Die EU-Kommission plant ein Recht auf Reparatur. Verbraucher sollen bereits beim Kauf von Elektrogeräten informiert werden, ob ein Gerät repariert werden kann.
Kaputte Elektrogeräte werden oft einfach weggeschmissen. Für viele Verbraucher sind Reparaturen zu kompliziert, und im Vergleich zu Neugeräten lohnt sich die Reparatur finanziell für den Kunden oft kaum. Das verschlingt Unmengen von Ressourcen und belastet die Umwelt. Dagegen will die EU-Kommission mit einem neuen Gesetz vorgehen.
Was ist das Recht auf Reparatur?
Konkret sollen unter anderem einfachere und kostengünstigere Möglichkeiten geschaffen werden, technisch reparierbare Produkte wie Staubsauger, Spül- und Waschmaschinen sowie, zu einem späteren Zeitpunkt, Tablets und Smartphones zu reparieren.
So sollen Käufer fünf bis zehn Jahre nach dem Kauf bei Herstellern einfordern können, dass Produkte, die nach EU-Recht technisch reparierbar sind, tatsächlich auch repariert werden. Die Ausnahme: Eine Reparatur wäre teurer als die Neuanschaffung.
Reparatur-Index als Lösung?
Ein Reparatur-Index - also eine Skala, die anzeigt, wie gut ein Produkt repariert werden kann - halten vor allem Verbraucherschützer für sinnvoll. Beispielsweise für Smartphones gibt es auf EU-Ebene schon jetzt Pläne für einen derartigen Index.
Die Verbraucherschützerin Elke Salzmann, Referentin für Ressourcenschutz beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) kritisiert allerdings, dass der Reparatur-Index auf EU-Ebene keine Auskünfte über Preise für Ersatzteile enthalten soll. Das sei irreführend, weil trotz einer guten Bewertung auf dem Index die Ersatzteile so teuer sein können, "dass sich eine Reparatur gar nicht lohnt."
Im SWR-Interview sprach Salzmann ausführlich über die Forderungen des vzbv:
Verbraucherschützer fordern Reparaturbonus
Im Kampf gegen die Wegwerfgesellschaft fordert die vzbv-Ressourcenschutz-Expertin auch einen bundesweiten Reparaturbonus. In Thüringen gibt es ihn bereits: Verbraucher, die ein Gerät reparieren möchten, bekommen einen Zuschuss von bis zu 100 Euro. Das dürfe aber keine Dauerlösung sein, so Salzmann.
In Frankreich zum Beispiel gebe es aber bereits ein ähnliches System. Dort müssten sich aber die Hersteller an den Kosten für den Reparaturbonus beteiligen.
Smartphones oft schwer zu reparieren
Gerade bei Smartphones sind Reparaturen oft nur schwer selbst zu machen. Nur wenige Geräte sind schon heute darauf ausgelegt, dass die Kunden selbst Teile austauschen können wie zum Beispiel das Fairphone oder auch ein neues Modell von Nokia. In beiden Fällen sind die Ersatzteile auch preislich einigermaßen erschwinglich.
Auch Apple bietet für seine neuesten beiden iPhones eine Menge Ersatzteile zum selbst reparieren an - die liegen aber ruckzuck bei mehr als 300 Euro. Für viele Kunden dürfte das kaum eine Alternative sein.
In den meisten Fällen lohnen sich Reparaturen bei Smartphones aber bisher nur bei neueren Geräten. Denn selbst wenn Display oder Akku leicht austauschbar sind - nach spätestens fünf Jahren gibt es häufig keine Software-Updates mehr.
Reparaturen bei Großgeräten bereits vereinfacht
Das heißt, bei den Handys tut sich bisher nur langsam etwas. Großgeräte sind da etwas weiter. Hier müssen Hersteller - beispielsweise von Kühlschränken, Spülmaschinen oder Fernsehern - schon jetzt Reparaturinfos mitliefern und Ersatzteile teils bis zu zehn Jahre lang vorrätig haben.
Außerdem müssen Ersatzteile innerhalb von gut zwei Wochen geliefert werden und mit haushaltsüblichen Werkzeugen ausgetauscht werden können. So soll jeder und jede von uns zumindest bei nicht kritischen Bauteilen wie Türen oder Scharnieren Reparaturen selbst vornehmen können. Und aufwändigere Reparaturen durch Handwerker sollen dann auch einfacher möglich sein.
Wo gibt es Hilfe beim Reparieren von Elektrogeräten?
Für die, die sich selbst ein wenig Arbeit an Elektrogeräten zutrauen, gibt es oft hilfreiche Video-Tutorials für Reparaturen im Netz. Oder man geht in ein sogenanntes Repair-Café, die gibt es inzwischen auch in vielen kleineren Städten. Dort kann man mit Hilfe von meist technisch versierten Ehrenamtlichen gemeinsam an seinem Gerät arbeiten.
Ehrenamtliche in Kampf gegen Müllflut Im Reparatur-Café in Mühlacker werden kaputte Geräte flott gemacht
Reparieren statt neu kaufen liegt im Trend. Das merken Ehrenamtlichen die Gebrauchsgegenstände wieder in stand setzen. Auch in Mühlacker Dürrmenz, im Repair-Café im Gemeindehaus.
Wer wirklich zwei linke Hände hat und trotzdem seine Elektrogeräte nicht gleich wegwerfen will, sollte sich aber besser an einen Dienstleister wenden, der sich dann um die Reparatur kümmert. Das kostet ein paar Euro mehr, in der Regel ist das Ersatzteil selbst aber der teurere Posten auf der Rechnung.