Das weltweite Plastikabkommen der Vereinten Nationen kommt noch nicht. Warum es besser ist, ab 2025 weiter zu verhandeln.
Plastik zersetzt sich in der Natur kaum, wird nur zu immer kleineren Teilchen zerrieben. Das sogenannte Mikroplastik findet sich in Böden, Bächen, Meeren und mittlerweile auch in der menschlichen Nahrung.
- Fakt 1: So giftig ist Plastikmüll wirklich
- Fakt 2: Sortieren und Recyceln - das bringt es für die Umwelt
- Fakt 3: Recycling von PET-Flaschen kompensiert nicht die Neuproduktion
- Fakt 4: Plastikproduktion schadet dem Klima mehr als Entsorgung
- Fakt 5: Bio-Plastik ist eine Scheinlösung
Dass die Verhandlungen der Vereinten Nationen über ein globales Plastikabkommen vorerst gescheitert sind, ist keine gute Nachricht. Zum Ende der fünften Verhandlungsrunde im südkoreanischen Busan hatten sich die fast 200 Staaten nicht auf einen gemeinsamen Textentwurf einigen können. Umso wichtiger ist, dass es ab 2025 weitere Gespräche geben soll.
Fakt 1: Wie giftig Plastikmüll wirklich ist
Das kommt darauf an, welche Stoffe im Plastik verarbeitet sind. Wenn der neue Plastik-Duschvorhang nicht stocksteif herunterhängt, sondern locker fällt - dann kann man davon ausgehen, dass Weichmacher darin verarbeitet sind. Sie werden mit jedem Duschen um die Füße und in den Abfluss geschwemmt.
Ein weiteres Beispiel sind Flammschutzmittel in Computergehäusen. Manche Stoffe machen den Kunststoff fester, andere sorgen dafür, dass die Sonne ihn nicht instabil werden lässt.
Laut einer aktuellen Studie des PlastChem-Projekts, hinter dem Forschende aus Norwegen und der Schweiz stehen, sind inzwischen rund 16.000 Chemikalien bekannt, die in der Kunststoffproduktion eingesetzt werden. Rund ein Viertel davon gilt demnach als bedenklich - aufgrund von Gefahren für die Umwelt und die menschliche Gesundheit. Einige Stoffe können etwa Krebs verursachen oder den Hormonhaushalt, die Fortpflanzungs- oder die Denkfähigkeit beeinflussen.
Das Problem: Die Hersteller müssen bislang nicht auf die Verpackung schreiben, welche Chemikalien im Plastik enthalten sind. Für das weltweite Plastikabkommen fordern Forschende und Umweltverbände deshalb, dass Chemikalien in Kunststoff reguliert und bedenkliche Stoffe verboten werden sollten.
Fakt 2: Sortieren und Recyceln - das bringt es für die Umwelt
Recyceln - das heißt bislang vor allem: das Plastik wird sortiert nach den verschiedenen Kunststoffarten, geschreddert und gewaschen. Anschließend wird es als sogenanntes Rezyklat verwendet, um neue Plastikprodukte herzustellen. Vorteil: Je höher der Anteil von recyceltem Plastik zum Beispiel in einer Spülflasche, umso weniger Neuplastik muss hergestellt werden. Das spart Rohstoffe wie Erdöl und sorgt dafür, dass weniger klimaschädigende Gase entstehen.
Das mechanische Recycling funktioniert gut bei PET und HDPE - das wir von Einwegflaschen und Lebensmittelverpackungen kennen. Es funktioniert allerdings kaum bis gar nicht bei PVC oder bei Polysterol - zum Beispiel in Styropor-Menüschalen für Essen zum Mitnehmen. Im gelben Sack kommen aber all diese verschiedenen Plastikarten zusammen, es entsteht ein Kunststoff-Durcheinander - und das sorgt für Probleme beim Recycling: Nicht einmal die Hälfte dieses Plastikmülls ist dafür brauchbar.
Kunststoffrecycling taugt also nicht zur Gewissenberuhigung. Schon gar nicht, wenn immer mehr Einwegartikel und Plastikverpackungen produziert werden. Ein Beispiel: In Deutschland werden pro Stunde rund zwei Millionen PET-Einwegflaschen produziert.
