Antibiotika sollen in der Infektionszeit für schnelle Abhilfe sorgen. Doch eine falsche Einnahme kann gefährliche Folgen haben. Worauf sollte man achten und gibt es Alternativen?
Einsatz von Antibiotika: Was ist sinnvoll?
Antibiotika werden häufig zu schnell verschrieben. Auch bei viralen Infekten, bei denen sie gar nicht wirken. Sind solche Infekte die Grundlage, wie zum Beispiel bei einer Hals-Nasen-Ohren-Erkrankung, können Antibiotika Therapien eigentlich vermieden werden, erklärt Dr. Anna-Lena von Kannen.
Sie ist für den sorgsamen Einsatz von Antibiotika sensibilisiert. Denn sie hat vor wenigen Jahren an einer Studie zur Reduktion des Einsatzes von Antibiotika bei Harnwegsinfekten (von Frauen) teilgenommen. Dazu wurden im Vorfeld die wichtigsten Keime festgestellt, bei denen Antibiotika nicht mehr wirken, also Resistenzen gebildet haben. Und dann wurden nur die Antibiotika verschrieben, bei denen in diesem Bereich die wenigsten Resistenzen bekannt waren. Das zeigte Wirkung. Bei den Patientinnen, die Teil der Studie waren, traten seltener wiederkehrende Harnwegsinfektionen auf.
Alternativen zu Antibiotika
Dr. Anna-Lena von Kannen empfiehlt, bei leichten Infekten zunächst eine Behandlung ohne Antibiotika zu versuchen.
Folgende Punkte sind zu beachten:
- zuerst die Trinkmenge steigern
- gegebenenfalls Phytotherapeutika dazunehmen (Heilmittel auf Pflanzenbasis)
- ein nicht steroidales Anti-Rheumatikum wie zum Beispiel Ibuprofen oder Paracetamol einnehmen
So können die Schmerzen nachlassen und der Körper hat Zeit, die Entzündung selbst zu behandeln.
Alternativen zu Antibiotika Was tun bei einer Blasenentzündung?
Häufig werden bei einer Blasenentzündung sofort Antibiotika verschrieben, doch Experten raten davon mittlerweile ab. Denn bei leichten Verläufen reichen pflanzliche Mittel oft aus.
Antibiotika gezielt einsetzen
Am Universitätsklinikum Freiburg hat die passende Antibiotikatherapie schon lange einen hohen Stellenwert. Denn das Team um Prof. Rieg sieht immer wieder Fälle, in denen Antibiotika unkritisch gegeben oder weitergeführt werden. Sie prüfen daher bei jedem Patienten genau, ob überhaupt eine Antibiotika-Therapie notwendig ist. Das Ziel ist es, die Antibiotikatherapie möglichst kurz zu halten und genau auf den Erreger abzustimmen. Das ist an vielen Kliniken noch kein Standard.
Studie zum Einsatz von Antibiotika
In einer Studie des Universitätsklinikum Freiburg wurden mehr als 8.500 Patienten aus zehn Krankenhäusern untersucht. Das Ergebnis: Ein Drittel erhielt mindestens ein Antibiotikum. Ein Viertel der Verschreibungen war nicht adäquat verordnet und bei etwa der Hälfte hätte ein Mittel mit schmalerem Wirkspektrum ausgereicht. Zudem wurden Erregerdiagnostik, Dokumentation oder Therapiekontrolle häufig nicht richtig durchgeführt. Auch weil Personal und Standards für eine gezielte Antibiotika-Steuerung fehlen.
Resistente Keime in der Tierhaltung
Die Behandlung mit Antibiotika kann bei Patienten zu Resistenzen führen. Besonders häufig treten multiresistente Keime dort auf, wo regelmäßig Antibiotika eingesetzt werden. Das kann in Krankenhäusern oder in der Tierhaltung der Fall sein. Untersuchungen haben zudem gezeigt, dass in der Geflügelmast häufig so genannte Reserveantibiotika eingesetzt werden, die eigentlich nur für schwer behandelbare Infektionen vorgesehen sind. Dadurch steigt das Risiko, dass resistente Keime entstehen, die sich über das Fleisch in der Nahrungskette und über die Gülle in der Umwelt verbreiten können.
Diese Nahrungsmittel besser nicht mit Antibiotika einnehmen:
Dr. Anna-Lena von Kannen empfiehlt ihren Patienten, darauf zu achten, nicht gleichzeitig mit Antibiotika Milchprodukte zu sich zu nehmen. Denn diese verändern die Aufnahme des Antibiotikums. Das gilt auch für auch Nahrungsmittel, die die Magensäure stark anregen. Dazu gehören zum Beispiel Kaffee und Tee.
Darmgesundheit: Richtige Ernährung nach Antibiotikabehandlung
Nach einer Antibiotikatherapie ist die Vielfalt der Darmbakterien reduziert. Um die Flora wieder aufzubauen, sollte auf eine gesunde Ernährung geachtet werden.
Besonders förderlich sind unverdauliche Ballaststoffe, sogenannte Präbiotika. Sie kommen zum Beispiel in Linsen, Bananen, Chicorée, Zwiebeln oder Knoblauch vor und gelten als gesundes “Futter” für die Darmbakterien.
Auch Probiotika wie etwa Sauerkraut, Joghurt, Kefir, Miso, saure Gurken, Käse und Kimchi haben einen positiven Effekt auf die Darmgesundheit. Sie enthalten lebende Mikroorganismen wie Milchsäurebakterien und Hefen. Experten empfehlen ohnehin, jeden zweiten Tag probiotische Lebensmittel und täglich Ballaststoffe zu sich zu nehmen. Unabhängig davon, ob die Einnahme von Antibiotika erforderlich ist oder nicht.
Nahrungsergänzungsmittel Helfen Probiotika wirklich der Gesundheit?
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