Findige Betrüger tricksen bei Ebay Kleinanzeigen "Sicher bezahlen" aus. Wir zeigen, wie der Betrug funktioniert und wie Verbraucher sich schützen können.
Mit seiner Funktion "Sicher bezahlen" wollte Ebay Kleinanzeigen seine Verkaufsplattform sicherer gestalten. Das sogenannte Sicher Bezahlen-System schützt Käufer und Verkäufer.
Wie funktioniert kleinanzeigen sicher bezahlen?
So funktioniert es: Der Käufer überweist das Geld an einen Zahlungsdienstleister von Ebay Kleinanzeigen. Der teilt dem Verkäufer mit, dass die Zahlung eingegangen ist.
Der Verkäufer verschickt die Ware. Wenn sie angekommen ist, gibt der Käufer dem Zahlungsdienstleister Bescheid und der Verkäufer bekommt das Geld. Kontodaten müssen so also nicht ausgetauscht werden.
Privatverkäufe: Wie Betrüger Kreditkartendaten abgreifen
Eine gute Sache - eigentlich. Doch findige Betrüger haben eine Methode ausgeklügelt, wie sie diese Bezahlfunktion austricksen können.
Unser Beispielfall: Ein altes Ipad sollte auf Ebay-Kleinanzeigen verkauft werden. Die Verkäuferin erhält sofort eine Nachricht über einen Messenger-Dienst von einer vermeintlichen Interessentin. Sie will gar nicht lange verhandeln und fragt direkt nach den Zahlungsmodalitäten. Dabei schlägt sie vor, die neue Zahlungsart "Sicher bezahlen" zu verwenden.
Die Verkäuferin empfängt eine whatsapp-Nachricht. Diese bestätigt angeblich, dass die Käuferin das Geld bereits an den Zahlungsdienstleister überwiesen hat. Die Bestätigung soll von Ebay-Kleinanzeigen kommen. Darin enthalten auch: ein Link, auf den die Verkäuferin klicken soll, um ihre Kreditkartendaten einzugeben. So soll sie an ihr Geld kommen. Und das ist die Falle.
Per Messenger-Nachricht: Link zur Webseite des Betrügers
Marcel Ferraro, Polizeipräsidium Konstanz, erklärt: "Diesen Link klickt das Opfer dann an und wird auf eine externe Seite, die der Täter erstellt hat, weitergeleitet. Und auf dieser Seite muss das Opfer dann die Kontodaten oder beziehungsweise Kreditkartendaten eingeben."
So läuft es auch in unserem Beispielfall: Die Verkäuferin schöpft keinen Verdacht und klickt auf den Link, den die Interessentin ihr geschickt hat. Alles sieht echt aus: Als erstes sieht sie die Nachricht, dass der Artikel bezahlt wurde.
Einen Klick weiter kommt sie in einen Chat, in dem sie die angebliche Ebay-Kleinanzeigen-Mitarbeiterin Karlene Schmitz bei der Eingabe ihrer Kreditkartendaten unterstützt. Für die Verkäuferin sieht das vertrauenerweckend aus.
Marcel Ferraro, Polizeipräsidium Konstanz, sagt: "Da ist ein Live-Chat. Und dann denken Sie natürlich: Das ist die Seite von Ebay - weil, wer oder welche Betrüger haben schon einen Live-Chat und begleiten mich parallel genau da durch und bringen mich dann am Ende dazu, mein Geld an ein gefälschtes oder ein Betrüger-Konto zu überweisen?"
Abzocke auf Ebay Kleinanzeigen über die Kreditkarte
Auch unsere Ipad-Verkäuferin folgt der perfekt gemachten Betrüger-Webseite und gibt dort ihre Kreditkartendaten ein. Aber irgendetwas funktioniert nicht. Immer wieder bittet die Dame im Chat um Bestätigung der Daten. Die Verkäuferin wundert sich, ruft bei der Bank an, bei der sie ihr Mastercard-Konto hat. Die Bank bestätigt die Abbuchungen.
Die Verkäuferin realisiert plötzlich, dass sie betrogen werden soll und ruft direkt bei ihrem Kreditkartenunternehmen an, um die Kreditkarte zu sperren. Sie hat ihre Lehren gezogen: "Meine Telefonnummer gebe ich per se nicht mehr an. Und was ich mir wirklich hinter die Ohren geschrieben habe, ist, dass ich diese Ebay Kleinanzeigen-Seite niemals mehr für Kommunikation mit einem Käufer verlassen werde."
Wer hinter der Betrugsmasche steckt
Marcel Ferraro, Polizeipräsidium Konstanz, erklärt, was die Polizei bisher zu dieser Betrugsmasche weiß. "Die ersten Erkenntnisse gehen alle in Richtung Osteuropa, hier sind wahrscheinlich auch die Täter." Wenn Verbraucher den Betrug schnell realisieren und die Bank kontaktieren, bestehe eine gewisse Hoffnung, dass die Bank noch rechtzeitig eingreifen kann und das Geld nicht transferiert wird. "Je mehr Zeit vergeht, umso geringer ist die Hoffnung, noch eingreifen zu können."
Was tut Ebay-Kleinanzeigen gegen den Betrug?
Das Unternehmen teilt uns mit, man warne die Nutzer auf seiner Seite davor, private Daten herauszugeben - weder die Handynummer noch die Bankdaten. Wer die Sicher-bezahlen-Funktion nur auf der Plattform nutze, könne dieser Masche nicht zum Opfer fallen.
Die Polizei rät zur Vorsicht mit Links. Marcel Ferraro, Polizeipräsidium Konstanz, sagt: "Einen Link, den ich über WhatsApp oder SMS bekomme, würde ich nie anklicken, weil da ist die Gefahr sehr, sehr hoch, wahrscheinlich bei nahezu 100 Prozent, dass sie hier auf eine betrügerische Webseite weitergeleitet werden."
Tipps von der Polizei zum Schutz vor dieser Masche:
- Abwicklung von Zahlungsdaten ausschließlich auf der Seite von Ebay Kleinanzeigen und über die Nachrichtenfunktion von Ebay-Kleinanzeigen
- Niemals Kreditkartendaten rausgeben
- Keinen Zahlungsaufforderungen folgen, die nicht unmittelbar auf der Internetseite oder den Apps von Ebay Kleinanzeigen angezeigt werden
Was tun, wenn man Opfer eines Betrugs geworden ist:
- Wer auf diese Betrugsmasche hereingefallen ist, sollte sofort seine Bank (Sperrhotline Telefon: 116116) verständigen, um die Kreditkarte sperren zu lassen.
- Außerdem sollten man Anzeige bei der Polizei, Telefonnummer 110, erstatten.
- Falls auch Logindaten von eBay Kleinanzeigen eingegeben worden sind, sollten diese sofort geändert werden.
Wichtig zu wissen
Ebay Kleinanzeigen verschickt im Zusammenhang mit "Sicher bezahlen" keine Nachrichten per SMS oder Messenger. Verkäuferinnen und Verkäufer werden auch nie zur Eingabe von Kreditkartendaten aufgefordert.