Die Natur bietet eine ganze Reihe unveredelter und wild wachsender Obstsorten. Viele davon kennt der „Homo Supermarktiensis“ kaum noch: Schwarze Apfelbeere, Scheinquitte, Kornelkirsche, Sanddorn sind nur einige Köstlichkeiten, die in der freien Natur zu finden sind.
Früchte von Wildobstarten zeichnen sich durch ein besonderes Aroma und einen hohen Gehalt an Vitaminen, Mineral- und Farbstoffen aus. Besondere Aufmerksamkeit hat der Vitamin-C-Gehalt gefunden. So wird in Fachkreisen die Eberesche als "Zitrone des Nordens" bezeichnet, die den Vitamin-C-Gehalt der Zitrone um 80 Prozent übertrifft. Bezogen auf das verzehrbahre Fruchtgewebe enthält Sanddorn sogar den achtfachen und die Hagebutte den dreißigfachen Vitamin-C-Gehalt der Zitrone.
Schwarze Apfelbeere (Aronia melanocarpa)
Die Apfelbeere wächst buschartig und wird bis 2 m hoch. Sie gedeiht sowohl auf nährstoffarmen, steinigen Böden als auch auf grundwassernahen Standorten. Die Apfelbeere hat einen hohen Lichtanspruch und benötigt daher mindestens einen Pflanzabstand von 2 Metern zwischen zwei Büschen. Die Blätter weisen eine sehr attraktive rote Herbstfärbung auf. Die Blüte ist dem Weißdom ähnlich. Aufgrund des späten Blühtermins Ende Mai besteht keine Spätfrostgefährdung. Die Frucht ist erbsengroß und von violettschwarzer Farbe. Sie ist zum Frischverzehr nicht geeignet. Die Inhaltsstoffe sind durch den dunkelroten, sehr stark färbenden Saft sowie durch geringe Säure und einen hohen Zuckergehalt gekennzeichnet. Die Früchte können zu Marmelade, Fruchtsoßen und Likör verarbeitet werden. Der Presssaft ist als biologischer Färbesaft geeignet.
Scheinquitte (Chaenomeles japonica)
Die Scheinquitte ist ein dem Gartenliebhaber bekanntes Ziergehölz, das sowohl in flach als auch in aufrecht wachsenden Sorten gehandelt wird. Es werden nährstoffreiche Standorte mit leicht saurer Bodenreaktion bevorzugt . Die Scheinquitte hat durch die Selektion großfruchtiger Sorten als Wildobst wieder an Bedeutung gewonnen. Die Frucht zeichnet sich durch hohe Gehalte an Vitamin- C, Säure und Pektin aus. Sie ist nicht für den Frischverzehr, sondern nur für die Verarbeitung z.B. zu Marmelade, Most und Likör geeignet. Aufgrund ihrer hohen Säuregehalte werden die Früchte häufig in Mischung mit säurearmen Obstarten verarbeitet.
Kornelkirsche (Cornus mas)
Die Kornelkirsche ist ein sehr robustes Wildgehölz, das dem aufmerksamen Naturbeobachter durch seine äußerst frühe Blüte schon Ende Februar in der Form von gelben Trugdolden von etwa 1 cm Durchmesser auffällt. Für ein optimales Gedeihen sind genügend Standraum und ein kalkhaltiger Boden erforderlich. Im September reifen die glänzend roten und 1 bis 2 cm langen ovalen Steinfrüchte. Mit zunehmender Reife werden die Frucht dunkelrot. Das herb-säuerliche Fruchtfleisch löst schlecht vom Stein. Die Früchte können als Vitamin- C- reiches Frischobst verzehrt werden. Sie sind weiterhin zum Tiefgefrieren, zum Trocknen sowie für die Verarbeitung zu Saft, Wein oder Marmelade geeignet. In Österreich, Tschechien, Russland und der Türkei sind großfruchtige Sorten auch mit gelber Fruchtfarbe ausgelesen und geprüft worden.
Sanddorn (Hippophae rhamnoides)
Der gesundheitliche Wert der Sanddomfrüchte ist vielfach untersucht und bestätigt worden. Dies hat dazu geführt, dass Sanddom sogar in Plantagen angebaut wird, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Für den Gartenbesitzer ist von Wichtigkeit, dass Sanddomsträucher entweder nur weibliche oder nur männliche Blüten haben. Als weibliche Sorten sind "Askola", "Dorana" und "Leikora" für den Garten geeignet, da sie lange die Fruchtfarbe und damit ihren Zierwert behalten. Männliche Sorten, die als Befruchtersorten beigepflanzt werden müssen, sind "Pollmix 1-4". Als Standort werden leichte Böden bevorzugt. Sanddom gedeiht jedoch auch auf schwereren Böden, solange diese ausreichend belüftet sind.
Fruchtrose (Rosa spec.)
Die züchterisch nicht oder nur wenig bearbeiteten Rosenarten wie R. canina, R. gallica und R. rugosa, die im Herbst nicht nur eine Zierde darstellen, sondern nach Entfernung des Blütenansatzes und der Keine auch als Verwertungsobst genutzt werden können. Die Hagebutten wachsen an Büschen mit Strauchrosencharakter, aufrechtem Wuchs und überhängenden Zweigen. Rosen bevorzugen einen sonnigen Stand und einen mittelschweren Boden bei schwach saurer oder leicht alkalischer Bodenreaktion.
Schwarzer Holunder (Sambucus nigra)
Für den Gartenbesitzer weist Holunder nicht nur positive Eigenschaften auf. Im Ertragsstadium stehende Büsche haben einen hohen Platzbedarf von ca. 20 m2. Vom Freizeitgärtner sollte Holunder daher eher am Gartenrand oder als Bestandteil einer freien Hecke gepflanzt werden. Bewährt haben sich die Sorten Haschberg, Hamburg und Sambu. Auf frischen und nährstoffreichen Standorten gedeiht Holunder am besten. Werden diese Ansprüche auf trockenen und insbesondere stickstoffarmen Böden nicht befriedigt, so bleiben die Büsche entsprechend kleiner. Die Früchte sind für den Rohgenuss nicht geeignet. Holunderbeeren können zu Gelee, Saft und Wein verarbeitet werden.
Eberesche (Sorbus aucuparia)
Wie der für die Eberesche ebenso gebräuchliche Name Vogelbeere besagt, dienen die Beeren im Verlauf des Winters als Vogelfutter. Dies hat sich durch die Selektion bitterstoffarmer Mutanten geändert, deren Früchte in vielfacher Weise für den menschlichen Genuss geeignet sind. Die genannten Edelebereschen werden auf Ebereschensämling oder auf Quitte veredelt und als Halb- oder Hochstamm erzogen. Der Schnitt beschränkt sich auf einen Erziehungsschnitt zum Aufbau von tragfähigen Leitästen und einen späteren Auslichtungsschnitt. Auf frischen, schwach sauren und mittelschweren Böden gedeihen Ebereschen am besten. Sommerreife Früchte werden zu Marmelade, Kompott und kandierten Früchten verarbeitet. Früchte, welche die Vollreife erreicht haben, sind für die Gewinnung von Saft, Likör und Branntwein geeignet. Getrocknete Früchte können als Rosinen frisch verzehrt werden.
Im Garten: Volker Kugel, Leiter des Blühenden Barock Ludwigsburg