Welche medizinischen Auswirkungen es an heißen Tagen gibt, wie Medikation dann verändert werden sollte und was man als Betroffener tun kann.
Lange und direkte Sonneneinstrahlung ist irgendwann nicht nur unangenehm, sondern wird richtig gefährlich. Nämlich dann, wenn Überhitzung droht. Insgesamt können Menschen trockene Hitze, selbst mit Temperaturen von über 40 Grad Celsius, gut verkraften. Wenn aber Feuchtigkeit dazu kommt, sind schon Temperaturen ab 30 Grad gefährlich.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Länge der Hitzeperiode. Der Klimawandel führt nicht nur dazu, dass die Temperaturen ansteigen und dass die Hitzewelle früher im Jahr beginnt, sondern dass diese zudem länger anhalten. Da können dann auch schon niedrigere Temperaturen belastend werden. Vor allem, wenn die Temperaturen in der Nacht nicht so weit runter gehen, dass sich der eigene Körper erholen kann.
Was macht der Körper bei Hitze?
Damit der Körper sich vor Überhitzung schützt, gibt es die sogenannte Thermoregulation. Sie wird zentral im Gehirn vom Hypothalamus gesteuert. Der sorgt dafür, dass die Körperkerntemperatur konstant zwischen 36 und 37,5 Grad liegt. Droht die Temperatur zu steigen, sendet der Hypothalamus Botenstoffe. Sie sorgen dafür, dass sich die Blutgefäße der Haut weiten. Dies verstärkt die Durchblutung und hilft so, Wärme nach außen abzugeben.
Wenn sich Blutgefäße erweitern, sinkt jedoch der Blutdruck, das Herz muss dann stärker pumpen, um das Blut zu transportieren. Gleichzeitig werden manche Organe weniger stark durchblutet und die Gehirnleistung gedrosselt. Die meiste Hitze wird übrigens am Kopf und an den Händen abgegeben. Insgesamt ist die Thermoregulation für den menschlichen Körper also anstrengend.
Parallel dazu leitet der Körper das Schwitzen ein. Über die Haut wird Flüssigkeit abgegeben, die verdunstet und den Körper gleichzeitig kühlt. Darüber verlieren wir jedoch nicht nur Wärme, sondern auch Elektrolyte, daher ist es sehr wichtig, immer genügend Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
Patienten, die unter Vorerkrankungen wie Adipositas, Diabetes, psychischen Erkrankungen, Neurodermitis oder Erkrankungen der Nieren, der Lungen und Atemwege leiden, sollten den Hitzeeinfluss mit ihrem Arzt besprechen und während Hitzeperioden besonders vorsichtig sein.
An heißen Tagen entsteht gerade in Städten eine toxische Mischung aus Stickoxiden, Feinstaub und Ozon. Beton, Asphalt und Gebäude speichern Hitze und kühlen selbst nachts kaum ab. Dies trifft dann besonders Menschen mit Vorbelastungen wie zum Beispiel chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen oder Asthma.
Warum Hitze besonders für alte Menschen gefährlich ist
- Im steigenden Alter funktioniert die Thermoregulation nicht immer so gut wie bei jüngeren Menschen.
- Ein weiterer Faktor ist das abnehmende Durstgefühl. Viele ältere Personen trinken zu wenig und drohen zu dehydrieren.
- Außerdem können weitere Risikofaktoren wie Herzkrankheiten oder die Einnahme von Blutdruck regulierenden Medikamenten Patienten zusätzlich gefährden. Es kann zudem sein, dass Medikamente die Wärmeregulation zusätzlich erschweren.
Wie merkt man, dass der Körper überhitzt?
Es gibt einige Körperanzeichen, die einen darauf hinweisen, dass der Körper gerade überhitzt und es gefährlich werden kann. Dazu gehört z. B., dass man Kopfschmerzen bekommt oder auch ein bisschen verwirrt ist.
Orientierungslosigkeit kann ein weiteres Anzeichen sein. Weitere Symptome sind, dass sich die Haut plötzlich trocken anfühlt und der Kopf sehr rot wird. Auch ein weißes Dreieck im Mund-Nasen-Bereich ist ein Warnsignal.
Dann gilt: Raus aus der Sonne, die direkte Sonneneinstrahlung vermeiden und Flüssigkeit zuführen!
Außerdem sollte man viel trinken, um nicht zu dehydrieren. Mindestens 1,5 bis 2 Liter sollte jede Person an heißen Tagen zu sich nehmen. Das Beste ist, Wasser zu trinken. Aufpeppen kann man das mit Zitronenscheiben oder in Form von Schorle, Früchte- oder Kräutertees. Alkohol sollte vermieden werden, denn der trocknet den Körper zusätzlich aus.
