Er ist angekommen in Rheinland-Pfalz. Fast zehn Jahre schon streift der Wolf durch unsere Wälder. Knapp 30 Tiere wurden registriert. Viele von ihnen passieren Rheinland-Pfalz, ziehen weiter, andere hingegen werden sesshaft. So wie das Rudel bei Leuscheid im Westerwald.
Lange war er weg
Fast 150 Jahre wurde kein Wolf in Rheinland-Pfalz gesichtet. Im März 2012 entdeckte ein Fußgänger bei Steimel im Westerwald dann einen freilaufenden Wolf. Wenig später wurde Luigi, wie er wegen seiner italienischen Herkunft genannt wurde, von einem Jäger versehentlich erschossen. Seitdem streifen immer wieder Wölfe durch das Land. Auf der Suche nach einem neuen Revier legen junge Wölfe bis zu 70 Kilometer am Tag zurück.
Jeder Wolf wird registriert
Gemeinsam mit Schäfern, Tierhaltern, Jägern und Naturschützern hat das Umweltministerium 2015 einen Wolfsmanagementplan erarbeitet. Dieser sieht unter anderem die genaue Registrierung und Nachverfolgung von Wölfen vor. Durch Fotos, DNA-Spuren oder eindeutige Spuren an gerissenen Tieren lassen sich die Spuren eines Wolfes klar nachweisen. Über die DNA lassen sich zudem Informationen über Alter und Herkunft ermitteln. Jeder festgestellte Wolf wird von der zentralen Koordinationsstelle für Luchs und Wolf (KLUWO) aufgenommen und protokolliert. So hat das Koordinationszentrum einen Überblick, welche Wölfe gerade im Land unterwegs sind.
Ein einziges Rudel ist aktuell in Rheinland-Pfalz ansässig, bei Leuscheid im Westerwald. Das besteht aus dem Wolfsrüden mit der Kennung GW1896m und der Fähe GW1415f, die im letzten September sieben Welpen bekommen haben. Aufgrund der dauerhaften Präsenz der Wölfe wurde der Westerwald schon 2018 vom Land zu einem Präventionsgebiet ausgewiesen.
Tierrisse in Eifel und Westerwald
In der Regel beschränkt sich die Beute des Wolfes auf Reh- sowie Rot- und Schwarzwild. Doch kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Schafs-, Ziegen- oder Kalbsrissen. Vor allem im Westerwald und in der Eifel wurden vermehrt Fälle gemeldet. Im Jahr 2022 waren es – Stand April – bisher 23.
Wolf Billy erlangte überregionale Aufmerksamkeit – er riss im Jahr 2020 14 Schafe und zwei Kälber in der Eifel, vier Schafe überlebten den Angriff schwerverletzt. Wenig später verlor sich seine Spur in Rheinland-Pfalz.
Präventionsmaßnahmen wirken
Im November 2020 wurde daher auch der Kreis Eifel West als Präventionsgebiet ausgewiesen. Seit April 2021 gilt auch der Taunus als Präventionsgebiet, da im angrenzenden Kreis auf hessischer Seite ein Rudel ansässig ist. Wer in einem Präventionsgebiet Tiere hält, bekommt vom Land Entschädigung auf gerissene Tiere sowie Unterstützung zur Prävention von Wolfsangriffen in Form von Stromzäunen und Herdenschutz-Hunden. Zahlreiche Nutztierhalter haben diese Maßnahmen inzwischen beantragt und seitdem keine Angriffe mehr erlebt. Bei Hobby-Haltern mit nur wenigen Tieren finden die Maßnahmen bisher noch wenig Anklang.
Nutztierhalter weiterhin besorgt
Der Wolfsrüde des Leuscheider Rudels ist seit 2021 vor Ort, sein Vorgänger hat das Land verlassen. 20 der 23 bisherigen Risse im Jahr 2022 gehen auf sein Konto. Das verursacht im Westerwald erneute Sorge.
Die Entnahme eines Wolfes bedeutet, ihn zu erschießen. Das ist jedoch gesetzlich verboten, Wölfe stehen unter Naturschutz. Ein solcher Schritt ist nur zulässig bei Gefahr für den Menschen. Das Koordinationszentrum plant daher nun, den Wolf GW1896 mit einem Sender auszustatten, um seine Routen und Laufwege besser voraussagen zu können. Somit sollen Tierhalter frühzeitig gewarnt werden, um besondere Vorkehrungen zu treffen.