Häufig werden bei einer Blasenentzündung sofort Antibiotika verschrieben, doch Experten raten davon mittlerweile ab. Denn bei leichten Verläufen reichen pflanzliche Mittel oft aus.
Bei einer Blasenentzündung – auch Zystitis genannt – handelt es sich um eine Infektion der Harnwege. In der Regel sind Bakterien dafür verantwortlich. Symptome einer Blasenentzündung sind vor allem ein Brennen beim Wasserlassen, Schmerzen im Unterleib, häufiger Harndrang und Blut im Urin. Zu den möglichen Ursachen für eine Blasenentzündung zählen das Abputzen vom After in Richtung Harnröhre, Geschlechtsverkehr, Schwangerschaft oder Harnstau. Nicht nur, dass eine Blasenentzündung oft schmerzhaft ist, auch kann sie, wenn sie unbehandelt bleibt, über die Harnleiter aufsteigen und die Nieren befallen. So kann es zu einer Nierenbeckenentzündung und zu einer Schädigung der Nieren kommen.
Warum haben meist Frauen eine Blasenentzündung?
Vergleicht man die männliche und die weibliche Harnröhre, so wird deutlich, dass die der Frau kürzer ist. Bakterien gelangen über die kürzere Harnröhre leichter in die Blase. Wenn sie sich dort vermehren, kommt es schließlich zu einer Blasenentzündung.
Blasenentzündung behandeln
Laut einer Fachzeitschrift für Urologie verschreiben Ärzte bei sechs von zehn Frauen im ersten Schritt Antibiotika, wenn eine akute Blasenentzündung diagnostiziert wird. Zwar kann die Gabe von Antibiotika bei akuten Infekten mit Blut im Urin sinnvoll sein, doch sollte man sie nur so selten wie möglich einsetzen. „Wenn wir, ohne zu überlegen, immer sehr, sehr großzügig Antibiotika geben, dann gibt es zunehmend Krankheitserreger, zunehmend Bakterien, die eben gegen bestimmte Antibiotika resistent werden. Es geht ja nicht nur um die Blasenentzündung, sondern es gibt ja auch gerade in der Intensivmedizin oftmals schwerwiegende Infektionen, die man als Sepsis bezeichnet. Und wenn dort dann es schwierig wird, ein passendes Antibiotikum zu finden, dann kann das auch lebensbedrohlich werden“, erklärt Prof. Markus Hübner, Urogynäkologe am Uniklinikum Freiburg, spezialisiert auf Probleme des Beckenbodens.
Besserung dank Schmerzmitteln möglich?
Doch kann eine Blasenentzündung ohne Antibiotika behandelt werden? Hilft schon die Einnahme von Schmerzmitteln? Zur Behandlung von Blasenentzündungen mithilfe von Ibuprofen gibt es eine Studie, in der untersucht wurde, ob Frauen auch nur mit einer Schmerztherapie ihre Beschwerden lindern könnten. Zwei Drittel aller Frauen, die nur Ibuprofen bekommen hatten, seien am Ende beschwerdefrei gewesen und hätten kein Antibiotikum mehr gebraucht.
Bei leichten bis mittelstarken Entzündungen hat der Körper so die Chance, die Infektion von alleine auszukurieren – die Bakterien werden mit der Zeit ausgeschieden.
Helfen pflanzliche Mittel bei einer Blasenentzündung?
Bärentraubenblätter, Brunnenkressekraut, Meerrettichwurzel und weißes Sandelholz sind zur unterstützenden Behandlung von Harnwegsinfektionen zugelassen. Ob sie wirklich wirksam sind, ist schwer zu sagen. Dazu reicht die Datenlage gemäß Prof. Markus Hübner derzeit noch nicht aus.
Auch der Wirkstoff D-Mannose – ein natürlicher Einfachzucker – kann zur Prävention und unterstützenden Behandlung von Harnwegsinfekten eingesetzt werden. D-Mannose kostet zwischen 20 und 30 Euro und verhindert, dass sich die Bakterien an die Blasenwand anhaften können. Eine Studie, in der zwei Gruppen von Frauen verglichen wurden, hat laut Prof. Markus Hübner festgestellt, dass die Häufigkeit der Blasenentzündung sowohl in der Gruppe mit Antibiotika als auch in der Gruppe mit D-Mannose deutlich niedriger geworden ist.
Auch Cranberryprodukte und Blasen- und Nierentees helfen manchen Frauen. Cranberry wirkt ähnlich wie D-Mannose – die Bakterien verlieren zum Teil ihre Fähigkeit, sich an der Blasenschleimhaut anzuheften. Studienergebnisse zur Wirksamkeit solcher Produkte sind allerdings nicht eindeutig.
Entscheiden ist vielmehr eine ausreichende Trinkmenge.
Wichtig ist auch, dass vor der Behandlung ausgeschlossen wird, dass die Entzündung anatomische Ursachen hat. Denn bei einer abgesenkten Blase beispielsweise kann sich Restharn bilden, in dem sich Bakterien vermehren. Die Absenkungen der Blase kann jedoch durch eine Physiotherapie oder operativ rückgängig gemacht werden.
Impfung gegen Blasenentzündungen wirklich empfehlenswert?
Eine andere mögliche Behandlung von Blasenentzündungen ist die Grundimmunisierung, die ähnlich wie eine Impfung funktioniert. Bei der Behandlung mit einem Immunprophylaktikum werden in einem Abstand von je ein bis zwei Wochen insgesamt drei Spritzen gegeben – und gegebenenfalls eine Auffrischung nach einem Jahr. Der Wirkstoff enthält inaktive Erreger von verschiedenen Bakterienstämmen, die für Blasenentzündungen verantwortlich sind. Die Kosten belaufen sich auf etwa 150 Euro. Da die Therapie aber nicht bei allen wirkt, ist sie nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung enthalten.
Aber Achtung: Nun veröffentliche Ergebnisse einer Studie zeigen, dass die Impfung mit STROVAC nicht besser wirke als ein Placebo. Aufgrund fehlender valider Nutzenbelege und einer häufig auftretenden unerwünschten Reaktion nach der Impfung wird von Experten nun vermehrt von einer Injektion abgeraten.