Für viele ist Löwenzahn ein lästiges Unkraut. Doch als Heilpflanze helfen die gesunden Bitterstoffe des Wildkrauts nicht nur beim Abnehmen und bei Verdauungsbeschwerden.
Er wächst im Garten und am Wegesrand und wurde bereits in der Antike als Heilpflanze geschätzt: Besonders seine Bitterstoffe machen Löwenzahn so gesund. Wir zeigen, wie heilsam Blüte, Blätter und Wurzeln des Wildkrauts für die Gesundheit sind.
Hausmittel: Gut für Fettverdauung, Magen, Galle, Stoffwechsel
Bloggerin Isabel Fischer von „Heger und Sammler“ empfiehlt ihren Followern Löwenzahn, weil sie ein Riesen-Fan von Bitterstoffen ist. „Die sind supergut für die Verdauung.“ Und sie ist begeistert, „weil man Löwenzahn so vielfältig verarbeiten kann.“
Apothekerin Birgit Steinke bietet Löwenzahn lose zur Teezubereitung an oder fertig gemischt in Teebeuteln. „Löwenzahn wird gerne als Fettverdauungs-Tee eingesetzt. Das fördert den Appetit, die Magensaft-Sekretion und auch die Gallensaft-Sekretion.“
Naturheilkunde-Arzt Professor Andreas Michalsen vom Immanuelkrankenhaus in Berlin kennt die wissenschaftlichen Daten zur Wirksamkeit. „Der Löwenzahn ist für mich eine Arzneipflanze, die sehr gute Wirkungen auf den Stoffwechsel hat.“
Wo der Löwenzahn am liebsten wächst
Löwenzahn ist in Europa weit verbreitet. Er mag Böden mit viel Nitrat, wie es in Tiergülle vorkommt, und ist deswegen auf ländlichen Grünflächen zu finden. Wir kennen ihn als Wildkraut auf Wiesen, an Wegrändern und in Gärten.
Seinen Namen hat der Löwenzahn wegen seiner gezackten Blätter, die an die Zähne eines Löwen erinnern. Die gelbe Blüte ist eine Scheinblüte, die aus vielen einzelnen Zungenblüten besteht. Nach dem Verblühen entsteht die berühmte Pusteblume - die Früchte sehen aus wie kleine Fallschirme, die die Pflanze weiterverbreiten.
Bei welchen Beschwerden hilft die Heilpflanze Löwenzahn?
Die Bloggerin Isabel Fischer ist Wildkräuterpädagogin, zertifizierte Heilpflanzenkundlerin und von der Vielseitigkeit des wild wachsenden Hausmittels begeistert.
Unter anderem stellt sie aus Löwenzahn eine bittere Tinktur her. „Die tut total gut, wenn man zu fettig oder zu schwer gegessen hat und die Verdauung nicht so richtig in Gang ist.“
Für die Bitter-Tinktur nimmt sie Blätter vom Löwenzahn und auch ein paar Stängel und schneidet sie nach dem Waschen mit einem Messer in Stücke. Das Heilmittel setzt sie mit hochprozentigem Alkohol an. „Wenn die Pflanzenteile ein bisschen aufgebrochen sind, können die Inhaltsstoffe einfacher in den Alkohol übergehen.“ Dieser Ansatz muss etwa einen Monat ziehen. Die Tinktur nimmt man dann nach Bedarf tröpfchenweise zu sich.
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Löwenzahn essen: Stängel und Blätter im Salat, Blüten als Gelee
Die Stängel des Wildkrauts lassen sich auch für knackige Salate bedenkenlos verwenden. Übrigens: Die Milch in den Stielen ist in üblichen Verzehrmengen nicht giftig.
Rezept Löwenzahn-Smoothie
Löwenzahn werden viele positive Wirkungen zugeschrieben: Wer die Löwenzahnstengel nicht roh essen will, der kann sich einen Smoothie mixen.
Der nach Lust und Laune gemischte Salat zum Beispiel wird angereichert mit geschnittenen Stängeln und Blättern vom Löwenzahn. „So haben wir es einfach in unser Essen integriert und können uns langsam an Bitterstoffe gewöhnen.“
In den gelben Blüten des Löwenzahns seien nicht so viele Bitterstoffe enthalten, dafür aber viele Flavonoide, die unter anderem entzündungshemmend wirken, weiß die Bloggerin.
