Demografischer Wandel und Corona-Pandemie führen zu immer weniger Blutspenden - bei gestiegenem Bedarf. Was muss ich beachten, wenn ich Blut spenden will?
Wozu brauchen wir überhaupt Blut?
Trotz zahlreicher Versuche, Blut zu synthetisieren, kann es aktuell nur durch unseren Organismus selbst hergestellt werden. Hierbei spielt unser Knochenmark eine zentrale Rolle, denn hier werden die verschiedenen Blutzellen größtenteils gebildet. In Stammzellen reifen sie in großer Zahl heran und treten von hier ihre Reise durch unseren Körper an. Unser Herz übernimmt dabei die Rolle des Reiseleiters. Es pump bei jedem Herzschlag etwa 70 Milliliter Blut durch unseren Körper.
Im Wesentlichen besteht unser Blut aus vier zentralen Bestandteilen:
- Den festen, zellulären Bestandteilen wie den roten Blutkörperchen, auch Erythrozyten genannt
- weißen Blutkörperchen - den Leukozyten
- den sogenannten Thrombozyten, also den Blutplättchen
- Der flüssige Anteil im Blut heißt Blutplasma
Eine der Hauptaufgaben des Blutes besteht darin, verschiede Stoffe an unterschiedlichen Stellen im Körper aufzunehmen und sie dorthin zu befördern, wo sie benötigt werden. Konkret heißt das:
- Sauerstoff wird über das Blut von der Lunge bis zu den Zellen transportiert. Dabei nimmt das Blut auf dem "Rückweg" Kohlenstoffdioxid zurück zur Lunge, welches wir dann ausatmen.
- Verschiedene Nährstoffe wie Eiweiße, Fette und Kohlenhydrate, die wir über die Nahrung aufnehmen, werden vom Darmtrakt über das Blut zu den Körperzellen transportiert.
- Wichtige Botenstoffe wie Hormone verteilt das Blut in unserem Körper. Auf diese Weise wird die Weiterleitung wichtiger Informationen innerhalb unseres Körpers sichergestellt.
- Unser Blut schützt uns aber auch vor Krankheiten. So wehren spezialisierte Zellen im Blut, die sogenannten T-Zellen, Krankheitserreger ab.
- Die Blutplättchen oder auch Thrombozyten sind für unsere Blutgerinnung zuständig. Sie sorgen auch dafür, dass Wunden aufhören zu bluten.
- Nicht zuletzt sorgt unser Blut aber auch für eine gleichmäßige Wärmeverteilung in unserem Körper sowie eine gesunde Gesichtsfarbe.
Probleme bei der Durchblutung können nicht nur Wundheilungsschwierigkeiten oder gar Thrombosen mit sich ziehen, sondern auch zum Absterben von Gliedmaßen führen.
Unser Blut hat folglich allerlei wichtige Aufgaben in unserem Organismus. Umso folgenreicher ist es, wenn wir aus verschiedenen Gründen, wie beispielsweise Krankheiten, nicht ausreichend Blut herstellen können oder unserem Blut etwas "fehlt".
Blut wird knapper
An dieser Stelle kommen Blutspenden ins Spiel. Nicht nur bei massivem Blutverlust durch einen Unfall sondern auch im Zuge von verschiedenen Erkrankungen wie beispielsweise Krebs können Blutkonserven verabreicht werden. Rund 15.000 Blutspenden werden so jeden Tag in Deutschland gebraucht.
Auch wegen der Therapie schwerkranker Corona-Patienten steigt der Bedarf an Spenderblut. So werden den Patienten bei der sogenannte ECMO-Therapie mehrere Liter Blut aus den Venen abgeführt. An einer Membran wird Kohlendioxid ab- und Sauerstoff zugeführt, bevor das Blut wieder in den Körper geleitet wird. Für das Verfahren sind bei manchen Patienten zusätzliche Blutkonserven nötig.
Operationen wegen Corona verschoben
Es wird jedoch immer schwieriger, den Bedarf an Spenderblut zu decken. Aktuell ist die Situation besonders angespannt: Durch die Corona-Pandemie wurden viele Operationen verschoben, die jetzt nachgeholt werden müssen – mit zusätzlichem Bedarf an Blutkonserven, erklärt Hermann Eichler vom Uniklinikum des Saarlandes. Außerdem kämen weniger Blutspender, wenn die Infektionszahlen hoch sind.
Inzwischen ist die Uniklinik nicht mehr in der Lage, sich selbst mit Blut zu versorgen. Eichler hat die Ursachen für die Blutknappheit im Saarland in einer Studie analysiert. Demnach ist die Corona-Pandemie nicht der Hauptgrund für den Rückgang der Blutspender – sondern der Demografische Wandel. „Die Anzahl von Patienten, die ins Empfängeralter kommen, die also transfundiert werden müssen, steigt. Und die Zahl der potenziellen Spenderinnen und Spender sinkt“, so Eichler.
