Kräuter wie Minze oder Oregano sind nicht nur zum Verfeinern von Gerichten da. Sie können auch eine heilende Wirkung haben, Entzündungen hemmen oder Schmerzen lindern.
Dass manche Pflanzen heilende Wirkungen haben, ist inzwischen kein Geheimnis mehr. Schon in dem alten Ägypten, in der Antike und im Mittelalter wurden Pflanzen oft als Arzneimittel genutzt. Nicht umsonst gibt es das Sprichwort, "Gegen jede Krankheit ist ein Kraut gewachsen".
Aber häufig weiß man gar nicht so genau, welche Pflanze eigentlich bei welcher Krankheit heilend wirken kann. Welche Pflanzen wirken also tatsächlich gesundheitsfördernd und was ist der Vorteil von Heilpflanzen gegenüber klassischen Medikamenten?
Wie wirken Heilkräuter?
Besonders effektiv wirken Heilpflanzen bei Entzündungen, Erkältungskrankheiten und Atemwegsinfekten. So ist es laut der Apothekerin Petra Schäfer besonders ratsam, die aus Pflanzen hergestellten Arzneimittel, auch Phytopharmaka genannt, bei Atemwegserkrankungen und Magen-Darm-Beschwerden einzusetzen.
Außerdem kann man einige der Pflanzenarten direkt oder in Form von Cremes auf die Haut auftragen. Denn auch gegen Hautunreinheiten können Heilkräuter helfen, da es sich bei ihnen in der Regel um Entzündungen handelt. Wichtig ist hier vor allem die schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung der Kräuter. Das Menthol der Pfefferminze erweitert die Blutgefäße und hat dadurch eine kühlende und schmerzstillende Wirkung. Außerdem wirkt sie gut gegen Juckreiz.
Warum bilden Heilkräuter Pflanzenstoffe?
Pflanzen bilden eine hohe Vielfalt an Inhaltsstoffen aus, die sie selbst zur Verbreitung, zum Schutz vor schädlichen Umweltfaktoren, Schadtieren oder zur Selbstheilung benötigen. Diese Inhaltsstoffe werden auch als sekundäre Pflanzenstoffe bezeichnet und können neben ihrer heilenden Wirkung manchmal sogar giftig oder reizend für den Menschen sein.
Bei vielen Gewürzkräutern sorgen diese sekundären Pflanzenstoffe für den Geschmack des Krauts. Für den Menschen relevant sind meistens die Inhaltsstoffe, die für Insekten giftig sind oder Bakterien, Pilze oder Viren abhalten sollen. Grund dafür ist, dass diese Stoffe bei Menschen ebenso eine Wirkung zeigen und so etwa bei Entzündungen helfen können. Allerdings kann es auch beim Menschen vorkommen, dass Pflanzenstoffe, die in der richtigen Dosierung eine heilende Wirkung haben, bei einer zu hohen Dosierung Nebenwirkungen erzeugen.
Ätherische Öle bei Gelenkschmerzen und Atemwegserkrankungen
Ätherische Öle haben ein sehr ausgeprägtes Erkennungsmerkmal: Ihren Geruch. So gehören unter anderem Lavendel, Eukalyptus, Teebaum, Minze und Salbei zu den Pflanzen, die ätherische Öle produzieren.
- Salbei produziert beispielsweise die Stoffe Campher und 1,8-Cineol, die besonders bei Erkältungen, Atemwegserkrankungen oder Gelenkbeschwerden eingesetzt werden können.
- Ackerminze und Pfefferminze produzieren den Pflanzenstoff Menthol. Dieser Stoff wirkt besonders gut gegen Erkältungen und Migräne. Außerdem wirkt Minze entkrampfend, entblähend und antibakteriell. Das kann bei Magen-Darm-Beschwerden helfen.
- Der Pflanzenstoff Taraxasterol ist in Löwenzahn und Bocksbart enthalten und ist wirksam gegen Schwellungen.
Vorsicht: Personen mit Gallensteinen oder Leberschäden sollten beispielsweise Pfefferminze nur unter ärztlicher Aufsicht verwenden.
Schmerz lindern mit Gerbstoffen
Gerbstoffe sind besonders dafür bekannt, dass sie entzündungshemmend wirken. Sie wirken adstringierend. Das heißt, dass sich ein Gerbstoff mit einem körpereigenen Eiweiß verbindet und imstande ist, dieses zu verändern. Das kann dazu führen, dass Gewebe und Schleimhäute sich zusammenziehen. Auf diese Weise können die Wundheilung unterstützt werden und entzündliche Stellen einfacher heilen. Außerdem wirken viele Gerbstoffe schmerzlindernd. Zu den Pflanzen, die Gerbstoffe enthalten, gehören unter anderem Kräuter wie Kamille und Schafgarbe oder sogar Früchte wie Trauben.
