Textbasierte Künstliche Intelligenzen schreiben Bücher und beantworten Fragen. Der neueste Hype heißt ChatGPT und wird bereits als revolutionär gehandelt. Hilft uns das im Alltag?
Wer ChatGPT nach sich selbst fragt, bekommt folgende Antwort (mit leichtem grammatikalischem Fehler):
"ChatGPT ist ein großer Sprachmodell, das von OpenAI trainiert wurde. Es kann verwendet werden, um natürliche Sprachprozesseingabe und -ausgabe zu generieren und zu verstehen. Es kann in verschiedenen Anwendungen wie Chatbots, Textgeneratoren und Sprachassistenten verwendet werden."
KI-Texterzeuger machen durchaus Fehler
ChatGPT ist vielleicht die aktuell berühmteste Textmaschine, sie ist aber durchaus fehleranfällig. Fast schon legendär die Antwort, dass in der Tierwelt der Elefant die größten Eier legen würde. In wissenschaftlichen Verlagen wird da mehr Genauigkeit verlangt. Hier kommen eigene KI-Anwendungen zum Einsatz. Niels Peter Thomas vom Fachverlag Springer Nature hat zum Beispiel von einer KI ein Buch über Lithium-Ionen-Batterien schreiben lassen.
"Die Rückmeldungen, die wir bekommen haben, waren sehr positiv. Das Buch liest sich nicht so schön, nicht so grammatisch einwandfrei sauber, wie jetzt ChatGPT zum Beispiel formulieren kann. Da sind auch ein paar grammatische Fehler drin. Aber die Rückmeldung war, dass es für die wissenschaftliche Community sehr nützlich ist, weil es sehr viel Informationen in sehr knapper Form zusammenfasst."
Für Niels Peter Thomas soll die KI nicht die menschlichen Autoren ersetzen, sondern unterstützen. So bekommen die Autoren Texte der KI vorgelegt, können dann aber selbst entscheiden, können daraus Anregungen bekommen oder Teile übernehmen. Das mache die Sache einfacher für die Autoren, die eben sehr wenig Zeit hätten, so Thomas.
Künstliche Intelligenz schreibt tausende Werbetexte
Ein Anwendungsbeispiel zeigt der Stuttgarter KI-Anbieter AX Semantics. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz entstehen tausende Werbetexte zu Textilien oder Sofas für die Industrie. In einer Datenbank sind alle Informationen und Eigenschaften zu den Produkten gespeichert, etwa zum Stoff, der Farbe etc. Daraus schreibt die KI passende Texte. Geschäftsführer Saim Alkan beschreibt den Vorteil bei Werbetexten von der Maschine so:
"Der wesentliche Unterschied ist tatsächlich die Skalierung. Die Möglichkeit, eben dieses tausendfach zu tun. Dinge, die auch eine gewisse Langeweile im Job verursachen. Nehmen wir an, Sie müssten 4.000 Sofas betexten. Nach dem 13. Mal, wenn Sie über ein Wollmischgewebe als Oberflächenstoff schreiben, gehen Ihnen wahrscheinlich die Ideen aus. Maschinen wird das nicht langweilig."
Menschen dagegen könnten viel besser im Service eingesetzt werden, im Dialog mit Kunden beispielsweise, sagt Alkan. Anfangs habe es Ängste bei Mitarbeitenden und Kunden gegeben, dass sie ihren Job verlieren. Später habe er dagegen oft das Feedback bekommen, der Job habe sich zwar verändert, sei aber cooler geworden.
Unterstützung bei Alltagsaufgaben und Ermittlungen
Man kann sich ja auch helfen lassen durch KI, ohne dass gleich der ganze Job ersetzt wird. Und so zeitaufwendige, nervige oder auch belastende Aufgaben loswerden, etwa bei Ermittlungen gegen Kinderpornografie. Prof. Katharina Zweig von der Universität Kaiserslautern sieht noch weitere Anwendungsfälle.
"Gerade für diese sehr kleine Berufsgruppe, die er bei enormen Belastungen ausgesetzt ist, wäre das eine große Unterstützung. Aber auch für uns normale Wissensarbeiter gibt es jetzt viele Möglichkeiten, wie wir uns unterstützen lassen könnten. Das haben wir bestimmt alle schon mal erlebt, dass wir vor einer Software sitzen und vergessen haben, wo diese eine seltene Funktion ist, die wir jetzt aber ganz dringend brauchen. Und genau da könnte uns KI entlasten. Wir könnten der Maschine sagen: bitte finde diese Funktion."
Mit KI-basierten Textgeneratoren müssen wir leben
Keiner will durch ein Computerprogramm ersetzt werden. Wenn dann doch der eigene Job wegfällt, könnten tatsächlich Lebensläufe, ja Schicksale dranhängen. Andererseits sehen wir einen enormen und wachsenden Fachkräftemangel. Der könnte durch KI gelindert werden. Und natürlich werden viele Jobs auch erleichtert durch die Hilfe von KI. Doch überwiegen nun die Vor- oder die Nachteile? Katharina Zweig hält diese Diskussion für berechtigt, aber letztlich für müßig. Wichtig sei nicht die Frage des Ob, sondern des Wie:
"Wir haben viel diskutiert an den Unis, was wir jetzt machen, wenn unsere Studierende das benutzen, um ihre Hausarbeiten oder Seminararbeiten zu schreiben. Und wir glauben nicht, dass wir das jetzt einfach verbieten können und sagen, die Nachteile sind aber größer, ihr müsst das selber lernen. Sehr viel erfolgsversprechender ist es, einen guten Weg zu finden, wie wir diese neue Technologie in unseren Alltag und in unserer Arbeitswelt integrieren. Und das darf man nie vergessen: wir können gestalten. Wir sind diesen Technologien nicht einfach ausgeliefert, sondern wir können in vielen Bereichen darüber reden, wie wir diese Technologie nutzen wollen, und das sollten wir auch aktiv angehen."