Im Saarland ist der demografische Wandel im Vergleich zu Baden-Württemberg oder Rheinland-Pfalz etwa schon sehr weit fortgeschritten. Aber auch dort droht in naher Zukunft eine ähnliche Entwicklung.
Blutgruppen - wer darf für wen spenden?
Leider kann nicht einfach jeder für jeden Blut spenden. Denn unser Blut ist in acht Gruppen unterteilt, die unterschiedlich oft vorkommen und sich im schlimmsten Fall gegenseitig abstoßen. Dies kann im schlimmsten Fall zum Tod der Patienten führen.
Wer darf Blut spenden?
Generell gilt: Alle gesunden Personen im Alter zwischen 18 und 71 Jahren dürfen in Deutschland Blut spenden. Allerdings müssen sich Spender über 68 Jahren einer zusätzlichen Untersuchung durch den Hausarzt unterziehen. Zudem ist ein Körpergewicht von mindestens 50 Kilogramm Voraussetzung, um Blut zu spenden. So sollen gesundheitlichen Problemen und Schwächeanfällen während oder nach der Blutspende vermieden werden. Schließlich soll niemand bei einer Spende Schaden nehmen.
Allerdings gibt es auch dauerhafte Ausschlusskriterien, wenn beispielsweise eine Person positiv auf eine der folgenden Krankheiten getestet wurde:
- Herz- und Gefäßerkrankungen
- Erkrankungen des Zentralnervensystems
- Bestimmte Blutgerinnungsstörungen
- Chronische Krankheiten der Nieren, der Lunge oder des Verdauungssystems
- Störungen des Immunsystems oder des Stoffwechsels
- Bösartige Tumorerkrankungen
- HIV
- Hepatitis B und C
Auch Alkohol-, Medikamenten- oder Drogenabhängige dürfen nicht Blut spenden.
Homosexuelle Männer und Blutspenden
Vorübergehend von einer Blutspende zurückgestellt werden Menschen, die beispielsweise ein "risikoreiches Sexualverhalten" haben. Dies betrifft Menschen mit häufig wechselnden Sexualpartnern. Auch schwule Singels mit neuem Sexualpartner oder mehr als einem Sexualpartner fallen darunter (nur monogam lebende Schwule werden nicht als Risikogruppe gewertet). Erst, wenn der Sex mehr als vier Monate zurückliegt, dürfen die Betroffenen Blut spenden. Die Regelung wurde Mitte 2021 angepasst – davor galt eine Frist von 12 Monaten zwischen dem letzten Sexualkontakt und der Blutspende.
Viele homosexuelle Männer empfinden auch die aktuelle Regelung noch als diskriminierend. Schwule, bisexuelle oder transgeschlechtliche Singels werden damit immer noch als Risikogruppe gewertet, auch wenn sie nur mit einer anderen Person Sex hatten. Bei Heterosexuellen ist das nicht so.
Genau nachlesen kann man die Gründe für den zeitweisen oder endgültigen Ausschluss von der Blutspende in der Hämotherapie-Richtlinie (pdf) von Bundesärztekammer und Paul-Ehrlich-Institut.
Der DRK-Blutspendedienst West bietet auch eine Checkliste zum Durchklicken an, nach der man herausfinden kann, ob man zum Blutspenden geeignet ist.
Wie oft darf ich Blut spenden?
Zwischen zwei Blutspenden müssen mindestens 56 Tage liegen, damit der Körper genügend Zeit hat, sich zu regenerieren. Männer dürfen pro Jahr sechsmal, Frauen bis zu viermal spenden. Direkt nach der Einnahme von Antibiotika sowie nach einer Operation sollte kein Blut gespendet, sondern einige Wochen abgewartet werden. Nach einer frischen Tätowierung sowie einem Piercing ist sogar eine Pause von mindestens vier Monaten Pflicht.
Tipps für die Blutspende
- Viel Trinken: Vor der Spende sollten Sie Ihren Flüssigkeitshaushalt auf die Blutspende vorbereiten. Idealerweise trinken Sie in den Tagen vor der Spende mindestens zwei Liter am Tag.
- Nur mit vollem Magen: Am Tag der Blutspende sollten Sie nicht nur ausreichend trinken, sondern auch genügend essen. Verzichten Sie allerdings auf allzu fettige Speisen. Diese könnten sich sonst auf die Qualität Ihres Blutplasmas auswirken.
- Eisenhaltige Lebensmittel: Damit das Blut auch genügend Eisen aufweist, sollten Sie sich einige Tage vor der Spende eisenhaltig ernähren. Hierzu zählen neben Fleisch auch Hirse, Spinat oder Erbsen.
- Genügend Zeit: Auch wenn die eigentliche Blutspende oft nur wenige Minuten dauert, sollte man für den gesamten Blutspendetermin, inkl. Voruntersuchung mindestens eine Stunde Zeit einplanen.
