Etwa jeder Dritte leidet gelegentlich unter Schmerzen am Rücken. Wenn auch Beinbeschwerden dabei auftreten, ist oft der Ischiasnerv betroffen.
Ischias: Längster Nerv im Körper
Der Ischiasnerv (Nervus ischiadicus) ist der längste Nerv im menschlichen Körper. Er wird aus mehreren Wurzeln im untersten Teil der Wirbelsäule gebildet und verläuft durch die Beckenmuskulatur zur Rückseite des Oberschenkels und weiter bis zur Kniekehle. Dort teilt er sich in zwei Äste auf und zieht an der Außen- und Rückseite der Wade bis zum Fuß.
Bandscheibenvorfall oder Piriformis-Syndrom?
Wenn es von der Gesäßmuskulatur hinunter bis in die Beine zieht, können die Schmerzen auf einen Bandscheibenvorfall hinweisen. Doch Studien zeigen: Bandscheibenvorfälle sind zwar häufig eindeutig auf MRT-Bildern zu sehen, aber oft nicht die Ursache der Beschwerden.
Noch vor der OP sollte man eine andere Ursache in Erwägung ziehen: Schuld kann der Piriformis-Muskel sein. Er liegt verborgen unter dem großen Gesäßmuskel und verbindet Kreuzbein und Oberschenkel. Normalerweise ist der birnenförmige Muskel weich und dehnbar.
Aber durch einen Sturz, Fehlhaltung oder Überbelastung kann er verspannen und sich dadurch verkürzen. Der Muskel wird dick und hart und drückt direkt auf den Ischiasnerv (Piriformis-Syndrom). Das kann ausstrahlende Schmerzen im Gesäß und Bein sowie Kribbeln und Missempfindungen auslösen.
Experten schätzen, dass viele Bandscheiben-Operationen vermieden werden könnten, wenn das Piriformis-Syndrom vorher richtig diagnostiziert und behandelt würde.
Lasègue-Test gibt Aufschluss
Mit dem sogenannten Lasègue-Test lässt sich herausfinden, ob der Ischiasnerv gereizt ist und damit die Ursache der Beinschmerzen sein könnte. Bei diesem Test wird das im Knie gestreckte Bein beim auf dem Rücken liegenden Patienten langsam in Richtung Zimmerdecke bewegt.
Tritt dabei bis zu einem bestimmten Winkel ein heftiger Schmerz im Bein auf, könnte eine Ischiasreizung vorliegen. Anhand bestimmter Druckpunkte kann der Arzt feststellen, ob der Piriformis-Muskel die Beschwerden verursacht.
Piriformis-Syndrom: Bewegen, massieren, dehnen
Ist der Piriformis-Muskel als Verursacher der Schmerzen ausgemacht, sind Bewegung, Lockerung und Dehnung die Therapie der Wahl. Um die Verspannung zu lösen, muss der Physiotherapeut auch alle benachbarten Muskeln prüfen und gegebenenfalls lockern, da sie oft mitbeteiligt sind.
Mit Stoßwellentherapie und manueller Therapie lässt sich der oft schon chronisch verspannte Muskel lockern. Der gequetschte Ischiasnerv wird durch die Therapie möglichst vom Druck befreit, und die Symptome bessern sich.
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Unser Experte: Dr. Jens Knak, Orthopäde