Fünf Millionen Menschen haben wohl vom Vergleichsportal Check24 ein Deutschland-Trikot bekommen. Die Marketingaktion zur Fußball-Europameisterschaft könnte Folgen haben.
Der Erfolg des Gratistrikots hat selbst Check24 überrascht - das Unternehmen hatte nach einem Bericht mit 1,5 Millionen Interessenten geplant, die bereit wären, sich die App herunterzuladen und dort ein Profil zu erstellen. Letztlich wurde die Werbeaktion bei fünf Millionen ausgegebener Trikots gestoppt.
Verbraucherschützer: Unklar, was mit den Daten der Menschen passiert
Persönliche Daten werden von vielen Unternehmen verwendet und nicht alle Menschen haben damit ein Problem. Verbraucherschützer empfehlen aber, möglichst vorsichtig zu sein, welche persönlichen Daten man preisgibt - denn es ist unklar, was Unternehmen wie Check 24 damit machen.
Fakt ist: Das Unternehmen ist innerhalb kurzer Zeit an eine Fülle neuer Kundendaten gekommen - und hat damit Zugang zu einer neuen Zielgruppe. Für das Unternehmen ist das ein Coup. Denn eigentlich kosten neue Kundendaten viel Geld.
Unter dem Strich ist Check24 durch die Trikot-Kampagne höchstwahrscheinlich günstiger an die Daten gekommen - und wird auch noch dafür gefeiert. Das Portal Finance Forward schätzt die Kosten für Produktion, Versand und Werbung auf 100 Millionen Euro.
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Kritik am hohen Preis für offizielles Adidas-Trikot der Nationalmannschaft
Das offizielle weiß-schwarze Heimtrikot und das pinkfarbene Auswärtstrikot der deutschen Fußballnationalmannschaft kosten jeweils 100 Euro. Ein Preis, den viele Menschen weder ausgeben können, noch wollen. Einige dürften auch deswegen gerne ihre Daten für das Check24-Trikot preisgegeben haben. SWR-Wirtschaftsredakteur Lutz Heyser findet das verständlich. Er schätzt die Produktionskosten pro offiziellem EM-2024-Trikot auf fünf bis zehn Euro. Die Gewinnspanne sei also sehr groß.
Hersteller des Gratis-Trikots ist der Adidas-Konkurrent Puma. Jedes durch Check 24 ausgegebene Trikot verhindert möglicherweise, dass ein Fan 100 Euro beim Rivalen Adidas ausgibt. Würde nur jeder fünfte Check24-Träger sonst ein DFB-Trikot kaufen, wären das 100 Millionen Euro - die ein Konkurrent nicht einnimmt.
Offizieller Sponsor der Europameisterschaft Adidas könnte geschädigt werden
Ob dem deutschen Unternehmen Adidas, dem Hersteller des offiziellen EM-Trikots, tatsächlich Geld entgeht, ist unklar. Im Onlineshop sind nur noch wenige Größen der deutschen Auswärtsvariante verfügbar. Das auffällige pink-lila Design ist das laut DFB-Präsident Bernd Neuendorf bestverkaufte Auswärtstrikot der Geschichte. Zuletzt ging ein Video viral, in dem selbst der Sohn von Cristiano Ronaldo seinen Geburtstag im neuen Deutschland-Trikot feierte. Also wird auch Adidas gut daran verdient haben.
Christoph Breuer, Leiter des Instituts für Sportökonomie und Sportmanagement an der Deutschen Sporthochschule in Köln, fasst zusammen: Das Unternehmen Check24 zahle nicht für Sponsoring-Rechte, werde aber mit der Nationalmannschaft assoziiert.
Solche Aktionen stellten aber auch eine zentrale Geschäftsgrundlage des Sport-Business auf den Prüfstand und gefährdeten sie möglicherweise. Die auf Gegenleistung basierende Beziehung zwischen Sponsor und Gesponsertem werde unterlaufen.
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