Bauern protestieren, weil ihnen Steuererleichterungen für den Agrardiesel gestrichen werden sollen. Fällt diese Subvention weg, sehen das viele Landwirte als existenzbedrohend an.
Die schweren Landmaschinen der Bauern verbrauchen viel Sprit, bei einer Zugmaschine können das durchaus 30 Liter auf 100 Kilometer sein. Doch die Landwirte können nicht einfach ihre alten Diesel verschrotten und auf E-Landmaschinen umsteigen. Der Deutsche Bauernverband lehnt daher die Pläne der Bundesregierung ab, die Agrardiesel-Subventionen zu streichen.
Umstieg auf E-Mobilität für Bauern weder wirtschaftlich noch sinnvoll
Kein Landwirt tauscht seinen Fuhrpark von heute auf morgen einfach mal aus. Denn Landmaschinen sind so teuer, dass sie oft viele Jahrzehnte lang im Einsatz sind, damit sich ihr Kauf auch rechnet. Und zum andern ist es derzeit noch fast unmöglich, überhaupt eine Alternative zum Diesel zu finden. Es gibt nur ganz wenige Elektro-Fahrzeuge am Markt, die heute schon praxistauglich sind - Hoflader, mit denen sich der Stall entmisten lässt, zum Beispiel.
Aber die schweren Landmaschinen, also Traktoren, Mähdrescher oder Vollernter für die Weinlese, gibt es im Moment nur als Diesel. Und deswegen werden die Kosten für die Landwirte unweigerlich steigen, sollte das Agrardiesel-Privileg wirklich gestrichen werden.
E-Landmaschinen lassen weiter auf sich warten
Die Zahl der elektrischen Alternativen dürfte nur sehr langsam zunehmen. Der Traktoren-Hersteller Fendt zum Beispiel bietet jetzt erstmals eine Elektro-Traktor an. Allerdings ist dieses Traktoren-Modell eher klein, das ist gedacht für leichte Arbeiten in Obstplantagen oder Weinbergen zum Beispiel. Dort könnte die E-Mobilität, wenn sie bezahlbar wird, also eine Zukunft haben.
Wenn es aber darum geht, einen Acker umzupflügen, dann würde dieser E-Traktor an Grenzen stoßen, weil er nicht genug Leistung hat. Und das ist ein ganz grundsätzliches Problem: für die notwendige Leistung von schweren Traktoren oder Erntemaschinen müssten die Batterien so groß sein wie ein Bahnwaggon, die würden also in die Karosserien gar nicht reinpassen.
Und sie müssten außerdem so häufig aufgeladen werden, dass sich das mit den Einsatzzeiten kaum verträgt. Denn gerade zur Erntezeit sind Mähdrescher oder Vollernter häufig fast rund um die Uhr im Einsatz, meist unter großem Zeitdruck. Und da kann es sich kein Landwirt leisten, die Maschine zwischendurch immer wieder stundenlag zum Laden an die Steckdose anzuschließen. Und deswegen halten Experten vom Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V. es im Moment für ziemlich ausgeschlossen, dass Landwirte ihren Fuhrpark komplett elektrifizieren können.
Alternative-Kraftstoffe als Diesel-Ersatz kaum vorhanden
Es gibt Ideen und Forschung zu alternativen Kraftstoffen, von der Marktreife sind die aber noch weit entfernt. Denn die Anforderungen sind sehr hoch: Es muss auf jeden Fall ein Kraftstoff sein, der eine ähnliche Leistung wie der Diesel bringt, der aber auch gut verfügbar ist, sich gut tanken lässt und bezahlbar ist.
Da scheidet Wasserstoff nach Expertensicht eher aus. Es dürfte wohl eher auf Kraftstoffe aus Pflanzenöl zulaufen oder auch auf verflüssigtes Methan. Vermutlich wird es mehrere Möglichkeiten nebeneinander geben, da wird jeder Betrieb individuell abwägen müssen, für welche Arbeiten sich welche Maschinen mit welchem Antrieb anbieten. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. (kurz VDMA) setzt sich für eine nachhaltige Kraftstoffstrategie für die Landwirtschaft ein.
Klar ist damit, dass es die eine Allround-Lösung wie den Diesel, die für jedes Einsatzgebiet gleichermaßen gut geeignet ist, künftig so nicht mehr geben wird, sondern eher einen Angebots-Mix.