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Einweg-Plastiktüten sind seit Anfang 2022 in Deutschland verboten, trotzdem gibt es noch immer an vielen Kassen Tüten. Denn das Verbot hat Lücken, beklagen Umweltschützer.
Fakt 3: Recycling von PET-Flaschen kompensiert nicht die Neuproduktion
Nach den jüngsten Zahlen der Industrievereinigung Kunststoff gibt Deutschland mit der PET-Flasche ein gutes Beispiel ab für Recycling und Wiederverwerten. In Deutschland wurden im Jahr 2023 fast 98 Prozent der PET-Flaschen recycelt - das ist die höchste Recyclingquote weltweit.
Außerdem wird beim Herstellen der Flaschen immer mehr wiederverwertetes PET eingesetzt - zuletzt mehr als 50 Prozent. Trotzdem: PET-Einwegflaschen sind keine Lösung für die Plastikmüllkrise, sagt die Deutsche Umwelthilfe. Der Recyclingprozess braucht viel Energie, Wasser und Chemikalien.
Eine Alternative könnten regionale Mehrwegflaschen sein - also zum Beispiel Mineralwasser von einem regionalen Brunnen oder Abfüller. Mehrwegflaschen herzustellen verbraucht weniger Rohstoffe und hat damit weniger negative Umweltwirkungen. Außerdem gibt es bei regionalen Kreisläufen kürzere Transportwege.
Fakt 4: Plastikproduktion schadet dem Klima mehr als Entsorgung
Schaut man sich den ganzen Lebenszyklus von Plastikprodukten an, zeigt sich: Es wird in allen Phasen klimaschädigendes Treibhausgas freigesetzt. Wenn die Rohstoffe Erdöl und Gas gewonnen werden, wenn der Kunststoff produziert wird und wenn der Plastikmüll entsorgt wird.
Alles in allem wird von Experten derzeit folgende Größenordnung genannt: Von den gesamten weltweit entstehenden Treibhausgasen entfallen viereinhalb Prozent auf Plastik. Forschende aus Zürich haben herausgefunden: Der größte Anteil des klimaschädlichen Fußabdrucks entsteht in der Produktionsphase.
Und die Kunststoffproduktion wächst seit Jahren. Das ist gerade in Ländern wie China, Indien oder Indonesien ein Problem: Denn die Energie für die boomende Plastikproduktion kommt aus Kohlekraftwerken. Der CO2-Fußabdruck ist dadurch besonders hoch.
Was die Auswirkungen auf den Klimawandel angeht, ist noch vieles unklar: Laut dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung gibt es kaum Studien dazu. Aber: Experten sprechen von einer Dreifach-Krise aus Klimawandel, Artensterben und Umweltverschmutzung - die sich alle drei gegenseitig verstärken.
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Fakt 5: Bio-Plastik ist eine Scheinlösung
Bio-Plastik zersetzt sich unter bestimmten Bedingungen in immer kleinere Teile - im besten Fall ausschließlich in Wasser und CO2. Nicht jedes Bio-Plastik ist aber biobasiert. Es gibt auch welches, das mit Hilfe von Erdöl hergestellt wird. In dem Fall wäre der Kunststoff nicht biologisch abbaubar.
Anders ist das bei Kunststoff auf Basis von nachwachsenden, meist pflanzlichen Stoffen wie Mais oder Zuckerrohr. Wenn dieses Bio-Plastik sich zersetzt, wird dabei nicht mehr CO2 frei, als die Pflanze vorher für ihr Wachstum aus der Atmosphäre entnommen hat.
Trotzdem: Auch wenn Bio-Plastik sowohl biobasiert ist als auch biologisch abbaubar - man kann es nicht guten Gewissens in die Bio-Mülltonne werfen. Denn es braucht zum Zersetzen eine bestimmte Temperatur, Luftfeuchtigkeit und mehr Zeit, als dem Müll in Kompostieranlagen bleibt. Viele Entsorgungsunternehmen nehmen daher generell keinen Biomüll in Tüten mit.
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