Auch ein leckeres Gelee oder Marmelade lässt sich mit den zarten Blüten des Löwenzahns gut herstellen, so die Expertin. Die Blüten kurz in Wasser aufkochen und etwas ziehen lassen - abseihen und mit Gelierzucker nach eigenen Wünschen Gelee oder Marmelade kochen. „Das schmeckt leicht nach Honig und ist deswegen eine super, vegane Honig-Alternative.“
Löwenzahn aus der Apotheke: Anwendungsgebiete und Wirkungsweisen
Löwenzahn gibt es in der Apotheke als fertigen Tee in Kombination mit anderen Kräutern oder lose zum Aufgießen. Apothekerin Birgit Steinke empfiehlt den Tee bei Verdauungsbeschwerden. „Löwenzahn ist eine traditionelle Arznei-Pflanze, sehr reichhaltig an Bitterstoffen und wird deswegen zur Förderung des Appetits eingesetzt. Es fördert die Gallensaft-Sekretion, wird also bei leichten Gallenbeschwerden eingesetzt. Und es fördert auch die Harnmenge, das heißt es wird gerne bei leichten Harnwegsinfekten eingesetzt.“
Die Bitterstoffe seien allerdings sehr thermolabil. „Sie werden durch Hitze sehr schnell zerstört, und damit hätte der Tee auch keine Wirkung mehr.“
Für einen Löwenzahn-Tee gießt man erst einmal die Wurzeln des Löwenzahns mit kaltem Wasser an, und lässt es ungefähr 10 bis 15 Minuten stehen. Diesen Sud kann man einmal kurz aufkochen, abseihen und ihn dann entsprechend trinken. Die Apothekerin weiß:
Gesunde Inhaltsstoffe: Was macht Löwenzahn zum Arzneimittel?
Löwenzahn enthält:
- den Ballaststoff Inulin, der gut für die Darmflora ist
- viel Vitamin C
- die sogenannten Sesquiterpenlactone, spezielle Bitterstoffe.
Professor Andreas Michalsen, Naturmediziner am Immanuelkrankenhaus in Berlin, erklärt, die Bitterstoffe des Löwenzahns docken an die Rezeptoren im Magen-Darm-Trakt an. „Das Spannende ist, es hat zwei Wirkungen, die auf den ersten Blick gegensätzlich wirken. Die erste Wirkung ist, dass bitter appetitanregend ist. Deswegen gibt es auch Aperitifs, die meisten sind ja bitter. Wenn wir sie aber geschluckt haben, wenn sie mal im Magen-Darm sind, dann machen sie uns relativ schnell satt.“ Die Bitterstoffe des Wildkrauts können also dabei helfen, weniger zu essen.
Forschung zu Löwenzahn: Gibt es wissenschaftliche Studien zur Heilwirkung?
Professor Michalsen sagt, „die wissenschaftliche Datenlage bei Löwenzahn ist nicht allzu reichlich“. Es gebe viele Laborexperimente mit Tieren zu den einzelnen Inhaltsstoffen, zu Bitterstoffen, gerade auch die Wirkungen auf die Galle, auf die Sättigung, auf Diabetes Typ 2 oder Cholesterin. „Das sind alles Tierversuche. Beim Menschen haben wir eigentlich nur die traditionelle Anwendung, die Beobachtung.“
Studien mit Mäusen zeigten, der Cholesterin-Wert verbessert sich, der Blutdruck-Wert verbessert sich durch Löwenzahn. „Aber beim Menschen wissen wir das alles noch nicht so genau.“
Als sogenannte traditionelle Anwendung erkennt die europäische Zulassungsbehörde bei Löwenzahn die Wirkung an bei Appetitlosigkeit und zur Anregung des Gallensaftflusses bei Verdauungsproblemen sowie bei leichten Harnwegsinfekten.
Die Risiken: Gibt es bei Löwenzahn unerwünschte Nebenwirkungen?
Der Arzt für Naturheilkunde Professor Michalsen betont: „Also Löwenzahn ist sehr gut verträglich. Es gibt wenig zu berücksichtigende Nebenwirkungen.“
Darunter fällt etwa gelegentlich eine Fotosensitivität durch die Milch in den Löwenzahnstängeln. Das heißt, man kann möglicherweise empfindlicher werden gegen Sonne und früher einen Sonnenbrand bekommen.
Apothekerin Birgit Steinke ergänzt, wer eine ausgeprägte Allergie gegen Korbblütler habe, sollte Löwenzahn-Tee möglichst meiden.
Auch Patienten mit Gallensteinen sollten Löwenzahn nicht verwenden, weil das Hausmittel die Galle anregt und damit die Gallensteine ins Rollen kommen könnten. „Diese damit ausgelöste Kolik sollte möglichst vermieden werden.“ Wer an Gallen- oder Nierenerkrankungen leidet, sollte also Löwenzahn nicht verwenden.
Das Fazit: Wie schneidet Löwenzahn ab?
Pro: Löwenzahn ist gut bekömmlich, ein Pluspunkt. Die wirksamen Inhaltsstoffe sind bekannt. Die wissenschaftliche Beweislage dagegen ist dünn. Bei Appetitlosigkeit, Verdauungsbeschwerden und leichten Harnwegsinfekten ist die Wirkung aber anerkannt.
Contra: Risiken und Nebenwirkungen gibt es nur für Allergiker und Menschen mit Gallen- und Nierenerkrankungen.
Löwenzahn gehört zu den wirksamen Phytopharmaka - in Kombination mit anderen Pflanzen sind kalte Teeaufgüsse gut für die Fettverdauung und helfen bei Appetitlosigkeit.
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