Ein Film von Marc Steffgen
Die Poststraße liegt mitten in der Innenstadt von Baumholder. Zwar ist sie nur 300 Meter lang, kann aber auf eine sehr bewegte Geschichte zurückblicken. In den 1950er Jahren kamen die Amerikaner nach Baumholder. Die 20.000 amerikanischen Soldaten brechen förmlich über das 3.000-Einwohner-Städtchen in der Westpfalz hinein. Aus dem verschlafenen Dorf wird der sündigste Ort in Rheinland-Pfalz.
Vor allem in der kleinen Poststraße pulsiert das Nachtleben: aus Scheunen werden Nachtclubs, aus Läden Bars. Karl-Herrmann Schultheiß hat sein ganzes Leben in der Poststraße gelebt. Von seinem Kinderzimmer aus konnte er direkt in die Manhattan-Bar schauen. Die sündigen Zeiten sind aber mittlerweile vorbei. Heute kommen die Amerikaner in die Poststraße, um im Hotel Stadtkrug deutsche Gemütlichkeit zu erleben. Die Spare-Ribs und Spießbraten vom Buchenholzgrill sind bei amerikanischen Soldaten auf der ganzen Welt ein Begriff.
Direkt gegenüber steht eine Baumholder Institution: Die Firma Wildanger sitzt seit 1929 in der Poststraße Nummer elf. Unter einem Dach befindet sich eine ungewöhnliche Kombination von Geschäftsfeldern - eine Schreinerei und ein Bestattungsunternehmen.
Ein anderer Mann mit dem Hammer sitzt nicht in der Schreinerei - er trainiert für die Europameistermeisterschaft. Emmerich Kiss zog 1990 aus Rumänien in die Straße. Er gehört zu den besten Seniorensportlern im Hammerwerfen, ist sogar Vize-Europameister. Geschäfte, Hotels, Gaststätten und interessante Menschen und das alles auf nur 300 Metern in der Poststraße.