Tiermedizin

Vögel im Frühling - wenn Ihre Haustiere brüten wollen

Stand
Autor/in
Kristin Bauer

Im Frühling beginnt für die Vögel die Brutzeit. Das kann auch bei Hausvögeln wie Wellensittich oder Kanarienvogel von Bedeutung sein. Wir geben Tipps, worauf Sie achten sollten.

Bekommen auch Hausvögel Frühlingsgefühle?

Ja! Dafür sorgen ihr Biorhythmus und ihre innere Uhr. Durch die stärkere Lichtintensität im Frühling werden auch mehr Hormone wie z.B. Serotonin ausgeschüttet, die für die Paarungsbereitschaft bei Vögeln sorgen.

Inwiefern verändern die Vögel ihr Verhalten mit Beginn des Frühlings (und der Paarungszeit)?

Vögel im Frühling - was sie beachten müssen

Die männlichen Kanarienvögel oder Nymphensittiche beispielsweise fangen intensiv an zu singen. Ihr Klang wird in dieser Zeit von vielen Menschen als besonders schön und vielfältig empfunden.

Männliche Aras, Amazonen und Kakadus hingegen können zur Paarungszeit teilweise auch aggressiv werden. Sie verteidigen ihr Revier gegen Eindringlinge (Besucher und Familienangehörige, die der Papagei nicht leiden kann), wobei das Revier auch schon mal das ganze Haus sein kann. Außerdem sind auch sie lauter – und ihr Gesang wird nicht von allen Menschen als schön empfunden.  

Was können Vogelhalter*innen tun?

Ziel der Brutzeit ist es, dass die Vogel-Weibchen Eier legen. Wenn man keine Vögel züchten möchte, dann sollte man das Eierlegen verhindern bzw. es reduzieren und nicht forcieren.  

Vögel im Frühling - was sie beachten müssen

Was kann ich tun, um das Eierlegen zu verhindern?

1. Keine Nistbox für die Vögel einrichten!

Häufiger Fehler: Es werden Nistkästen angeboten in der Annahme, dass Vögel sie zum Wohlfühlen brauchen. Tatsächlich sind Nistkästen aber starke Brutstimulatoren, denn durch sie können intensives Fortpflanzungsverhalten provozieren und zu Problemen führen.

In der Natur pflanzen sich nur die Paare fort, die stark genug sind, sich eine Nisthöhle zu erobern. Es besteht starke Konkurrenz um die begrenze Zahl der Nisthöhlen. Natürlicherweise pflanzen sich einzelne Paare nicht fort, wenn es stärkere Paare im Revier gibt, die die Nisthöhle erobert haben.

Vögel im Frühling - was sie beachten müssen

2. Vorsicht bei der Futterwahl!

Kein eiweißreiches Futter füttern! Eiweiß wirkt wie ein Stimulator für die Paarungszeit. In der freien Natur brüten die Vögel nur, wenn sie genügend eiweißhaltiges Futter finden. Bei Naturkatastrophen z.B., wenn die Vögel nicht genug zu fressen finden, kommen sie auch nicht in Brutstimmung.

Besser: Auf Diätfutter umstellen, um dem Bruttrieb hormonell entgegenzuwirken.  

Wichtig: Zur zusätzlichen Unterstützung der Vogel-Weibchen ist Calcium (Pulver oder Mineralsteine) sehr wichtig. Manche Weibchen legen sehr viele Eier und sterben an Calcium-Mangel oder Entkräftung. Auch eine Sepiaschale von Tintenfischen (ein Kalkgerüst) tut den Tieren gut. Beides gibt’s im Tierfachhandel und wird von den Vögeln gerne angenommen, da sie ihren Calciummangel spüren und dem entgegenwirken wollen.

Was gibt es noch während der Brutzeit zu beachten?

Die Vögel haben während der Paarungszeit ein erhöhtes Nagebedürfnis. Bei Wohnungsfliegern kann sich das auf die Möbel auswirken. Aus diesem Grund sollte den Vögeln immer etwas zum Nagen angeboten werden.

Wie sollte man mit gelegten Eiern umgehen?

Die gelegten Eier sollten nicht einfach entfernt werden, denn so fangen die Vögel wieder bei Null an und legen ein weiteres Ei.

Vögel im Frühling - was sie beachten müssen
Eier neben einem Gipsei im Nest

Besser ist es, die Eier beim Vogel liegen zu lassen und sie entweder nach 3 Tagen mit einer dünnen Nadel anzustechen oder sie für ca. eine halbe Minute aufzukochen. Auf diese Weise werden die Eier denaturiert und können anschließend wieder zurückgelegt werden. Möglich ist auch, die gelegten Eier durch gekaufte Gipseier auszutauschen.

Probleme beim Eierlegen

Die häufigsten Probleme beim Eierlegen sind:

1. Legenot

Bei der Legenot bleibt das fertige Ei stecken und kann nicht gelegt werden. Das ist vergleichbar mit einer Schwergeburt.

In leichteren Fällen, d.h. wenn der Vogel trotzdem noch Kot absetzen kann, können Vogelhalter*innen dem Vogel mithilfe einer Rotlichtlampe Wärme zuführen, was in manchen Fällen helfen kann, das Ei zu legen.

Sitzt das Ei aber bereits zu weit hinten und kann der Vogel keinen Kot mehr absetzen, dann sollte man umgehend zum Tierarzt und eine Notfallbehandlung (Infusionen mit stationärer Aufnahme) durchführen lassen.

2. Dauerlegen

Wie viele Eier ein Vogelweibchen normalerweise legt, hängt von der Tierart ab. Grob kann man z.B. beim Wellensittich oder beim Nymphensittich von ein bis zwei Gelegen pro Jahr sprechen, ein Gelege entspricht ca. vier bis sechs Eiern. Große Vögel wie Aras legen weniger Eier.

Beim Dauerlegen werden zu viele Eier gelegt, was das Weibchen stark entkräftet. Auch hier ist eine sofortige Notfallbehandlung durch den Tierarzt erforderlich.

Experte: Dr. Gerd Britsch: Tierarzt für Vögel und Reptilien in Karlsruhe

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