- Ausreichend Ruhe: Vor und nach der Blutspende sollte man auf sportliche Aktivitäten verzichten. Der Kreislauf kann so den Blutverlust besser verkraften. Auch auf langes Stehen sollte man verzichten.
Was muss ich nach einer Blutspende beachten?
Im Zuge der Blutentnahme besteht keine nennenswerte Infektions- oder Verletzungsgefahr. Gelegentlich können Kreislaufproblemen durch den Blutverlust auftreten, in sehr seltenen Fällen bis hin zum Schock führen. Das Personal vor Ort ist geschult und kann schnell Hilfe leisten. Relativ häufig hingegen kann sich an der Einstichstelle ein blauer Fleck bilden. Um dem entgegenzuwirken, drücken Sie nach der Entnahme mit Bedacht auf die Punktionsstelle. Auch wenn dem Körper mit 500 Millilitern nur eine geringe Menge Blut entnommen wird, muss dieser sich erst auf den Verlust einstellen. Viel Flüssigkeit hilft, den Verlust schnell auszugleichen. Sobald Sie sich kräftig und fit genug fühlen, können Sie ganz normal Ihrem Alltag nachgehen.
Was passiert mit dem gespendeten Blut?
Bevor das gespendete Blut nach der Untersuchung in seine Einzelteile wie Plasma, rote Blutkörperchen, Thrombozyten und Leukozyten zerlegt wird, bestimmt das Labor die Blutgruppe jeder einzelnen Spende. Patienten können so gezielt die Bestandteile des Blutes bekommen, die sie gerade benötigen und die zu ihnen passen. Konserven mit Vollblut, also allen Bestandteilen, kommen heute eher selten zum Einsatz.
Erhalte ich für das Blutspenden eine Entschädigung?
Laut § 10 des deutschen Transfusionsgesetztes kann für jede Spende eine Aufwandsentschädigung gewährt werden. Diese soll sich jeweils nach dem Aufwand und der Art der Spende richten. Gemeinnützige Organisationen wie das Deutsche Rote Kreuz geben meist kleine Präsente oder Gutscheine an ihre Spender aus. Private Organisationen wie Krankenhäuser entschädigen die Spender oftmals mit Geld – in der Regel liegt der Betrag zwischen 15 bis 25 Euro.
Neben einer Entlohnung bietet jede Blutspende noch einen weiteren Anreiz. So wird jede Blutkonserve im Labor auf bestimmte Infektionserreger wie beispielsweise Hepatitis oder HIV untersucht. Sollte bei der Untersuchung etwas gefunden werden, wird der Spender automatisch benachrichtig. Mit jeder Spende hilft man also nicht nur anderen, sondern bekommt gleichzeitig auch einen kostenlosen Gesundheitscheck, denn neben möglichen Infektionskrankheiten werden zudem noch der Hämoglobinwert, die Körpertemperatur sowie der Blutdruck gemessen. Bluthochdruck kann bei Spendern so frühzeitig erkannt werden.
Fazit
Gespendetes Blut rettet vielen Menschen regelmäßig das Leben und jeder kann in seinem Leben in die Situation geraten, darauf angewiesen zu sein. Um den Bedarf zu decken, ist es wichtig, dass viele Freiwillige ihr Blut regelmäßig zur Verfügung stellen. Dabei profitieren keinesfalls nur die Empfänger, sondern auch die Spender können durch den regelmäßigen Gesundheitscheck profitieren. Bestehende Krankheiten sollten keinesfalls verschwiegen werden. Wer sich für eine Spende entscheidet, sollte genügend Trinken und es nach der Spende ruhig angehen lassen. Bei Schwächegefühl oder Unwohlsein sollte man dringend von der Spende absehen, denn das persönliche Wohl steht über allem.
Sie wollen nun Blut spenden?
Die Blutversorgung in Deutschland wird größtenteils durch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) organisiert. Die insgesamt sechs regional tätigen Blutspendedienste des DRK stellen Blutpräparate für Krankenhäuser und Praxen vor Ort her. Rund 70 Prozent des Bedarfs an Blutspenden werden so abgedeckt. 20 Prozent sichern die über 100 staatlich-kommunalen und universitären Blutspendedienste (StKB). Diese sind sowohl örtlich als auch organisatorisch in Krankenhäuser integriert. Zusätzlich gibt es auch noch private Anbieter, die den restlichen Bedarf decken.
Blutspendetermine des DRK in Ihrer Nähe finden Sie:
- über die Smartphone-App "DRK-Blutspende"
- online auf der Seite des DRK
- unter der Rufnummer 0800 / 11 949 11, diese ist kostenfrei aus dem deutschen Festnetz erreichbar
- oder in der lokalen Presse
Regionale Spendezentren finden Sie Homepage des StKB.