Wie viel spart man mit Eigenmarken wirklich? Und stimmt die Qualität trotzdem? Wir machen den Check!
- Wie viel kostet der Familieneinkauf?
- Wie viel spart man mit Eigenmarken wirklich?
- Warum sind Eigenmarken so günstig?
- Qualität: Können Eigenmarken mit Markenprodukten mithalten?
- Check: Prinzenrolle, Tchibo-Kaffee, Heinz Ketchup und Kellogg's Smacks vs. Eigenmarken
- Geschmack: Können Eigenmarken mit Markenprodukten mithalten?
- Marktcheck checkt: Sind Eigenmarken so wie Originale?
- Mehr Bio durch Eigenmarken?
- Eigenmarken in drei Preisstufen
- Lebensmittelbranche setzt verstärkt auf Eigenmarken
- Eigenmarken als Druckmittel
- Preise von Markenprodukten steigen weniger durch Eigenmarken
- Drogerie-Eigenmarken von dm, Rossmann und Müller
Wie viel kostet der Familieneinkauf?
Im typischen Einkaufswagen unserer Testfamilie aus Gottmadingen in der Nähe des Bodensees landen einige Markenprodukte: Kellogg’s, Golden Toast, Nutella - 20 Produkte insgesamt. Am Ende zahlt die Familie 54,82 Euro. Wie viel spart sie mit Eigenmarken?
Für unser Experiment kauft die Familie die vergleichbaren Produkte der jeweiligen Eigenmarken von Kaufland ("K-Classic"), Edeka ("Ja!") und Rewe ("Gut & Günstig") sowie von den Discountern Aldi (z.B. "Milsani", "Goldähren", "Gut Bio") und Lidl (z.B. "Vemondo", "Saskia", "Freeway").
Gibt es mehrere Eigenmarken bei den Händlern, entscheidet sich die Familie jeweils für das günstigste Produkt.
Wie viel spart man mit Eigenmarken wirklich?
Große Überraschung bei der Auswertung: Die Familie hat für die Eigenmarken-Alternativen immer genau das Gleiche gezahlt - egal, ob bei Aldi, Lidl, Kaufland, Rewe oder Edeka: Auf dem Kassenzettel steht immer 27,34 Euro. Zur Erinnerung: Beim Einkauf mit den Markenprodukten waren es knapp 55 Euro.
Rund die Hälfte konnte also gespart werden im Vergleich zu den Markenprodukten!
Außerdem fällt auf: In den Markenverpackungen ist oft weniger drin als bei den Eigenmarken - statt 25 Teebeutel in den Teepackungen der Eigenmarken sind es zum Beispiel nur 20 in der Packung der teureren Marke "Teekanne". Für unsere Preisermittlung rechnen wir jeweils auf die gleiche Menge um.
Warum sind Eigenmarken so günstig?
Wenn Hersteller für Supermärkte und Discounter Eigenmarken produzieren, fallen gleich mehrere Kosten weg, die bei Markenherstellern entstehen: Der Hersteller muss keine Werbung für seine Produkte machen. Auch Händler, die das Produkt verkaufen, müssen nicht gesucht und gehalten werden - der jeweilige Supermarkt ist der feste Abnehmer. Das macht auch Logistik und Vertrieb einfacher.
Diese geringeren Kosten machen das Endprodukt günstiger. Aber wird vielleicht auch bei der Qualität gespart?
Qualität: Können Eigenmarken mit Markenprodukten mithalten?
Im Einkaufswagen unserer Testfamilie sind unter anderem Doppelkekse gelandet. Nach dem Geschmackstest ist für die Familie klar: Das Markenprodukt von Prinzenrolle bleibt ihre Nummer Eins. Doch ist die Marke auch von den Zutaten her besser als die Billigkonkurrenz?
Markenprodukt enthält Schokolade, Eigenmarken nur Kakaocreme
Ernährungsexpertin Sabine Holzäpfel von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg fällt beim Blick auf die Zutaten auf: "Also hier lässt sich direkt ein Qualitätsunterschied ablesen. Wir haben nämlich im Markenprodukt tatsächlich Schokolade, während die anderen Produkte eine Kakaocremefüllung enthalten, also keine Schokolade, sondern Kakao."
Doch nicht überall bedeutet teurer auch besser...
Kaffee von Eigenmarken schlägt Markenkaffee
100 Kaffeetrinker lassen wir per Blindverkostung verschiedene Eigenmarken und den Marken-Kaffee von Tchibo ("Feine Milde") testen. Mit Abstand am meisten Stimmen bekommt der Kaffee der Edeka-Eigenmarke "Gut & Günstig". Danach folgen die Eigenmarken von Rewe, Lidl, Kaufland und Aldi. Überraschend: Ausgerechnet der Marken-Kaffee von Tchibo landet auf dem letzten Platz!
Heinz-Ketchup enthält mehr Zucker als Eigenmarken
Beim Ketchup verwenden Lidl und Rewe in ihren Eigenmarken-Produkten neben Zucker auch Süßstoff. Aldi, Kaufland und Edeka dagegen verzichten auf zusätzliche Süßungsmittel abgesehen von Zucker.
Doch egal, ob die Eigenmarken mit anderen Süßungsmitteln nachgeholfen haben oder nicht - alle enthalten weniger Zucker als das Markenprodukt von Heinz.
Kellogg's Smacks doppelt so teuer wie andere Getreide-Pops
Die "Smacks" des Markenherstellers Kellogg’s kosten bei unserem Check doppelt so viel wie die Getreide-Pops der Eigenmarken.
