Ist es sinnvoll, wenn Genesene und Geimpfte sich zusätzlich testen lassen müssen, um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen? Sind Antigenschnelltests bei Geimpften zuverlässig?
Die Corona-Fälle in Deutschland steigen derzeit rasant an – und in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz wird in immer mehr Bereichen über eine 2G-plus-Regelung nachgedacht. Doch bringt 2G plus den erhofften Durchbruch im Kampf gegen die vierte Corona-Welle? Oder können wir uns am Ende nur mit den langsameren und teureren PCR-Tests wirklich absichern? Doc Fischer schafft Klarheit.
Was bedeutet 2G plus?
2G plus bedeutet, dass Genesene und Geimpfte sich zusätzlich testen lassen müssen. Wenn Sie als geimpfte oder genesene Person eine Veranstaltung besuchen möchten, müssen Sie dann zwei Nachweise vorzeigen: Ihren Nachweis über Impfung oder überstandene Erkrankung (2G) UND das negative Ergebnis eines tagesaktuellen Antigenschnelltests (plus).
Wofür ist 2G plus vorgesehen?
In Baden-Württemberg ist die neue 2G-plus-Regel beispielsweise für Weihnachtsmärkte, Diskotheken, Bars und Clubs vorgesehen. Auch in Rheinland-Pfalz soll ab einer Hospitalisierungsrate über 6 die neue 2G-plus-Regelung gelten.
Nicht zu verwechseln: seit September 2G plus in Rheinland-Pfalz
In Rheinland-Pfalz wurde bereits im September 2021 eine sogenannte 2G-plus-Regelung eingeführt. Aber Achtung, lassen Sie sich nicht von den Begrifflichkeiten verwirren: In Rheinland-Pfalz bedeutete 2G plus anfangs nämlich nicht, dass Geimpfte und Genesene sich testen müssen. Stattdessen bedeutete es, dass Geimpfte und Genesene (2G) sich in unbegrenzter Anzahl versammeln durften. Zusätzlich war eine bestimmte Anzahl von nur getesteten Menschen zugelassen (plus). Der Zutritt von Nicht-Immunisierten, also weder geimpften noch genesenen Menschen, wurde mit steigender Warnstufe schrittweise reduziert.
Jetzt heißt 2G plus aber auch in Rheinland-Pfalz, dass nur noch Geimpften und Genesenen mit einem zusätzlichem Schnelltest-Ergebnis Zutritt gewährt wird.
Wie sicher sind Schnelltests bei Geimpften und Genesenen?
Der Antigen-Schnelltest liefert ein negatives Ergebnis, der PCR-Test fällt jedoch positiv aus: Sicher gab es auch in Ihrem Umfeld bereits solche Fälle. Für die Genauigkeit von Schnelltests gilt: Je geringer die Viruslast, desto niedriger ist gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit, dass ein Test das Virus nachweisen kann. Wenn sich Geimpfte und Genesene mit Covid19 infizieren, dann ist ihre Viruslast in der Regel deutlich geringer als bei nicht-immunisierten, also ungeimpften Personen. Da kommt die Frage auf, ob es überhaupt sinnvoll ist, bei Geimpften und Genesenen auf die Ergebnisse von Schnelltests zu setzen.
Die Infektiologin Dr. Claudia Denkinger hat an der Uniklinik Heidelberg die Zuverlässigkeit der Antigenschnelltests im Vergleich zu PCR-Tests untersucht:
Auch wenn die Tests also nicht so gut ansprechen, wie bei ungeimpften Menschen: Die Infizierten, von denen aufgrund ihrer hohen Viruslast die höchste Ansteckungsgefahr ausgeht, werden demnach weiterhin zuverlässig identifiziert.
Was ist aber mit den Menschen, die einen sehr schwachen Verlauf ohne Symptome haben, was bei Geimpften ja häufig der Fall ist? Diese Frage ist derzeit noch nicht ausreichend erforscht. „Es gibt letztlich ein Intervall ganz zu Beginn der Infektion, wo die Viruslast im Ansteigen begriffen ist, wo die Antigentests auch noch nicht anschlagen. Aber wenn wir uns regelmäßig testen, dann ist dieses Intervall für die Infektionskontrolle sehr wenig relevant, weil dann erkennen wir es beim nächsten Mal testen“, so Infektiologin Claudia Denkinger.
Je regelmäßiger also getestet wird, desto sicherer – auch bei genesenen und geimpften Personen. Wichtig ist allerdings, dass auch gute Schnelltests mit einer hohen Sensitivität verwendet werden. Denn nicht alle Tests sind gleichermaßen zuverlässig.
Unterschiede in der Verlässlichkeit: Welchen Antigenschnelltests kann man vertrauen?
Am Paul-Ehrlich-Institut wurden 122 Sars-CoV-2-Antigenschnelltests auf die Zuverlässigkeit ihrer Ergebnisse untersucht. Das Ergebnis in aller Kürze: Jedes fünfte Produkt fällt durch. Damit haben 96 der Tests den geforderten Kriterien entsprochen, 26 Schnelltests haben versagt. Die Sensitivität, also Empfindlichkeit, gilt als wichtige Voraussetzung für die Zuverlässigkeit von Schnelltests. Je höher die Sensitivität, desto wahrscheinlicher wird eine Person, die mit dem Sars-Cov-2-Virus infiziert ist, durch den Test auch als infiziert erkannt.
In der Untersuchung des Paul-Ehrlich-Instituts lag der geforderte Mindestwert bei 75 Prozent: Schnelltests, die bei 75 Prozent der Tests das richtige Ergebnis anzeigten, wurden als gut eingestuft. Einige Tests erreichten sogar einen Wert von 100 Prozent. Darunter sind diese Schnelltests:
- „Green Spring SARS-CoV-2 Antigen Rapid Test Kit (Colloidal Gold)“ von Shenzhen Lvshiyuan Biotechnology Co., Ltd.
- „Toda Coronadiag Ag“ von Toda Pharma
- „COVID-19 Antigen Speicheltest (Immunochromatographie)“ von ulti med Products (Deutschland) GmbH
- „SARS-CoV-2 Ag Diagnostic Test Kit (Colloidal Gold)“ von Shenzhen Watmind Medical Co.,Ltd.
- „QuickProfile Covid-19 Antigen Test Card“ von LumiQuick Diagnostics, Inc.
- „ScheBo SARS-CoV-2 Quick Antigen“ von ScheBo Biotech AG
26 der Schnelltests hingegen haben sogar bei hoher Virenlast versagt. Manche der Tests haben sogar eine Sensitivität von nur 30 Prozent, sind also sehr unzuverlässig. Unter den durchgefallenen Tests befinden sich unter anderem:
- „Acro COVID-19 Antigen Rapid Test“ von Acro Biotech Inc
- „Biocredit COVID-19 Ag“ von Rapigen
- „Lionex COVID-19 Ag Rapid Test“ von Lionex GmbH
- „Covid-19 Antigen Test Cassette“ von Xiamen Zhongsheng Langjie Biotechnology Co., Ltd
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