Parkinson-Früherkennung

Geruchsverlust, Schreien im Schlaf: Frühe Anzeichen für Parkinson?

Stand
Autor/in
Corinna Klee
Onlinefassung
Sola Hülsewig

Schon Jahre, bevor Parkinson mit den typischen motorischen Störungen auftritt, kann es Frühwarnzeichen geben. Bei welchen sollte man aufmerken?

An der Uniklinik Tübingen erforscht Neurologe Professor Thomas Gasser mit seinem Team schon seit vielen Jahren das Parkinson-Syndrom. Fest steht: Je eher man die Krankheit erkennt, desto mehr lässt sich der Verlauf verlangsamen. Umso wichtiger ist es, Warnzeichen möglichst früh zu erkennen – diese können nämlich schon Jahre vorher auftreten.

Parkinson entwickelt sich schleichend

„Wenn die ersten klaren Symptome auftreten, sind rund 50 Prozent der Zellen bereits unwiederbringlich verloren“, erklärt Professor Gasser. „Dieser ganze langsame Prozess läuft eben ab, bevor der Patient überhaupt ahnt, dass etwas mit ihm passiert.“ Es gebe Hinweise darauf, dass schon bis zu 20 Jahre vor den typischen Parkinson-Symptomen frühe Warnzeichen auftreten.

Im Alter steigt die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung: Sind vor dem 70. Lebensjahr noch ein bis zwei von tausend Menschen betroffen, sind es nach dem 70. Lebensjahr schon 20. Es können aber auch jüngere Menschen an Parkinson erkranken. Die Krankheit entsteht schleichend und wird oft erst spät diagnostiziert. Dabei gibt es zwei maßgebliche Frühwarnzeichen.

Frühwarnzeichen für Parkinson: Verlust des Geruchssinns und Schlafstörungen

Zum einen: Riechverlust. Viele Patienten können sogar starke Gerüche wie Kaffee, Bananen oder eingelegte Gurken schlecht oder gar nicht mehr riechen.

Ein anderes Frühsymptom könnte eine bestimmte Art von Schlafstörungen sein, sagt Professor Gasser: eine sogenannte REM-Schlaf-Verhaltensstörung. „Das äußert sich dann so, dass die Patienten im Schlaf um sich schlagen, laut schreien, ohne dass sie das wirklich merken.“ Dieses Verhalten könne in Phasen auftreten und darauf hindeuten, dass im Hirn bereits ein degenerativer Prozess ablaufe.

Doch warum gibt es ausgerechnet diese beiden Frühwarnzeichen? Die Wissenschaftler erklären es sich so: Bei an Parkinson Erkrankten ist das Hirnprotein Alpha Synuclein charakteristischerweise fehlgefaltet – es nimmt also nicht die korrekte, dreidimensionale Form an. Die falsch gefalteten Proteine können sich im Hirn zu Klumpen zusammenlegen, die die Nervenzellen schädigen, und zwar in den Bereichen des Gehirns, die für die motorischen Störungen der Parkinson-Krankheit relevant sind.

Dieses krankhaft verklumpte Protein entdeckten Forscher bei Patienten in Riechhirn und Hirnstamm, wo der Schlaf reguliert wird. Erst Jahre später traten bei diesen Patienten die für Parkinson typischen motorischen Störungen auf.

Diffuse Schmerzen, Ungeschicklichkeit, kleine Handschrift als erste Parkinson-Warnzeichen?

Professor Gasser beschreibt die frühen Symptome dieser Patienten so: „Patienten klagen über diffuse Schmerzen, über eine allgemeine Ungeschicklichkeit, ein bisschen Verlangsamung oder die Tatsache, dass sie, wenn sie Sport treiben, nicht mehr so gut mithalten können.“ Zu diesem Stadium sei es noch sehr schwer, die Symptome der Parkinson-Erkrankung zuzuordnen. „Es stellt sich dann aber retrospektiv als ein frühes motorische Symptom heraus.“

Hierzu kann beispielsweise auch eine verkleinerte Handschrift zählen. Alle diese Symptome müssen für sich alleine noch nichts bedeuten, sagt Professor Gasser.  „Aber wenn mehrere dieser Symptome zusammenkommen, dann kann es unter Umständen schon sinnvoll sein, mal nachgucken zu lassen und zu überlegen, ob sich da eine Parkinson-Erkrankung entwickelt.“

Entwicklung eines Tests zur Parkinson-Früherkennung

In einer neuen Studie untersuchen die Forscher die Möglichkeit, das fehlgefaltete Alpha Synuclein sicher im Hirnwasser zu identifizieren. Professor Thomas Gasser: „Das Ziel ist, dass man einen Test hat, mit dem man mit Sicherheit sagen kann: Hier liegt auch schon in der ganz frühen Phase, in einer Phase, in der die Symptome noch nicht eindeutig sind, wirklich eine Parkinson Erkrankung vor oder eben nicht.“

Die ersten Ergebnisse stimmen den Wissenschaftler zuversichtlich. Er geht davon aus, dass man schon in den nächsten Jahren Fortschritte machen und bald auch die Ursachen von Parkinson behandeln kann.

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Corinna Klee
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