Tipp für Menschen, die trinken oftmals vergessen: Stellen Sie sich bereits morgens eine große Kanne Wasser bereit. Ihr Ziel sollte sein, mindestens eine ganze Kanne im Laufe des Tages leer zu trinken.
Was ist ein Sonnenstich?
Beim Sonnenstich führt letztlich eine überlange Sonneneinstrahlung des Kopfes zur Reizung der Hirnhaut. Säuglinge und Kleinkinder, aber auch Menschen mit wenig Kopfhaaren oder einer Glatze sind hier naturgemäß besonders gefährdet. Kreislaufprobleme, Schwindel und Erbrechen können die Folge sein. Dann hilft nur: schnell raus aus der Sonne, in den Schatten und ausruhen!
Die Folgen eines Sonnenstichs können einen dann sogar noch mehrere Tage lang verfolgen - etwa leichte Kopfschmerzen oder Schwindel. Besser ist es also auch in den nächsten Tagen die Sonne zu meiden.
Folgeschäden hat ein Sonnenstich in der Regel aber nicht. Dennoch wäre es wohl am besten, es gar nicht so weit kommen zu lassen: Es also mit dem Sonnenbaden nicht zu übertreiben, sich immer gut einzucremen - und insbesondere den Kopf im Schatten zu halten oder mit Hut oder Mütze bedecken und so gegen all zu viel Sonne schützen.
Der Hitzschlag
Weitaus gefährlicher als der Sonnenstich ist der Hitzschlag. Er ist sozusagen "die Steigerung des Sonnenstichs", der Hitzekollaps. Zu viel Sonne und zu viel Hitze führen dabei zu einem Kreislaufkollaps, der im schlimmsten Fall sogar die Organe und das Hirn nachhaltig schädigen kann. Der Hitzschlag tritt dabei - der Name sagt es bereits - sehr schnell und plötzlich auf: Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen sind die Symptome.
Dann hilft nur schnelles Handeln: Raus aus der Sonne, rein in den Schatten - und kühlen, kühlen, kühlen. Mit Eis, mit Wasser, mit frischer Luft. Aber Vorsicht: zu kalt dürfen Wasser und Luft dann auch wieder nicht sein, sonst droht ein weiterer Kreislaufkollaps durch den Kälteschock. Also etwa Eis oder Coolpacks lieber in Handtücher wickeln, bevor man sie dem Betroffenen auf die Stirn legt.
Außerdem gilt nun: trinken, trinken, trinken. Denn der erlittene Flüssigkeits- und Mineralstoffverlust muss ausgeglichen werden. Wirkt der Betroffene dann aber weiterhin apathisch, oder wird er sogar bewusstlos, sollte der Notarzt gerufen oder schnellstmöglich in die Klinik gefahren werden. Ein Hitzeschlag ist jedenfalls eine richtig ernste Sache!
Wechselwirkungen von Medikamenten und Hitzewellen
- Blutdrucksenker: Wenn es heiß wird, weiten sich unsere Gefäße und der Blutdruck sinkt. Wer also beispielsweise blutdrucksenkende Medikamente, insbesondere Betablocker, einnimmt, dessen Blutdruck kann bei Hitze überproportional gesenkt werden.
- Diuretika: Durch das Schwitzen verlieren wir Flüssigkeit. Diuretika senken den Blutdruck und entwässern. In Kombination mit Hitze ist nicht nur der Wasserverlust ein Problem, sondern auch die Elektrolyte, die ausgeschieden werden.
- Antidiabetika: Zudem bewirken manche Medikamente wie etwa Antidiabetika, dass die Haut besonders empfindlich für UV-Strahlung wird. Nebenwirkung kann dann ein Sonnenbrand sein.
- Arzneimittel, die direkt über die Haut aufgenommen werden: Z.B. transdermale Pflaster mit Hormonen oder Schmerzmitteln. Bei Hitze ist die Haut so gut durchblutet, dass mehr Wirkstoff als gewollt aufgenommen werden kann. Dabei erhöhen sich Wirkung und Nebenwirkung des Medikaments.
Wie geht man besten mit der Hitze um?
Ein Paradebeispiel für den Alltag mit Hitze ist die Lebensweise in Südeuropa. Dort gibt es die Tradition der Siesta, also einer sehr langen und ausgedehnten Pause während der heißen Mittagsstunden. Auf diese Weise können sich Menschen aus nördlich liegenden Ländern an künftige Hitzeperioden besser anpassen.