Die benigne Prostatahyperplasie (BPH) ist die häufigste urologische Erkrankung des Mannes. Harndrang und Schmerzen können die Folge sein. Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Inhalt
So groß ist die gesunde Prostata
Die Prostata vergrößert sich ab 50
Symptome einer vergrößerten Prostata
Gefahren der Prostatavergrößerung
Transurethrale Resektion bei vergrößerter Prostata
Prostata-Embolisation als Alternative
Für wen ist welche Behandlung geeignet?
Abhilfe für zu Hause: Pflanzliche Präparate für die Prostata
Was bringen pflanzliche Prostatamedikamente?
So groß ist die gesunde Prostata
Die Prostata, auch Vorsteherdrüse genannt, gehört, wie Hoden und Samenleiter, zu den inneren Geschlechtsorganen des Mannes. Sie liegt zwischen der Harnblase und dem Beckenboden und besteht aus zahlreichen Drüsen, Bindegewebe und Muskelfasern. Bei gesunden Männern ist sie normalerweise so groß wie eine Kastanie und wiegt ungefähr 20 Gramm.
Die Prostata vergrößert sich ab 50
Die Prostata vergrößert sich bei allen Männern mit zunehmendem Alter – meistens ab 50. Wieso das passiert, ist noch nicht abschließend geklärt – hormonelle Veränderungen sowie genetische Faktoren spielen wahrscheinlich eine Rolle. Nur ein Teil der Männer mit vergrößerter Prostata bemerke überhaupt Symptome, erklärt Urologe Professor Ulrich Humke vom Klinikum Stuttgart. „Und nur ein Teil von denen, die Symptome haben, haben solche Symptome, dass sie darunter leiden.“
Symptome einer vergrößerten Prostata
Die sogenannte benigne Prostatahyperplasie (BPH) ist die häufigste urologische Erkrankung des Mannes. Das Drüsengewebe engt dabei die Harnröhre ein – Harndrang und Schmerzen beim Wasserlassen können die Folge sein. Dies kann bei Betroffenen auch zu Schlafmangel führen, da sie nachts mehrmals aufstehen müssen.
Gefahren der Prostatavergrößerung
Im schlimmsten Fall kann der Harn nicht mehr vollständig abfließen. Wenn sich Restharn bildet, besteht die Gefahr, dass dort Bakterien wachsen und Entzündungen oder Infektionen entstehen, so Prof. Ulrich Humke. „Wenn eine Blase sich am Ende mit ganz viel Restharn, zum Beispiel einem Liter oder anderthalb Litern, füllt, dann sprechen wir von einer Überlaufblase“, erklärt der Urologe. Durch den entstehenden Rückstau können auch Harnleiter und Nieren geschädigt werden.
Transurethrale Resektion bei vergrößerter Prostata
Im fortgeschrittenen Stadium der Prostatahyperplasie muss die Erkrankung operativ behandelt werden.
Eines der Standardverfahren zur Behandlung des benignen Prostatasyndroms ist die sogenannte transurethrale Resektion. Dabei wird mit Hilfe von Lasern oder elektrischem Strom störendes Gewebe in Prostata und Harnblase abgetragen, sodass der Harn wieder gut abfließen kann. Die Operation erfolgt endoskopisch in der Regel unter Vollnarkose, indem die Operationsinstrumente über den Penis in die Harnröhre eingeführt werden.
Prostata-Embolisation als Alternative
Eine Alternative zur Operation ist die sogenannte Prostata-Arterien-Embolisation. Sie wird nicht von Urologen, sondern von Radiologen durchgeführt. Professor Christian Habermann bietet die Behandlung seit 2015 am Hamburger Marienkrankenhaus an.
Dabei werden die Arterien, die die Prostata mit Blut versorgen, mit winzigen Plastik-Partikeln von 100 bis 300 Mikrometern Größe verschlossen, erklärt Prof. Habermann. Die Partikel gelangen in einer Emulsion mit Hilfe eines Katheters durch die Beckenarterie bis zur Prostata-Arterie, wo sie die Seitenäste verstopfen sollen. Dadurch wird die Prostata mit weniger Blut und Sauerstoff versorgt und beginnt zu schrumpfen. Der Druck auf die Harnröhre lässt nach und verschwindet irgendwann völlig.
Abbau der Partikel nach Prostata-Embolisation
Nach der Behandlung wird die Prostata von anderen Gefäßen mitversorgt, doch ein Teil des Prostatagewebes stirbt nach einigen Wochen ab. Dann ist das Ziel des Eingriffs erreicht. Das verstorbene Gewebe wird durch den Körper abgebaut, so Christian Habermann.
Für wen ist welche Behandlung geeignet?
