Bio-Produkte spielen eine immer größere Rolle, auch bei Supermärkten und Discountern. Ständig kommen neue dazu. Wie es bei Bio-Eiern und Tierhaltung bei Aldi-Lieferanten aussieht.
Laut einer aktuellen Analyse im Auftrag von Marktcheck hat Aldi mit 8,7 Prozent aller Produkte die größte Bioauswahl aller Discounter. Lidl und Netto haben jeweils 6,5 Prozent, Penny 6,9 Prozent.
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Zertifikat von Naturland: Biomarke Nur Nur Natur
Aldi hat die neue Biomarke "Nur Nur Natur" eingeführt. Die meisten Produkte davon sind vom Ökoverband "Naturland" zertifiziert. Versprochen wird Bio, das weiter geht - natürliche Inhaltsstoffe, schonende Herstellungsverfahren und mehr.
Franziska Mozart, Green Marketing-Expertin, erklärt, Aldi verspreche hier, keine Geschmacksverstärker, keine Zusatzstoffe und keine künstlichen Aromen zuzusetzen. Das sei in der in diesen Punkten intransparenten Lebensmittelbranche schon ein gutes und großes Versprechen.
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Bio-Eier: Check 2017
Dass Bio nicht gleichzeitig Bauernhof-Idylle bedeutet, hat Marktcheck bereits 2017 herausgefunden. Die Codes auf den Eiern führten damals zu vollen Ställen, zu illegalen Stromdrähten, die Hennen am Auslauf hinderten, und zu toten Tieren, die nicht fachmännisch entsorgt wurden. Aldi hat damals Besserung versprochen.
Bio-Eier heute: Erneute Stichproben
Das wollte Marktcheck nun überprüfen und kaufte erneut Bio-Eier bei Aldi ein. Anhand der Buchstaben- und Zahlenkombination lässt sich der konkrete Betrieb ermitteln. Auch diesmal führen die Codes in die Niederlande, in die Region Utrecht. Von hier kommen viele Eier, die in deutschen Supermärkten und Discountern verkauft werden.
Tierschützerin Lisa Willhelm führt das erste Ei genau zu dem Betrieb, der vor sieben Jahren illegale Stromdrähte verwendet hatte, um die Hühner am Auslauf zu hindern. Wir fragen bei Aldi nach, warum das Unternehmen trotzdem noch Eier von diesem Betrieb verkauft.
Aldi Süd schreibt uns auf Nachfrage: „Bei dem von Ihnen genannten Betrieb wurde 2017 ein von Aldi Süd beauftragtes Audit durchgeführt. Erst nach wiederholten Kontrollen ohne Beanstandungen wurde der Betrieb über den Lieferanten wieder in die Produktionskette von Aldi Süd aufgenommen.“
Tatsächlich sind die Hühner diesmal im Freien, es ist kein Stromzaun zu sehen. So muss es bei Hühnern, die Bio-Eier legen, auch sein. Es hat sich also wirklich etwas verändert. Lisa Willhelm von Aninova freut sich für die Tiere, dass sie draußen sind.
Wenige, aber bewusst genießen Eier sind gesunde kleine Kraftpakete
Im Ei sind viele Nährstoffe auf kleinstem Raum. Es ist vielfältig nutzbar und schmeckt. Eier sind aber leider auch Massenware. Dabei verdienen sie mehr Achtung.
EU-Bio-Verordnung: 12.000 Hennen im Stall
Auch beim nächsten Hof, der Eier an Aldi liefert, genießen die Hennen ihren Auslauf - gemeinsam mit ein paar Alpakas, regelrecht idyllisch. Wir fragen unangemeldet beim Eigentümer nach und können den frisch renovierten Stall sehen. Lüftung und Auslaufklappen werden elektronisch gesteuert. Dennoch: 12.000 Hennen leben hier unter einem Dach.
Lisa Willhelm von Aninova sagt, die meisten Menschen würden sich einen Hof so nicht vorstellen, wenn bio draufsteht. So viele Tiere in einem Stall entspricht aber der EU-Bio-Verordnung. Mängel waren keine zu erkennen.
Bei Betrieb Nummer drei können die Hühner nur von außen gefilmt werden. Laut Betreiber hält er sich aber streng an die Vorgaben. Missstände sind keine zu sehen.
Ergebnis: Für Lisa Willhelm ist die Bio-Eier-Stichprobe überraschend positiv ausgefallen. „Grundsätzlich haben wir bessere Zustände vorgefunden als beim letzten Mal.“ Es hat sich also etwas getan bei den Aldi-Bio-Eiern.
Fairness und Tierwohl: Ausstieg aus Haltungsform 1 und 2
Zum Thema Fairness: Kürzlich verkündete Aldi, man sei Vorreiter beim Tierwohl. Stimmt das? Das Team um Mahi Klosterhalfen von der Albert-Schweitzer-Stiftung hat sich die Tierschutz-Standards von Aldi und der Konkurrenz angeschaut und ein Ranking erstellt.
Ihr Ergebnis: Aldi ist hier am besten. Die schlechtesten Tierschutz-Standards haben Edeka und Netto. Mahi Klosterhalfen erklärt, Aldi sei besonders gut beim Thema Masthühner und habe sich der europäischen Masthuhn-Initiative angeschlossen - Schritt für Schritt werden höhere Tierschutzstandards für Masthühner angestrebt.
Aldi sei zudem aktiv dabei, die ganze Tierhaltung umzustellen. Der Ausstieg aus Haltungsform eins und zwei, also aus den niedrigsten Standards, sei beschlossen. Bis 2030 soll das gesamte Fleischsortiment umgestellt sein. Mit dem frischen Rind- und Putenfleisch hat Aldi bereits begonnen, verkauft nur noch Haltungsform 3 oder höher.
Haltungsformen für Tiere: Minuspunkte im Kleingedruckten
Green Marketing-Expertin Franziska Mozart hat jedoch bei Aldi im Kleingedruckten viele Ausnahmen entdeckt. Es sei nur ein Teil des Sortiments umgestellt worden: Trinkmilch, Frischfleisch, gekühlte Wurst- und Fleischwaren.
Die Expertin sieht eine Verbesserung. “Aber um das wirklich zu verstehen, muss man auch als Kundin oder Kunde schon sehr genau hinschauen.“ Also noch Luft nach oben.
Aldi Süd schreibt dazu auf Nachfrage: „Mit Blick auf die Aktionsware plant Aldi Süd bis 2030 komplett auf Haltungsform 1 und 2 zu verzichten. Tiefkühl- sowie Convenience-Produkte stellen bei Aldi Süd nur einen sehr geringen Anteil am Fleischsortiment. Aber auch hier beschäftigt sich das Unternehmen mit einer schrittweisen Weiterentwicklung der Haltungsstandards.“
Aldi hat angekündigt, ab Sommer 2024 das Haltungssystem schrittweise weiter zu verändern: Die bisherige Stufe 4, „Premium“, wird dann in die Stufen 4, „Auslauf/ Weide“, und 5, „Bio“, aufgeteilt.
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