Ein Film von Gudrun Fünter
Die Stadt Sinzig mit 17.600 Einwohnern liegt im unteren Ahrtal. Hier mündet die Ahr in den Rhein, und wie so viele Kommunen im Flusstal ist auch Sinzig schwer von der Hochwasserkatastrophe getroffen. In einem Wohnheim ertranken 12 Menschen mit geistiger Behinderung und sie waren nicht die einzigen Todesopfer.
Die Brückenpfeiler der B9 senkte sich ab, ließ die Fahrbahn einknicken. Die Sinziger Kläranlage wurde überflutet und stark beschädigt, genauso große Schulen und deren Sportstätten. Parallel zur Ahr in etwa 70 Meter Entfernung verläuft der Grüne Weg. Auch hier sind die Schäden immens. Sechs Wochen nach der Katastrophe haben Anwohner und hunderte Helfer schon viel aufgeräumt, viel Putz ist von den Innenwänden der Häuser geschlagen, die Schuttberge am Straßenrand werden kleiner. Aber wie in die Zukunft planen? Hausbesitzer im Grünen Weg müssen große und schwere Entscheidungen treffen: Aufbauen und mit viel Zuversicht hoffen, dass die Ahr nicht noch einmal so hoch kommt - oder abreißen und ein Zuhause verlieren.
Zwei Ehepaare im Grünen Weg haben sich zusammengetan. Beide wollen ihre Häuser abreißen und an gleicher Stelle zusammen neu bauen. Die untere Etage soll dann geflutet werden können. Die Nachbarn gegenüber sind zuversichtlicher, hoffen, dass es beim hundertjährigen Hochwasser bleibt, und so schnell keines mehr kommt.
Nicht weit von ihrem Haus ist das Rhein-Ahr- Stadion Sinzig: In der Mitte das Fußballfeld, die Stadionköpfe waren ausgebaut mit Laufbahn, Weit- und Hochsprunganlagen. Dann kam das Hochwasser. Der TV 08 hat einen Totalschaden, die Sportanlagen sind nicht mehr nutzbar. In einer großen Aufräumaktion haben Freiwillige Müll und Schutt einsammelt, dann musste sogar die Flutlichtanlage abgerissen werden. Früher hatten bis zu acht Schulklassen gleichzeitig das Rhein-Ahr-Stadion nutzen können. Jetzt gibt es noch nicht einmal mehr die Holzbrücke, über die Schulkinder von der anderen Ahrseite die Sportstätten erreichen konnten.
Etwas besser sieht es beim Spielmannszugs Freiweg Sinzig aus. Auch ihr Vereinsheim im Grünen Weg ist „abgesoffen“, gerade nachdem die Musiker viel renoviert hatten. Aber gemeinsam im Verein lässt sich das Leid besser ertragen: Die Musiker proben schon wieder und spielen auf Benefizkonzerten zugunsten anderer Flutopfer.
Viele im Grünen Weg hoffen, dass die von Bund und Land zugesagten finanziellen Aufbauhilfen bald kommen, sonst kann auch ein Garten- und Teichbaubetrieb im Grünen Weg nicht mehr weitermachen. Zu gravierend sind die Schäden, zu schwer zu verkraften, was die Ahr auch bei den Unternehmen im Grünen Weg angerichtet hat.