächenkeime entfernt. Um die Umwelt zu schonen, sollten hierfür nur biologisch leicht abbaubare Mittel benutzt werden.
Bestens bewährt ist die Heißwasserdesinfektion: Dieses physikalische Verfahren hat den Vorteil, keine chemischen Rückstände zu hinterlassen. Dabei werden z. B. Gegenstände für mindestens zwei Minuten in ca. 82° C heißes Wasser gelegt. Wesentlich höhere Temperaturen bieten keinen Vorteil, weil Eiweiß (z. B. Blutreste) verkrusten und dabei Keime einkapseln kann, die die Hitzebehandlung dann überstehen. Bei niedrigeren Temperaturen werden Keime eventuell nicht vollständig abgetötet.
Kaltes oder warmes Wasser zum Putzen?
Grundsätzlich braucht man kein heißes Wasser zum Putzen. Empfohlen ist eine Wassertemperatur für Allzweckreiniger von ca 45° C, also gut handwarm. Dann lösen sich die Tenside gut auf, der Alkohol verfliegt nicht so schnell und es ist für die Hände trotzdem angenehmer als in ganz kaltes Wasser zu greifen.
Bei Spülmittel kann bei viel Fett auch mal eine höhere Temperatur nötig sein. Wichtig ist, gerade bei Konzentraten, genau auf die Dosierung zu achten. Das spart Geld und schont die Umwelt!
Expertin: Bärbel Neher, Netzwerk Haushalt