Immer mehr Kliniken in Deutschland bieten heute schon beide Behandlungsmethoden an. Professor Ulrich Humke empfiehlt die Embolisation älteren Patienten, bei denen eine Narkose riskant ist, Patienten, die blutgerinnungshemmende Medikamente nehmen, und Patienten, die unter wiederkehrenden Blutungen aus einer sehr großen Prostata leiden.
Beide Behandlungsmethoden haben ihre individuellen Vorteile. Für welche "Mann" sich entscheiden sollte, muss jeder Patient mit seinen Ärzten abklären.
Abhilfe für zu Hause: Pflanzliche Präparate für die Prostata
Bei leichteren Beschwerden wie häufigem oder nächtlichem Harndrang sollen apothekenpflichtige rezeptfreie Arzneimittel helfen. Bei ihnen handelt es sich um sogenannte Phytopharmaka, die aus Pflanzenextrakten wie der Sägepalmenfrucht, Brennnesselwurzeln oder Kürbissamen hergestellt werden.
Viele Extrakte wie Brennnesselwurzeln und Kürbissamen werden schon seit Jahrhunderten bei solchen Symptomen angewendet. Ob sie aber eine Wirkung haben, ist laut Prof. Dr. Robert Fürst vom Institut für pharmazeutische Biologie an der Universität Frankfurt am Main derzeit nicht ausreichend in klinischen Studien bewiesen. Trotzdem sind die Produkte von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) zugelassen – allerdings unter dem Status traditional use.
„Die EMA sagt sowohl zu Kürbissamen-Extrakten als auch zu Brennnesselwurzel-Extrakten, dass es der traditionellen Verwendung entspricht, d. h. der traditional-use-Status wurde vergeben. Es ist nicht der Fall, dass es dazu keine klinischen Studien gibt. Es gibt kleinere Studien, die allerdings von ihrer Aussagekraft gering sind. Auch die Wirkstärke ist relativ gering“, erklärt Prof. Dr. Robert Fürst.
Laut dem Experten sei die Kombination von Sägepalmenfrucht und Brennnesselwurzel am vielversprechendsten. Hier gibt es Studien, die eine ordentliche Wirksamkeit bescheinigen. Es wurden Studien zum Beispiel im Vergleich zu einem chemisch-synthetischen Arzneistoff durchgeführt. Das Ergebnis dieser Studien ist, dass eine Gleichwertigkeit bescheinigt werden konnte.
Was bringen pflanzliche Prostatamedikamente?
Die pflanzlichen Extrakte wurden in Zellkultur-Modellen untersucht. Dort wurde herausgefunden, dass das Wachstum der Prostatazellen in der Zellkultur verlangsamt wurde. Zudem war das Ergebnis, dass der Testosteron-Effekt, also der Hormon-Effekt, auf die Prostatazellen abnimmt. Außerdem konnte ein entzündungshemmender Effekt festgestellt werden. Ob die beschriebenen Effekte aber auch im Menschen, also im Mann, zum Tragen kommen, ist bisher nicht klar. Hier bräuchte es noch viel mehr Forschung, laut Prof. Dr. Fürst.
Was jedoch sicher ist: Die pflanzlichen Präparate haben so gut wie keine Nebenwirkungen. Jedoch sollten sich Männer, die unter Harndrang oder Schwierigkeiten beim Wasserlassen leiden, immer von einem Urologen untersuchen lassen. „Es gibt verschiedene Erkrankungen, die solche Symptome auslösen können. Vor allem das Prostatakarzinom ist eine Erkrankung, die ausgeschlossen werden muss. Es gibt weitere innere Erkrankungen der Blase, wie zum Beispiel ein erhöhter Blutzucker, der hinter einem häufigen Wasserlassen stecken kann. Auch neurologische Erkrankungen können eine Ursache sein”, erläutert Urologe Dr. Sebastian Frees.
Bei einer gutartigen Prostatavergrößerung wird im nächsten Schritt festgestellt, wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist. Dazu gibt es einen standardisierten Fragebogen, der ermittelt:
- Wie oft war die Blase nach dem Wasserlassen nicht ganz geleert?
- Wie oft muss man nachts zur Toilette?
- Wie fühlen sich die Betroffenen mit den Symptomen?
Nur wenn sich das Prostatasyndrom im Frühstadium befindet, empfiehlt Dr. Frees pflanzliche Präparate. Auch er rät zur Kombination aus Sägepalmenfrucht und Brennnesselwurzel. Die Krankenkassen bezahlen diese Präparate in der Regel nicht.
Infos zu unseren Experten
- Prof. Dr. Ulrich Humke, Klinikum Stuttgart
- Prof. Dr. Christian Habermann, Marienkrankenhaus Hamburg
- Dr. Sebastian Frees, Facharzt für Urologie
- Prof. Dr. Robert Fürst, Institut für Pharmazeutische Biologie, Uni Frankfurt
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