Für den Ausbau der Solarenergie fehlen Fachkräfte. In Freiburg gab es einen Crashkurs, bei dem Teilnehmende praktisch lernen, Solaranlagen zu installieren. Das Interesse ist groß.
PV-Montagehelfer oder auch Solarteur - das ist das Ziel der vor allem jungen Menschen, die beim Crashkurs im "Solarcamp Freiburg" mitmachten. Der Kurs im Solarcamp dauert eine Woche lang, in der zweiten Woche kann ein Praktikum in einem Betrieb aus der Photovoltaik-Branche absolviert werden.
Hinter dem Projekt "Solarcamp Freiburg" stecken verschiedene Organisationen und Betriebe, die sich für die Energiewende einsetzen. Es gab auch schon Solarcamps in anderen Städten. In Freiburg will man im kommenden Jahr ein neues Camp veranstalten. Die Teilnahme kostet um die 60 Euro.
Ausbildung und Solidarität im Solarcamp
In den ersten drei Tagen ging es im Solarcamp Freiburg zunächst um theoretische Grundlagen. Danach müssen alle auf die Übungsdächer. Dort lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wie man die Photovoltaik-Anlagen an unterschiedlichen Dächern anbringt.
Wichtig ist den Organisatoren des Camps aber auch der solidarische und soziale Zusammenhalt, und der Spaß bei der Ausbildung. Deshalb kochen auch alle zusammen.
Climate Quitter: Fürs Klima den früheren Job gekündigt
Der Dozent im Solarcamp ist ein echter "Climate Quitter": Simon Selleneit hat seinen ursprünglichen Job für das Klima gekündigt. Selleneit war in seinem Beruf in der Medizintechnik unglücklich. Er wollte lieber in einem Bereich arbeiten, der etwas gegen den Klimawandel unternimmt.
Jetzt montiert er bei einem Freiburger PV-Betrieb Anlagen als Solarteur. Die Firma sucht im Camp durchaus auch Nachwuchs.
PV-Montagehelfer dürfen die Anlage nicht anschließen
Dach vermessen, Dachhaken setzen, Unterkonstruktion befestigen und erden, alles verkabeln und die Module anbringen - das bringt Simon Selleneit den Interessierten bei.
Der Crashkurs hat aber auch Grenzen. Im Keller hört die Arbeit der Montagehelfer für PV-Anlagen auf: "Wir dürfen auf gar keinen Fall den Wechselrichter an den Hausanschluss anschließen. Das darf nur eine Elektrofachkraft machen", erklärt Selleneit.
Interesse wecken für eine Ausbildung in Elektrotechnik
Auch um den Solarstrom ans Netz zu bekommen, braucht es also entsprechende Fachkräfte, sagt der Fachverband Elektro- und Informationstechnik Baden-Württemberg. Dort findet man die Idee Solarcamp grundsätzlich gut.
Die Hoffnung an das Solarcamp, Interesse wecken, ist nicht unberechtigt. Vor Ort können sich einige Teilnehmende vorstellen, ein Praktikum oder sogar eine Ausbildung dranzuhängen. Nach dem einwöchigen Kurs haben sie aber immerhin eine Zertifikat zur "elektrotechnisch unterwiesenen Person" (EuP). Damit dürfen sie unter Aufsicht einer Elektrofachkraft an elektrischen Anlagen arbeiten.
Solardächer haben hohe Akzeptanz
Über eine halbe Million Solaranlagen sind im ersten Halbjahr in Deutschland installiert worden, heißt es von der Bundesregierung. Sie will nochmal zulegen und ab 2026 mehr als dreimal so viel Solarenergie zubauen wie bisher.
Positiv dabei: Solardächer sind beliebt, sie haben in der Bevölkerung die höchste Akzeptanz, wenn es darum geht, erneuerbare Energie zu gewinnen, so ein Meinungsforschungsinstitut.
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In einer früheren Fassung hatten wir berichtet, dass Simon Feuerstein nach Gesamtzahlung der ersten Rate mehr als 100 Tage warten musste, bis ein Elektriker die Anlage an das Hausnetz angeschlossen hat. Tatsächlich waren es 88 Tage. Das haben wir korrigiert.
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