Durchblutungsfördernde Glykoside?
Pflanzen produzieren häufig eine Vielzahl von Glykosiden, die meist der Abwehr von Erregern und zur Selbstheilung dienen. Zu den Glykosiden gehören unter anderem die Flavonoide oder die Senfölglykoside. Flavonoide sind bei Pflanzen vor allem für die Farbentwicklung verantwortlich. Sie sorgen aber nicht nur für die Farbenvielfalt der Pflanzen, sondern sind auch medizinisch hochinteressant. Sie sollen kreislaufstärkend, krampflösend und durchblutungsfördernd sein. Auch die Flavonoide gliedern sich wiederum in Untergruppen, dazu zählen unter anderem die Flavone und die Isoflavone.
- Zu den Kräutern, die Flavone beinhalten, zählen die Schafgarbe, die Ringelblume oder die Kamille. Flavone werden für krampflösende Medikamente verwendet und oft bei Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt. Darüber hinaus können sie blutdrucksenkend, gefäßerweiternd und mitunter harntreibend wirken.
- Zu den relevanten Isoflavonen gehören Biochanin A, Genistein und Formononetin. Sie nehmen eine wichtige Funktion in der Abwehr von pflanzlichen Krankheitserregern ein. Finden kann man sie beispielsweise in Sojabohnen und in Kräutern wie Rotklee. Sie finden unter anderem bei der Behandlung von Altersbeschwerden Anwendung. Ob sie in der Lage sind, die Wucherung von Krebszellen zu hemmen, ist bislang noch umstritten.
Bitterstoffe
Zu den Pflanzen, die Bitterstoffe enthalten, gehören beispielsweise Wermut, Enzian, Spitzwegerich oder das Tausendgüldenkraut. Die Bitterstoffe erkennt man besonders einfach an ihrem bitteren Geschmack. Besonders hilfreich sind Bitterstoffe bei Magen-Darm-, Leber- und Gallenbeschwerden. Zudem sollen sie den Kreislauf und das Herz unterstützen.
Weidenrinde in Aspirin-Tabletten?
Überraschend oft sind es Naturstoffe, die die Grundlage für chemisch erzeugte Medikamente liefern. So beispielsweise die Weidenbäume in welchen sich Salicyl-Verbindungen, die vor allem bei der Schmerzlinderung eine große Rolle spielen, finden. Biologe Stefan Brändel erklärt: "Ein gutes Beispiel ist Acetylsalicylsäure: das kennt man als Präparat z. B. als ASS oder als Aspirin. Und das stammt aus der Weide." Zu finden sei dieser Stoff in der Weidenrinde, aus der man ihn dann auch isolieren könnte. Später landet er jedoch als chemisch synthetisiertes Präparat in der Aspirin-Tablette. In diesem Fall wurde der in der Natur vorkommende Stoff also chemisch hergestellt. In der Aspirin selbst steckt demnach keine Weidenrinde mehr - sie liefert jedoch die Grundlage.
Außerdem kommen Salicyl-Verbindungen in Oregano, Basilikum, Thymian, Petersilie, Dill, Pfefferminze, Kardamom, Teufelskralle und in einigen Veilchenarten vor.
Welche Vorteile gibt es gegenüber chemischen Medikamenten?
Weil die Pflanzenstoffe eher sanft wirken und deshalb kaum gravierende Nebenwirkungen haben, sind sie selten rezeptpflichtig und auch ohne ärztliche Aufsicht anwendbar.
Heilkräuter im Garten
Wer Heilkräuter im eigenen Garten oder auf dem Balkon anpflanzen möchte, sollte darauf achten, den natürlichen Herkunfts-Ort der Pflanze zu simulieren und ein geeignetes Klima zu schaffen. Dazu ist es hilfreich, wenn man weiß, woher die Pflanze kommt.
Einen Heilkräuter-Tee zubereiten
Eine Kombination aus getrockneten oder frischen Kräutern wie Kamille, Melisse und Pfefferminze wirkt laut Petra Schäfer nicht nur entzündungshemmend, sondern auch krampflösend, beruhigend und besonders effektiv bei akuten Beschwerden wie einer Erkältung. Wichtig sei, dass man beim Teeaufguss die Mischung mit kochendem Wasser übergießt, fünf bis sieben Minuten lang abgedeckt ziehen lässt, sodass die ätherischen Öle nicht abdampfen. Die Kräuter könne man dann abgießen und der Tee ist fertig!
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