Das Kellogg‘s Werbeversprechen von "knusprig geröstetem Weizen" wird jedoch nur sparsam erfüllt: Bei der Marke sind lediglich 54 Prozent Weizen im Produkt, bei den Eigenmarken mindestens 67 Prozent.
Sparen beim Einkaufen Günstige No Name-Lebensmittel: Welche Marken stecken dahinter?
No Name-Produkte, sogenannte Eigenmarken, im Supermarkt oder beim Discounter kommen oft von bekannten Markenherstellern. Zwei Markendetektive zeigen, wo Verbraucher sparen können.
Geschmack: Können Eigenmarken mit Markenprodukten mithalten?
Unsere Testfamilie hat über mehrere Wochen Marken-Produkte und die vergleichbaren Eigenmarken getestet und ist vom Ergebnis positiv überrascht:
"Also unser Gesamtfazit ist einfach vom Einkauf her: Ich könnte gut und mit gutem Gewissen auch NoName-Produkte kaufen", so Mutter Melanie Näther.
Gut für den Geldbeutel! Bei Produkten, die Schokolade enthielten und bei Dosentomaten haben der Familie die Markenprodukte allerdings besser geschmeckt - hier wird sie auch in Zukunft bei den Markenprodukten bleiben.
Marktcheck checkt: Sind Eigenmarken so wie Originale?
Auch eine Auswertung unserer Marktcheck-Produktchecks der vergangenen beiden Jahre zeigt: Eigenmarken sind qualitativ auf Augenhöhe mit Markenprodukten. Von insgesamt 50 Produkt-Tests, bei denen sowohl Marken- als auch Eigenmarken-Produkte vorkamen, hat 19-mal ein Eigenmarken-Produkt gewonnen und 20-mal ein Marken-Produkt. 11-mal gingen unsere Tests unentschieden aus, weil sich eine Marke und eine Eigenmarke den ersten Platz geteilt haben.
Die Stiftung Warentest in Berlin hat ihre Lebensmittel-Tests der vergangenen Jahre analysiert, in denen insgesamt 1.400 Produkte getestet wurden - mit ähnlichem Ergebnis. Marken-Produkte kassierten eine Durchschnittsnote von 2,8, Eigenmarken aus dem Handel sogar eine 2,7.
Ähnlich sind die Testergebnisse auch bei der Qualität von Bioware. Marken und Eigenmarken der Supermärkte schnitten hier beide durchschnittlich mit einer Note von 2,8 auf Augenhöhe ab.
Mehr Bio durch Eigenmarken?
Durch die günstigeren Eigenmarken-Produkte ist Bio-Qualität für deutlich mehr Menschen zugänglich. Denn auch Verbraucher, die sich früher teurere Bio-Produkte nicht leisten konnten, finden inzwischen preiswertere Bio-Produkte von Eigenmarken im Regal.
Eigenmarken in drei Preisstufen
Nachdem Aldi seit den 60er Jahren und Lidl seit den 70er Jahren No-Name-Ware groß gemacht haben, haben sich nach und nach auch bei den Supermärkten die sogenannten Eigenmarken etabliert. Sie sind sowohl im Discounter als auch im Supermarkt schon so beim Kunden angekommen, dass es inzwischen eine große Auswahl und verschiedene Preisstufen gibt.
Bei Edeka zum Beispiel haben Kunden die Wahl zwischen Fussili Nudeln von drei verschiedenen Edeka Eigenmarken: Von "Gut & Günstig" für 0,79 Euro, die von der Eigenmarke Edeka für 1,39 Euro und die von "Edeka Genussmomente" für 2,19 Euro.
Die letzteren suggerieren, dass man sich etwas Besonderes gönnt - und trotzdem günstig(er) dabei wegkommt als mit Markenprodukten.
Lebensmittelbranche setzt verstärkt auf Eigenmarken
45 Prozent des Lebensmittelumsatzes werden heute mit Eigenmarken erwirtschaftet. In Zukunft könnte diese Zahl noch steigen, denn die großen Handelsketten bauen ihr Sortiment an Eigenmarken immer weiter aus - und setzen damit die Marken-Hersteller unter Druck.
Eigenmarken als Druckmittel
Die Eigenmarken sind nicht nur dafür da, Kunden mit preiswerten Produkten zu halten, meint Unternehmensberater Hermann Sievers. Er hat viele Jahre bei Edeka als Marketingleiter gearbeitet und dabei auch die Eigenmarken betreut.
Eigenmarken seien auch ein Druckmittel in den Preisverhandlungen mit den Markenherstellern.
Preise von Markenprodukten steigen weniger durch Eigenmarken
Von den Preisverhandlungen zwischen Supermarkthändlern und Markenherstellern können Verbraucher auch profitieren. Ein Beispiel: Vor einigen Jahren wollte das Unternehmen Heinz die Preise für das Heinz-Ketchup stark erhöhen. Edeka akzeptierte diesen Preisanstieg so nicht, den man auch an die Kunden hätte weitergeben müssen.
Nach vielen Verhandlungen und Streit führte Edeka seine eigene Ketchup-Marke ein: "Papa Joe’s". Dazu die Werbekampagne: "Wenn Heinz zu frech wird, kommt der Papa." Kurz darauf lenkte Heinz bei den Verhandlungen ein. Ein Erfolg für Edeka und auch für die Verbraucher, denen so eine drastische Preiserhöhung erspart geblieben ist.